Salier
– Kurier 31 |
Salier Gesellschaft
e.V. |
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Die Salier-Gesellschaft auf den Spuren der
Salier in der Hochburg der Sachsenkönige und –kaiser im Harz und Umgebung mit
einem Abstecher nach Dessau Studienfahrt 2008 Liebe Salier, unsere diesjährige Studienfahrt führte
uns in den Harz nach Wer¬nigerode. Von dort aus machten wir uns täglich auf
den Weg, um die Spuren der Salier an verschiedenen Orten zu erkunden, ob¬wohl
uns bewusst war, dass wir uns in der Hochburg der sächsi¬schen Könige und
Kaiser befanden. Selbst Kaiser Karl der Große und andere bedeutende Könige
und Kaiser haben in die¬ser Gegend ihre Spuren hinterlassen. Neben Geschichte
interes¬sierten uns natürlich auch Kunst, Kultur sowie Literaten und Maler,
die in dieser besonderen Gegend gewirkt hatten. So machten sich 30 Salier und
Salierfreunde am 20. September 2008 auf den Weg, in dieses Gebiet
einzutauchen. Was auf unse¬rer 4 -tägigen Studienfahrt alles gesehen,
entdeckt und erlebt wurde, soll im folgenden Bericht für alle Beteiligten und
Interes¬senten zusammengefasst werden: Der Herbst beginnt und die Sa¬lier
gingen wieder wie die Zugvögel auf Reisen. Das Ziel der lustigen Reisege¬sellschaft
war in diesem Jahr der Ostharz. Auf der Hinfahrt ist die einsti¬ge
Kaiser .- und Reichsstadt Goslar unsere erste Station. Die Goslarer Kaiserpfalz ge¬wann ihre
eigentliche Bedeu¬tung unter Heinrich II., der – wie Urkunden bezeugen – im
Jahre 1017 eine bescheidene Villa ausgebaut hatte. Mit Konrad II. und Heinrich III.. begann
dann die Glanzzeit der Pfalz. Zwischen 1020 und 1050 der Bau des Königshofes
und der Nebenanlagen. Große Erweiterungen unter Heinrich V. Von 1106 bis
1125. Viele Aufenthalte einzelner Kaiser zu glänzenden Reichstagen. Mit dem
Niedergang der Stau¬fer verloren Goslar und und die Pfalz ihre einstige
Bedeutung im 13. Jahrhundert. Die Ge¬bäude verfielen oder verbrann¬ten fast
völlig. Im 19. Jahrhun¬dert, unter den Preußen, sollte eine Wiederherstellung
durch¬geführt werden, denn dieses „historisch wichtige Baudenk¬mal“, mit so
großer Geschich¬te, müsse unbedingt erhalten werden. Als Denkmal geschichtlicher Größe,
sollte die Pfalz eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlagen Ein idealisierender Bilderzy¬klus sollte
den nun wieder ent-standenen Kaisersaal zieren. Es entstand zwischen 1879 und
1897 und reicht von Karl dem Großen über Otto I., Heinrich II., Heinrich
III., dem Tod Heinrich III. (in der Pfalz), Heinrich IV., Heinrich V.,
Bar¬barossa, Heinrich dem Lö¬wen, Luther, Karl V. Bis Kaiser Wil¬helm I, alle
in verschiede¬nen Lebenssituationen. Das Herz Heinrich III. Befin¬det sich in
einem Sarkophag in der Ulrichskapelle. Nach einer kleinen Mittags¬pause
erlebten wir eine ein-drucksvolle Stadtführung. Im Mittelalter zählte Goslar 47 Kirchen,
Klöster und Kapellen, die die Stadtansicht prägten, man nannte Goslar auch
„nor¬disches Rom“. Ein Spazier¬gang durch die verwinkelten Gassen wurde zu
einer Entde¬ckungsreise durch die Archi¬tekturgeschichte. Ein wichtiges Gebäude war das Hospital
„Großes Heiliges Kreuz“, es zählt zu den ältesten bürgerlichen Hospitälern
Deutschlands aus dem 13. Jahrhundert. Der Huldigungssaal im Gosla¬rer Rathaus
ist ein Beispiel spätgotischer Raumkunst. Die wertvollen Tafelmalereien
zei-gen Kaiser und Könige, weis¬sagende Frauen die z.B. das Ankommen Christi auf Er¬den voraussagen. Marktplätze bildeten das Zen¬trum
mittelalterlicher Städte, sie dienten dem Handel, Maße und Gewichte wurden
geeicht und Gerichtsurteile vollstreckt. Am Hotel Kaiserwerth ist ein
Rechtssymbol, fast ein Wahr-zeichen der Stadt, angebracht; „Das
Dukatenmännchen“. Zah-lungsunfähige sollen mit dem Allerwertesten auf einem
Stein geschlagen worden sein. Als repräsentativstes Patrizier¬haus
wird „das Brusttuch“ er-wähnt. 1521 errichtet, gleicht es im Grundriss einem
Drei¬eck. Eine Berühmtheit an die¬sem Gebäude ist die Butter¬hemme. Das Siemenshaus soll den Ab¬schluss
bilden. Ein prächtiges Bürgeranwesen erbaut 1699 von Hans Siemens, dem Urahn
des Konzerngründers Werner Siemens, 1888 geadelt. Die ungleichen Türme der Marktkirche
faszinieren eben¬so, wie die vielen unerwähnten Gebäude. Der Bergbau trug maßgeblich zur
Entwicklung der Stadt bei. 1922 feierte Goslar sein 1000 jähriges Jubiläum.
