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In unserer Jahresplanung war für Frühjahr 2007 eine Besichtigung der Kapellen im Priesterseminar, im Diakonissenkrankenhaus und im Mutterhaus der Diakonissen vorgesehen. Wir wollten uns dort die Glasfenster zeitgenössischer Künstler ansehen. Irmtrud hatte sich angeboten die Erklärung der Fenster zu übernehmen.

Nachdem Frau Rünzler von unserem Vorhaben erfahren hat, hat sie einen Kontakt mit ihrem Nachbarn „Glas – Maurer“ hergestellt.

So konnten wir vor der Betrachtung der  Fenster die Glas – Werkstatt von Herrn Maurer besuchen und dort erfahren, wie die farbigen Gläser hergestellt und zu Glasbildern verarbeitet werden, einer Glasmalerin konnten wir bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

Nachfolgend beschreibt Sigrid Gläser die Geschichte des Diakonissenwesens und der Diakonissenanstalt, sowie des Priesterseminars. Die Beschreibung der Glasgemälde hat Irmtrud Dorweiler beigesteuert.

 

Glasfenster

Eine Gruppe interessierter Salier war in Speyer unterwegs um einige, bisher noch nicht besuchte, Einrichtungen kennen zu lernen. Am 21.02.07 waren wir zu Gast bei Glas – Maurer und am 10.03.07 beim Priesterseminar sowie bei der Diakonissenanstalt, um hier die wunderbaren Ergebnisse der Fensterglaskunst bekannter Künstler staunend, beinahe ergriffen, zu sehen.

Ich möchte nun einen kleinen Streifzug durch die zwar bekannten, aber in der Literatur und im Bewusstsein vieler Speyerer Bürger etwas stiefmütterliche behandelten Einrichtungen, machen.

Geschichte der Diakonissenanstalt und des Diakonissenwesens in Speyer.

In den Jahren 1854 / 55 wüteten in Speyer viele Epidemien und Seuchen, die Not der Menschen war unvorstellbar groß. Die Kräfte der kleinen Schar kath. Schwestern aber reichte nicht aus um helfend da zu sein – Schwestern wurden gesucht. –

Man erinnerte sich der Diakonissen der altchristlichen Kirche, der damit verbundenen Pflege verwundeter Soldaten und auch um das Elend der Armen in ihren Hütten zu lindern.

So fing es 1833 an: In Kaiserswerth stand die Wiege des bis heute großen umfassenden Diakoniewerkes – das erste Diakonissen – Mutterhaus.

Im Jahr 1859 kamen die ersten Probeschwestern, zwei Pfälzerinnen, ausgebildet in Straßburg, nach Speyer. Das erste „kleine Mutterhaus“ befand sich neben der Heiliggeistkirche.

Einer der Wegbereiter der „Inneren Mission“ war Johann Heinrich Wichern, der keinen leichten Stand hatte, denn allem „Neuen“ gegenüber waren die Menschen sehr misstrauisch.

Nach nur wenigen Jahren aber war das erste Mutterhaus zu klein. Es musste eine Lösung gefunden werden. Aber wie und welche? Die Schwesternschaft musste und wollte wachsen, denn der akute Pflegemangel für die Kranken war groß.

Da geschah es, dass eine Witwe aus Speyer ihr Herz für die Not der Schwestern auftat. In einem Gespräch erklärte sie sich bereit eines ihrer Häuser zu verschenken. So wurde im Jahre 1860 das 27 Zimmer enthaltende Haus am Georgenturm das zweite Mutterhaus. Der Umzug in das nun „große“ Haus war 1861. Es folgten sehr schwere Jahre, kaum vorstellbare Hindernisse um den eingeschlagenen Weg unbeirrt weiter zu gehen.

Zunächst war im zweiten Haus genügend Platz. Neue Arbeitszweige wurden eingerichtet z.B. eine Kinderstation. Es gab auch einen Betsaal, der auch, trotz Widerstände, von den Bürgern besucht wurde. Die Schwesternschaft vergrößerte sich langsam. Ab 1865 wuchs sogar die Zahl der Außenpflegestationen in Pirmasens, Kaiserslautern und St. Ingbert.

Das Werk vergrößerte sich unauffällig weiter.

Diakonissenschülerinnen wurden aufgenommen, die dann mit 18 Jahren als Probeschwestern arbeiten durften. Die Einsegnung zur Diakonissin erfolgte erst Jahre später.

1867 – 1873 wüteten erneut Epidemien (Cholera) in Speyer. Nun wurde durch diese menschliche Not auch das zweite Haus zu klein. 1880 schließlich hatte man die Hoffnung, ein neues, ein drittes Anstaltsgebäude eröffnen zu können. Aber wieder die bange Frage, wie?

