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Eine „ungehaltene“ Rede

 

Dieter (der Aufgeregte) Kleiner hat uns nach dem Überreichen der Urkunden an die neuen Gäs­teführer durch Herrn Bürger­meister Brohm den Entwurf einer Rede zukommen lassen, die er eigentlich an diesem Abend hal­ten wollte. Warum er es nicht getan hat weiß ich nicht. Mir hat diese Rede jedoch so gut gefal­len, dass ich Herrn Kleiner ge­beten habe einen Beitrag für diese Zeitung zu schreiben. Dies hat er auch getan. Aber ihm und vor allem seiner Frau hat die nicht gehaltene Rede viel besser gefallen. Und so hat er mir die Entscheidung über das was veröf­fentlicht werden soll überlassen.

Ich schließe mich der Auffassung seiner Frau an und so kommen Sie doch in den Genuss der nicht gehaltenen, - aber keineswegs - „ungehaltenen“ Rede.

 

Klaus Feichtner

Gedanken zum Verlauf des Gästeführerseminars

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Brohm

Am Mittwoch, dem 13.10.2004 trafen sich das erste Mal die Teilnehmer des Seminars im Fraktionssitzungssaal der SPD, ein bunt zusammen gewürfelter Haufen. Nach langer Zeit wurden wir wieder einmal so richtig ein­geschult (manche hatten ihre Schultüte vergessen oder von ihren Eltern erst gar keine be­kommen).

Da die Prämisse des Seminars die Fremdsprachengästeführung war, hatten sich neben deutschspra­chigen Teilnehmern auch einige echte Ausländer angemeldet z.B. eine Finnin, eine ltalienerin, eine Holländerin, eine Polin und letzt­endlich als mein Nachbar auch ein echter Bayer.

Wohlgemut und in Erwartung interessanter Dinge erwarteten wir unsere Seminarleiterin (Leh­rerin) Frau Dorweiler und ihren wichtigen Assistenten. Zuerst hielt Frau Nitsche mit einführen­den Worten ihre segnenden Hände über uns. Dann wurden wir nach der Vorstellung von Frau Dorweiler und Herrn Feichtner so richtig auf den Boden schulischer Regularien zurückgeholt. Unter Androhung von Strafarbeiten und Nachsitzen sprach unsere gestrenge Lehrerin Frau Dorweiler:

"Also Kinder, das Seminar fängt jeden Mittwoch 17.30 Uhr an und ich meine nicht 17.29 und schon gar nicht 17.31!“ Spätestens da ist jedem klar geworden, dass wir mal wieder auf der Schulbank saßen

Das Seminar begann. Wir hörten alle interessiert zu und wurden bald von Umfang und Inhalt überrollt. Auffallend war gleich zu Beginn das besondere Papier­verteilungssystem des Herrn Feichtner; denn schon am ersten Abend bekamen wir so viele Broschüren und Blätter zum Stu­dieren, dass für manche von uns die Tageszeitung in den darauf folgenden Tagen ungelesen im Papierkorb landete

Akribische Sammler von Litera­tur wurden am selben Abend davon überzeugt, dass ihre Bü­cherregale in Länge, Tiefe und Höhe viel. zu klein sind, denn neben oben genannter Broschü­ren erhielten wir Empfehlungen für den Erwerb verschiedener wichtiger Bücher:

"Der Dom zu Speyer", 3 Bände der "Großen Stadtgeschichte", einen. Geschichtsatlas und die Denkmaltopographie "Kultur­denkmäler der Stadt Speyer", d.h. ca. 30 cm Bücherregalerweite­rung. Bei mir selbst passten diese Bücher gerade noch zwischen Goethe,. Schiller, Struwwelpeter und Brehms Tierleben. Verschie­dene Speyerer Schreiner, regist­rierten eine Flut von Bücherre­galerweiterungsaufträgen, denn die Empfehlungen wiederholten sich bei jeder folgenden Stunde und so kamen ca. 1 bis 1,5 m Regallänge am Ende des Semi­nars zusammen, von der Höhe ganz zu schweigen.