Man geht aber davon aus, dass bereits früher eine Ansiedlung im Tal der Gose
existierte. Im 13. Jahrhundert bereits er¬folgte der
Beitritt zur Hanse. Im 16 Jahrhundert verarmte Goslar auf Grund von
Streitig¬keiten mit Herzog Heinrich d.J., diese Lage wurde durch die
Besetzung der Schweden im Dreißigjährigen Krieg noch verstärkt Goslar ist einfach eine Reise wert,
kommen und Staunen. Seit 1992 auf der Liste der UNESCO als Weltkulturerbe. Sigrid Gläser Wernigerode, Quedlinburg und Halberstadt Am 2. Tag wurden wir um 9.00 Uhr von der
Reiseleiterin, Frau Buchhorn, zu einem
kleinen Spaziergang durch Wernigerodeabgeholt. Überragt wird Wernigerode
durch das auf dem Agnesberg liegende Schloss, ehemals Sitz der Gra¬fen von
Stolberg-Wernigerode, es ist heute Zentrum für Kunst und Kulturgeschichte
.Werni¬gerode erhielt 1229 das Stadt-recht. Die Stadt hat viele malerische,
niedersächsische Fachwerk-häuser, weshalb Hermann Löns sie auch die „bunte
Stadt am Harz“ nannte. Sehenswert ist vor allem das Rathaus, gebaut wurde es 1277 als
„Spelhus“, es war also ein Ort für Vergnü-gungen, zugleich aber auch
Gerichtsstätte der Grafen. Nach einem Brand
wurde es um 1539 mit zwei spitzen Er-kertürmen zum Rathaus umge¬baut.
Die Ratswaage von 1450-60 trägt den ältesten Figuren¬schmuck mit Fastnachts-
und Gauklerfiguren neben Heili¬gendarstellungen. Hier in
Wernigerode startet auch die
Harzer Schmalspur-bahn. Nach unserem kleinen Rund¬gang ging es
weiter nach Quedlinburg an der Bode. Quedlinburg erhielt bereits 994 das
Stadtrecht. Einen Teil der rund 1300
Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten mit reich verzierten Fenster- und
Türrahmen haben wir auf unse¬rem Rundgang gesehen; eine wirklich sehenswerte
Stadt. An der Seite des Rathau¬ses, eines zweigeschossigen Renaissance-baus
von 1613, steht eine Rolandstatue. Quedlinburg wurde 1426 Mit¬glied der
Hanse und 1994 auf die UNESCO-Kiste des Welt¬kulturerbes gesetzt. Durch Quedlinburg führt auch die „Straße
der Romanik“. Nachdem wir uns in einer alten Brauerei
mittags gestärkt und erholt hatten, machten wir uns auf zum Schlossberg mit
dem Schloss und der Stiftskirche Servatius, auch Quedlinger-Dom genannt. Wir
kamen am Finkenherd vorbei, hier soll ei¬ner Legende nach 919 der
Sachsenherzog Heinrich beim Vogelfang die Krone erhalten haben.“ Herr
Heinrich sitzt am Vogelherd recht froh und wohl¬gemut“ nach einer Ballade von
Johann Nepomuk Vogl haben wir früher in der Schule ge¬hört. Nicht weit entfernt davon steht ein
prächtiges Patrizierhaus, in dem
der Dichter Friedrich Gottlieb
Klopstock geboren wurde. Eine weitere Persönlichkeit war Dorothea
Erxleben, eine der ersten deutschen Medizine¬rinnen, die 1255 an der
Uni¬versität Halle promovierte. Wenn man sich den Schloss¬berg von unten
ansieht, erkennt man, dass der Sandstein brö¬selt. Man beginnt nun damit, den
Schlossberg mit einem Stützkorsett aus Stahlbeton zu unterfüttern. Quedlinburg war die große Liebe König
Heinrichs I. und er ernannte die Stadt zu seiner Pfalz. Die Stiftskirche Servatius ein hochromanischer Kirchenbau
mit einem gotischen Chor. In der Krypta sind König Hein¬rich I. und seine
Gemahlin Mathilde begraben. Wir konn¬ten nur einen Blick hineinwer¬fen, da
wegen umfangreicher Sanierung der Deckenmalerei¬en die Krypta abgesperrt war. Wenige Wochen nach dem Tode Heinrichs I.