Wieder kam Hilfe! Zu den großen Gönnern dieser nun als dritten geplanten Diakonissenanstalt gehörte der 1835 gebürtigte Speyerer, aber 1853 nach Amerika ausgewanderte Heinrich Hilgard.

Der zu großem Vermögen gekommene Hilgard schenkte zum Neubau des dritten Dia­konissenhauses 10.000 Mark. Es war ein Wunder! Das war 1881. Außer der ersten Gabe stellt Hilgard 1883 noch 100.000 Mark zur Verfügung. Das Grundstück für diese neue Einrichtung war inzwischen am Drachenturm erworben worden. 1884 kamen noch einmal 100.000 Mark aus der neuen Welt. Im Juni 1884 war Richtfest und im Januar 1885 die feierliche Einweihung. Zu beiden Ereignissen war auch der Stifter Hilgard mit seiner Frau angereist.

Dem Herrn und dem Gönner sei Dank. Aus einem kleinen Samenkorn war ein großer Baum herangewachsen.

Ja, meine lieben Salier, das war ein kurzer Abriss der Geschichte dieser Krankenanstalt.

Wir aber wollen dankbar sein, dass wir „hier“ und „heute“ leben dürfen, denn was aus den schweren Anfängen geworden und immer gewachsen ist, uns zum Wohl, das kennen wir alle. Unsere Diakonissenanstalt in der Hilgardstraße. Den vielen, vielen namenlosen Schwestern, die an diesem Werk unermüdlich arbeiteten ein stilles Gedenken!

Das KünstlerehepaarAda Isensee / Hans-Gottfried von Stockhausen gestalteten 1989 die Fenster der

Krankenhauskapelle:

Schöne, aber gefährdete Schöpfung.

Die seitlichen Fenster, rechts mit dem Thema Schöpfung und links mit der Rettung aus der Sintflut wurde von Ada Isensee, die Stirnseite mit Geburt – Tod - und Auferstehung Jesu von Hans-Gottfried Stockhausen geschaffen.

Besonders beeindruckend: die Augen Gottes, die sowohl in Schuld, Tod, als auch in der Rettung zu sehen sind als Wundmale der Hände Christi.

 

Mutterhauskapelle: 1984

Thema: Leben, helfen, hoffen im Zeichen des Kreuzes."

Im zentralen Fenster fügen sich die Bildteile wie in einem Kreuz zusammen: von der Geburt Jesu bis zu den Emmausjüngern. Die übrigen Fensterflächen sind durch grafisch gestaltete biblische Texte ausgefüllt. In dieser Weise bekundet der Künstler, dass er durch sein Werk die Verkündigung des Evangeliums bewusst mittragen möchte.

Rechts und links des zentralen Fensters befinden sich die Werke der Barmherzigkeit, somit werden die drei Fenster der Stirnwand thematisch verbunden und weisen auf den diakonischen Beweggrund, dass Glaube in der Liebe tätig wird.

Die beiden Fenster an der Längsseite haben zum Thema Verheißung und Hoffnung, von Noah über Abraham zu David, auch wieder umrahmt von Textstellen aus der Bibel.

Priesterseminar

Die Errichtung des neuen Priesterseminars in den Jahren 1955 / 57 auf dem Germansberg in Speyer knüpft an eine altehrwürdige Tradition an. Wo sich einst fromme Christen schon zur Römerzeit sammelten, wo später fromme Mönche das Lob Gottes sangen, erhebt sich jetzt die neue Stätte des Speyerer Klerus.

Alter Glaube und neue Zeit verbinden sich auf geschichtsträchtigem Boden.

Ausgrabungen 1946 / 47 brachten den Nachweis eines spätrömischen christlichen Friedhofs, einer merowingischen Kirche und einer frühmittelalterlichen Abtei. Als Patron des Speyerer Ger­mansklosters gilt der hl German, Bischof von Auxerre (gest. 448) Dieser Bischof war einer der berühmtesten fränkischen Heiligen seiner Zeit.

Im fränkischen König Dagobert (622 – 639) sah man den Gründer der Abtei auf dem Germansberg, gesichert ist diese Aussage aber nicht. Als ziemlich sicher gilt aber das 6. bis 7. Jahrhundert als Gründungstermin.

Nach einer Überlieferung war das Germansstift ursprünglich ein Benediktinerkloster. Gesichert ist aber die merowingische Kirche des 6. Jahrhunderts und die Existenz des Klosters für die Zeit König Dagoberts. Dieses war die Mutterkirche der sich neu bildenden Speyerer Kirche und vermutlich die älteste Bischofskirche, später St. German I genannt.

