südseiteklein.jpgBericht zum Privilegienfest 2015

Schwetzinger Zeitung

Krone33.jpgSalier

Gesellschaft e.V.

 

salier-gesellschaft: Priviliegienfest zum 25. Jubiläum im Kaiser- und Mariendom

Toleranz gegenüber Notleidenden gefordert

Textfeld:  Die Saliergesellschaft Speyer feiert mit einer Lichtermesse, Lichtergottesdienst, in der Krypta des Speyerer Kaiserdomes ihr Privilegienfest und erinnert mit dieser 1992 wieder aufgenommenen Tradition am ersten Samstag im August an den Tod von Kaiser Heinrich IV. am 7. August 1106. Dessen Sohn Heinrich V. rief 1111 dazu auf, am Todestag seines Vaters mit Gedenkkerzen in den Dom zu kommen und "von jedem Hause ein Brot den Armen als Almosen" zu geben - die Krypta war auch diesmal gut gefüllt. Foto: VenusVon unserem Mitarbeiter Nikolaus Meyer

SPEYER. Die am 9. September 1990 in Speyer gegründete Salier-Gesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Zu den wichtigsten Aktivitäten im Veranstaltungsreigen zählt das Privilegienfest. Im Gedenken an den salischen Herrscher Heinrich IV. und dessen Sohn Heinrich V. wird es alljährlich am ersten Samstag im August im Kaiser- und Mariendom abgehalten.

Der Anlass für den Lichtergottesdienst mit anschließendem Empfang in der Domvorhalle gründet in einer Begebenheit, die sich vor über 900 Jahren ereignete. Man schrieb das Jahr 1111, als Heinrich V. beim Papst die Loslösung seines Vaters vom Kirchenbann erwirkte und der Stadt Speyer anlässlich der Freisprechung wichtige Privilegien verlieh. Die Zuerkennung der Sonderrechte war mit der Auflage verbunden, dass die Bewohner der Stadt alljährlich am Todestag von Heinrich IV. (7. August 1106 in Lüttich) zur Messe gehen, Kerzen in den Händen tragen und jedes Haus ein Brot für die Armen gibt.

Die Salier-Gesellschaft hat diese Tradition 1992 mit dem Privilegienfest wieder aufleben lassen. Wie ihr berühmtes Vorbild pflegt sie einen sozialen Ansatz. Die beim Privilegienfest gesammelten Spenden werden ohne Abzug einem karitativen Zweck zugeführt. Am Samstag zelebrierte Domkapitular Josef D. Szuba den stimmungsvollen Lichtergottesdienst - alljährlich ein tief empfundenes Erlebnis in der Krypta mit angegliederter Grablege.

Die außergewöhnliche Atmosphäre wurde vom voluminösen Gesang zweier Chöre noch verstärkt. Etwa 70 Sängerinnen und Sänger hatten der katholische Kirchenchor St. Cäcilia1891 Otterstadt und der Speyerer Männergesangverein Frohsinn 1871 aufgeboten. Wenn sie unter der musikalischen Leitung von Dirk Manfred Schneider und begleitet von Katrin Tremmel an der Orgel Lieder wie "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehre" intonierten, stimmten die Gottesdienstbesucher voller Inbrunst mit ein.

Toleranz gefordert

Zahlreiche Repräsentanten aus Bildung, Forschung, Wirtschaft, Kultur und Kirche wohnten der bewegenden Veranstaltung bei. Alfred Schießler, Vorsitzender der Salier-Gesellschaft, schlug in seiner Begrüßungsrede einen Bogen von der Verleihung der Bürgerrechte zum Flüchtlingsproblem in unserer Zeit. Er forderte Toleranz gegenüber Notleitenden und bat um Spenden für das Erlich-Haus Speyer-West, in dem FlüchtlingenUnterbringung und Betreuung gewährt werde.

Domkapitular Szuba ging in seiner Predigt auf die fast 600-jährige Geschichte der Gebetsgemeinschaft der Stuhlbrüder ein, die mehrmals täglich den salischen Kaisern im Gebet gedachten, so die Erinnerung an sie wachhielten und ihnen für die Unterstützung von Bedürftigen dankten.

Nachdem Schwester Lucia vom Institut St. Dominikus in ihren Fürbitten Liebe zur Wahrheit, Sinn für Gerechtigkeit und Achtung vor der Menschenwürde angemahnt hatte, Domkapitular Szuba die Brote segnete und die Niederlegung von Blumengebinden auf den Kaisergräbern erfolgt war, klang die Veranstaltung mit einem geselligen Beisammensein in der Domvorhalle aus, bei dem nach erster Zählung etwa 1000 Euro gespendet wurden. Sie werden in den nächsten Tagen an das Erlich-Haus Speyer-West übergeben.

Bevor das Jubiläumsjahr mit einer Studienreise vom 19. bis 21. September ins Coburger Land und einem Totendenken am 17. Oktober in der Christuskirche Speyer-Nord ausklingt, findet der offizielle Festakt zum 25-jährigen Bestehen am 12. September im Historischen Ratssaal statt. Festredner ist Professor Dr. Stefan Weinfurter aus Heidelberg.

© Schwetzinger Zeitung, Montag, 03.08.2015