gründete sei¬ne Witwe Mathilde auf dem heutigen Schlossberg ein
Ka-nonissenstift. Dieses Stift wur¬de 1539 in ein evangelisches hochadliges
Damenstift umge¬wandelt. Danach fuhren wir gleich zum Dom St.
Stephanus und St. Sixtus von Halberstadt.
Ur¬sprünglich von den Karolin¬gern 859 erbaut, wurde er in ottonischer
Zeit wesentlich er¬weitert und 992 in Anwesen¬heit König Ottos III.geweiht.
Als Herzog Heinrich der Löwe 1179 Halberstadt eroberte, ließ er den Dom in
Brand stecken. Die Domkirche wurde
zwi¬schen 1236 und 1486 nach dem Vorbild französischer go¬tischer
Kathedralen errichtet. In den historischen Räumen der Domklausur konnten wir
den Domschatz besichtigen. Über 650 Stücke gehören zum Domschatz,
wunderschöne monumentale Wandteppiche, Prachtgewänder der Bischöfe,
wunderschöne Goldschmiede¬arbeiten und Elfenbeinschnit-zereien. Der Domschatz
lässt sich nicht in kurzen Worten be-schreiben, auf jeden Fall hat es sich
gelohnt, ich sich anzuse-hen. Wir haben uns dann noch die romanische
Liebfrauenkirche, dem Dom gegenüber auf der Westseite des Domplatzes ge-legen
mit den bekannten Chor¬schranken angesehen. Danach ging es zurück nach
Wernige¬rode. Inge Beckmann Der dritte Tag sollte uns nach Dessau in den Wörlitzer Park führen und begann mit einem
regnerischen, grauen und trü¬ben Morgen. Ungeachtet dieser Einschränkung-
Kommentar:“ wie um Gottes Willen soll man einen Park bei einem solchen Sauwetter
genießen“- fuhren wir über Landstraßen 80 km nach Dessau und erreichten den
Wörlitzer Park mit ein-stündiger Verspätung, aber bei wunderschönem Wetter.
Es er-wartete uns eine Dame, die uns mit viel Witz und Kompetenz durch den
Park führte. Hintergrund und Geschichte des Wörlitzer
Parks zitiert aus einem Park - Flyer: „Dort, wo die Elbe eine der letzten
urwüchsigen Auenland-schaften Europas durchströmt, hat Menschenhand eine
künst-lerische Steigerung dessen ver¬mocht, was die Natur an ästhe-tischen
Formen bereits bot. Zum Ende des 18. Jahrhun¬derts entstanden die Wörlitzer
Anlagen als der früheste Ver¬such auf dem Kontinent, das neue Naturgefühl,
wie es der englische Garten bot, zum Ausdruck zu bringen. Vor allem dem jungen Fürsten von
Anhalt–Dessau, Leopold III. Friedrich Franz (1740 – 1817) und seinem
Vertrauten, dem sächsischen Adligen Friedrich Wilhelm von Erd-mannsdorff
(1736-1800) sind diese Parkschöpfungen zu dan-ken. Ausgedehnte europäische
Bildungsreisen führten die Dessauer an die Brennpunkte der Zeit, zu den
Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum ebenso wie ins bürgerliche England,
nach Frankreich und in die Schweiz. Begegnungen mit führenden
Persönlichkeiten wie Winckelmann und Rous-seau, Goethe und Lavater, den
weltumsegelnden Forsters schließlich, ließen Pläne heran¬reifen, nahezu das
gesamte ge-sellschaftliche Leben umzuge¬stalten, wenn auch räumlich begrenzt
auf Anhalt - Dessau. Das Fürstentum wurde nach neuesten
agrarökonomischen und ästhetischen Gesichts¬punkten gestaltet. Soziale Re¬formen
beseitigten Not und Elend nach dem Siebenjähri¬gen Krieg. Fremden Reisenden
erschien Anhalt-Dessau wie ein einziger zusammenhängen¬der Garten. Die
Schöpfungen von Wörlitz sind künstlerischer Ausdruck und ästhetischer
Hö¬hepunkt der durchgeführten Reformen. Der Garten, der von Anfang an
jedermann offen stand, sollte das Gefühl indivi¬dueller Freiheit vermitteln
und dabei „das Schöne mit dem Nützlichen“ verbinden. Durch vielerlei
Gleichnisse und Sym-bole ist Wörlitz von zeitloser Aktualität geprägt.“ Nach einer zweistündigen Füh¬rung durch
den Park waren wir von der oben beschriebenen Schönheit der Gartenanlagen
überwältigt. Unser Weg führte uns vom Schlossgarten begin-nend über den
Weidenheger zu den Elbwiesen und zurück über Schochs Garten zum Neu¬marktsgarten.