Wie in jener Zeit üblich diente sie auch als Grablege und war wahrscheinlich von Anfang an die Kirche des Klosters. Schon lange wirken im Mittelalter, draußen vor den Toren der Bischofsstadt Speyer, auf dem altehrwürdigen Germansberg, der ältesten nachweisbaren christlichen Kultstätte des frühen Christentums in unserer Gegend, fleißige Menschen, um das damalige Priesterseminar mit seiner neuen Kirche fertig zu stellen. Mit der Wahl der Ausbildungsstätte für den Priesternachwuchs auf dem Germansberg zu errichten, hat man eine alte Tradition am alten Platz zu neuem Leben erweckt. Denn schon Jahrhunderte lang befand sich am Germansstift eine jener Stiftsschulen deren Aufgabe es war, junge Menschen für den Priesterberuf auszubilden

Im Jahre 1469 wurde das Stift in das Stadtinnere, auf den heutigen Königsplatz, verlegt. Der Germansberg verlor seine Bedeutung als Pflegestätte des Christentums mit dieser Verlegung hinter die Mauern der Stadt. Der Grund für diesen neuen Platz war eine mehrmalige Zerstörung der Stiftsgebäude, die gefährliche Lage außerhalb der Stadtmauern war nicht länger hinzunehmen. Auf dem Germansberg blieb ein Teil der Kirche als Kapelle erhalten und war Ziel einer alljährlichen Gedenkprozession. Diese Kapelle ist noch auf einer Karte aus dem 18. Jahrhundert verzeichnet und wurde vermutlich erst im 19. Jahrhundert abgebrochen. Aber bereits im 18. Jahrhundert taucht der Gedanke auf, ein neues Seminargebäude am Rande der Stadt entstehen zu lassen.

Viel Zeit verging. Unter den wenigen Plätzen, die nun für einen Neubau geeignet erschienen, fiel die Wahl auf den Germansberg, nicht zuletzt deshalb, weil einst an dieser Stelle – wie berichtet – wohl das älteste Heiligtum im Gebiet der Diözese stand.

Die Bauzeit am Germansberg für das nun neue Bischöfliche Priesterseminar war von 1955 – 1957. Die Weihe der Kirche durch Bischof Isidor Markus Emanuel war am 18. Juni 1957.

Im Jahre 2007 feiert man nun das 50 jährige Bestehen . Eine Ausstellung zeigt die kulturhistorische und kirchengeschichtliche Bedeutung des Germansberges von der Römerzeit bis heute.

Glasfenster von Valentin Feuerstein in der Kapelle des Priesterseminars St. German

zum Künstler:

Valentin Feuerstein, geb. 1917 in Neckarsteinach, stammt aus einer Malerfamilie. Er arbeitete im Betrieb seiner Eltern mit, absolvierte eine solide Handwerkslehre. Krieg u. Arbeitsdienst durchkreuzten seine Pläne, an der Kunstakademie in München zu studieren. Nach dem Krieg kam er als Restaurator zur "Bauhütte Heilig Geist" in Heidelberg.

1955 fand er in der Glasmalerei seine Richtung. Aber nicht Kunst um der Kunst willen war sein Ziel, sondern: die Botschaft der Bibel auf seine Eigen-Art zu verkünden.

Seine Werke sind u. a. zu sehen in Freiburg / Münsterrosette,

Ulm: Fenster im Münster

Heidelberg: Abtei Neuburg

u.v. mehr

1982 schuf Valentin Feuerstein die Fenster der Kapelle des Priesterseminars St. German in Speyer

Beim Eintritt in die Kapelle ziehen fünf große Fenster den Betrachter in seinen Bann:

Blau herrscht vor, mit rot, grün und hellweiß durchsetzt. Ein unterschiedlich breites gelbgoldenes Band verbindet die einzelnen Fenster. Es ist unverkennbar, dass V. Feuerstein als großes Vorbild Chagall liebte und schätzte.

Erstes Fenster:

Rettungsgeschichte aus dem Alten Testament: Noah und seine Arche, Sündenfall und seine Folgen, Rettung und Verheißung an Abraham...

Zweites Fenster:

Mose im brennenden Dornbusch, Paschamahl, Auszug aus Ägypten, Zehn Gebote...

Drittes Fenster:

Geschichte von Jona und weiteren Propheten

Viertes Fenster:

Neues Testament: Taufe Jesu - Wunder

Fünftes Fenster:

Letztes Abendmahl - Auferstehung

 

Das gelbgoldene Band verbindet alle Fenster in einem Band der Berufung. Dies ist das Thema, welches sich durch alle Fenster hinzieht: Vom Alten Testament her bis ins Neue Testament, bis hin zu Jesus Christus die Grundlinien der Berufung, der Sendung durch Gott, festzumachen an Persön­lichkeiten, die dies mehr oder weniger vollkommen lebten.

 

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