Bericht
zum Privilegienfest 2014 Schwetzinger Zeitung |
Salier Gesellschaft
e.V. |
Salier-Gesellschaft: Privilegienfest erinnert an Kaiser Heinrich IV. und Bischof
Reginbald II.
Lichter für den
Frieden zünden
Domkapitular Josef Szuba (l.) hält den Gottesdienst für die
Salier-Gesellschaft und entzündet mit Domschweizer Markus Belz (r.) an der
Osterkerze die Kerzen.
© Venus
Speyer. Als der mit dem Kirchenbann belegte Kaiser Heinrich IV. im bitterkalten
Januar 1077 vor der Burg Canossa um Einlass flehte, hätte der Salier sich über
Temperaturen gefreut, wie sie am Samstag beim Privilegienfest
der Salier-Gesellschaft in der Krypta des Kaiserdomes herrschten. Während in
der Stadt knapp 30 Grad für gut gefüllte Straßencafés sorgten, herrschte beim
traditionellen Lichtergottesdienst in der stimmungsvollen Unterkirche eine
angenehme Kühle.
Mit dem jährlich am ersten Samstag im
August stattfindenden Privilegienfest erinnert die
Salier-Gesellschaft an die Verleihung bedeutender Stadtprivilegien durch Kaiser
Heinrich V. im Jahre 1111. Verbunden mit der Verleihung war ein Gebot des
Herrschers, das die Bewohner Speyers aufforderte, am Todestag seines Vaters
Heinrich IV. mit Kerzen in den Händen zum Gedenkgottesdienst in den Dom zu
kommen, um fürs Seelenheil des Verstorbenen zu beten. Zusätzlich sollte von
jedem Haus ein Brot für die Armen als Almosen gespendet werden.
Diesen Teil des kaiserlichen Gebotes
erfüllt die Salier-Gesellschaft durch die Verteilung der beim Lichtergottesdienst
gesegneten Pax-Christi-Brote sowie durch eine finanzielle Spende an soziale
Einrichtungen in der Stadt. In diesem Jahr geht der Erlös an den Förderverein
Kindernotarztwagen. Welche Summe bei der Sammlung während des Gottesdienstes
und durch weitere Spenden erlöst wurde, wird die Salier-Gesellschaft bei der
Übergabe am 11. August im Amtszimmer von Oberbürgermeister Hansjörg Eger
bekanntgeben, der die Spende in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des
Fördervereins entgegennimmt.
Den Privilegien verpflichtet
Alfred Schießler,
Vorsitzender der Salier-Gesellschaft, erinnerte zu Beginn der von etwa 150
Gläubigen besuchten Messe an die im Freiheitsbrief niedergeschriebenen
Privilegien, denen sich die Salier-Gesellschaft bis heute verpflichtet fühle.
Domkapitular Josef Damian Szuba forderte die Gläubigen auf, für den Frieden in der
Welt zu beten. Dafür sei der Dom als Zeuge von Gewalt und Krieg, aber auch als
Symbol für Glaube und Hoffnung der richtige Ort. In seiner Predigt skizzierte Szuba den Lebensweg von Bischof Reginbald
II., den der erste salische Kaiser und Domgründer, Konrad II., im Jahre 1032
zum Bischof von Speyer ernannte.
Der nur sieben Jahre später am 13.
Oktober 1039 verstorbene und im unvollendeten Dom beigesetzte Gottesmann habe
als "Vater der Armen" gegolten, dessen Barmherzigkeit sich auch im
Ansatz des Privilegienfestes niederschlage, sagte Szuba. Die Teilnehmer an der Lichtermesse erfuhren ferner,
dass die Bronzetür zur Afrakapelle an der Nordseite
des Domes mit ihren lateinischen Inschriften dem tugendhaften Oberhirten
gewidmet seien, der den am 4. Juni 1039 verstorbenen Kaiser Konrad II. nur um
wenige Monate überlebt habe.
Begleitet von Dirk Manfred Schneider an
der Orgel, verlieh Sopranistin Christiane Schmidt mit Solovorträgen wie
"Lasst uns singen von der Gnade des Herrn" von Felix
Mendelssohn-Bartholdy oder dem "Agnus Dei" aus der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart
der Lichtermesse musikalischen Glanz. Mit der Niederlegung von Blumengebinden
auf den Gräbern der salischen Herrscher klang der Gottesdienst aus. mey
© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 05.08.2014