Kommen wir nun zu den Hausaufgaben:

Neben der Überarbeitung des Unterrichtsstoffes erteilte uns Frau DorweiIer kontinuierlich Sonderaufgaben, die ich ganz kurz aufliste:

1.    Gehen Sie mal am Wo­chenende ein wenig spa­zieren und schauen sich die Reste der Stadtmau­ern an. (Spaziergang von mindestens 5 km.)

2.    Lernen Sie so ganz neben­bei die 520 Straßenna­men der Stadt Speyer und kategorisieren Sie diese nach berühmten Personen, Berufen, Zünften, geistlicher oder kirchlicher Herkunft usw.

3.    Sie müssen alle mittelalterliehen Türme der Stadt und solche, die heute noch erhalten sind, kennen.

4.       bis zum nächsten Mal lernen Sie alle Baustile ab dem Griechischen Tempelbau bis zur Neu­zeit;

5.       besonderen Wert lege ich auf die Kenntnis des Domes und im speziellen alle Details der Portale des Domes;

Auch in den Weihnachtsferien gab es gegen alle Regeln der Schulgesetze Hausaufgaben auf. " Sehen Sie sich alle Kunstwerke rechts und links zwischen Dom und Altpörtel an."

Nach 4 bis 5 Seminarabenden begann sich die Angst vor der noch in Ferne liegenden Prüfung auszubreiten. Hier ein paar Ge­spräche unter den Seminarteil­nehmern:

  1. haben Sie Zeit. das alles zu lernen?
  2. mein Kurzzeitgedächtnis ist auch nicht mehr das, was es einmal war.
  3. ich bringe sämtliche Jah­reszahlen, Kaiser, Könige und, und.... durcheinander
  4. hoffentlich ist die Prü­fung nicht zu schwer

 

Schüchterne Fragen an Frau DorweiIer „Was prüfen Sie denn so?", wurden sehr klar beant­wortet: "Alles, was wir bisher gelernt haben und noch lernen werden". Dann folgte eine Kost­probe:" an welcher Stelle ist  am Domnapf das Wappen des Hoch­stiftes und das des Bischofs von Helmstadt?" und schon waren die Trefferquoten 0,0.

Leider schreitet die Zeit viel zu schnell voran und so nährte sich das Ende des Seminars. Der letzte Teil "Methodik, Dialektik" machte nochmals so richtig Spaß.

Neben unserer ungenannten Be­dürfnispyramide wurde die nach Maslow eingehend behandelt Weitere Themen, wie Elemente der Körpersprache, das dialekti­sche Viereck, die Gästetypologie usw. wurden durch praktische und bildliche Beispiele untermalt. Hier wurden so markante Einzelheiten, wie Zähne putzen, Schuhe putzen, stylen, Kaugummi kauen, Sonnenbrille tragen usw. einge­hend . behandelt.

Nach einem praktischen Teil an mehreren Samstagen folgten schriftliche und praktische Prü­fung und jetzt stehen wir ohne jegliche praktische Erfahrung vor Ihnen und hoffen, auch diese Hürde einmal zu nehmen.

Sollte, meine Damen und Herren, durch meine Ausführungen ein schiefes Bild auf den Ablauf des Seminars gefallen sein, so haben Sie sich ganz und gar getäuscht.

Im Gegenteil muss ich im Namen meiner Mitstreiter Ihnen Frau Nitsche, besonders Frau Dor­weiler und Herrn Feichtner ein ganz großes Kompliment ma­chen, mit welcher Kompetenz, Freundlichkeit und aufmuntern­der Lustigkeit sie uns den Weg bereitet haben. Dafür gilt unser ganz besonderer Dank.

Sie haben uns den Inhalt eines chinesischen Sprichwortes be­wiesen und mit auf den Weg gegeben:

"Wenn du nicht lächeln kannst, halte nie ein Seminar oder, er­öffne nie ein Gästeführerge­schäft."

 

Dieter Kleiner

17.03.05

 

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