Wir überquerten den Wörlitzer See mit der Amtsfähre und der Roseninsel-fähre.
Die folgenden Bilder zeigen die wichtigsten Statio¬nen und Ansichten auf
unse¬rem Rundgang. Anschließend stärkten wir uns bei einem
Mittagessen in ei-nem gemütlichen Wörlitzer Restaurant. Leider konnten wir
uns die Stadt Dessau aus Zeit¬gründen nicht mehr näher an-sehen und so fuhren
wir zurück nach Wernigerode. Der Tag wurde abgeschlossen mit ei¬nem
gemeinsamen Abendessen im Hotel, bei dem sicher noch von dem gelungenen
Tagesaus¬flug geschwärmt wurde. Dieter Kleiner ...und heute also Erfurt Sogar fünf Minuten vor dem angegebenen
Zeitpunkt der Abfahrt, rollen die Räder in Richtung Erfurt, letzte Station
unserer Reise. Um 12 Uhr war eine Besichti¬gung des
hohen Domes ange¬sagt. Aber wir hatten leider eine Stunde Verspätung. Stau
auf der Landstraße, ein Wohn¬wagen hoppelte, wackelte ge¬mächlich vor uns her
und keine Gelegenheit des Überholens. Nach der Ankunft am unteren Domplatz gab
es keine Pause. Jeder musste, ob langsam oder sportiv die vielen Treppen
er-klimmen und das möglichst schnell. Als dann die ganze Gruppe mehr oder
weniger außer Atem ankam, genehmigte unsere um¬sichtige Vorstandschaft uns
eine zehn minütige Außenbe¬sichtigung des Platzes, denn unsere Domführerin
erwartete uns bereits ungeduldig. Aber bei diesem Regen und kalten Wind
wollte sowieso keiner eine ausufernde Besichtigung. Frau Torbe stellte sich vor und begann
mit dem Üblichen. Bischof Bonifatius ließ 724 n. Chr. auf
dem Domhügel eine Kirche errichten. Seitdem be¬steht das Bistum Erfurt. Der
Vorsitzende war ein Probst, der immer aus den Reihen der Mainzer Domherren
erwählt wurde. Das Bistum erhielt vie¬le Schenkungen und wurde reichlich mit
Gütern und Rech¬ten ausgestattet. Weil dieses Gotteshaus baufäl¬lig wurde,
begann man dann 1154 auf dem Domberg mit der Errichtung einer romanischen
Basilika. Ab 1170 wurde sie bereits als Kirche
benutzt, obwohl erst im Jahre 1182 die feierliche Weihe des Kirchengebäudes
stattfand. Der spätromanische Bau besaß ein
dreischiffiges Langhaus mit breitem Querhaus und längsrechteckigem Chor. Dabei fand man die beiden Grabstellen
der Märtyrer Ad¬dar und Eroban, was zum An¬sehen des Gotteshauses ver¬stärkt
beigetragen hat. 1329 erfolgte dann eine bauli¬che
Erweiterung. Man ließ drei Altäre verlegen, den Hochaltar, den Kreuzaltar und
den Altar des Johannes des Täufers. Da¬nach wurde auch noch der ro-manische
Chor sowie das Querhaus erhöht. Außerdem wurde an der Nordseite des
nördlichen Querhauses der go¬tische Portalvorbau – der Tri¬angel – errichtet. 1349 wurde dann der Grund¬stein zum
Neubau des HOHEN CHORES gelegt. 1416, durch Unachtsamkeit des Glöckners
brannten in der St. Martinsnacht vom 10. auf den 11. November drei Türme ab.
Alkoholkonsum und das leicht¬sinnige Hantieren mit Wachs-licht führten
schließend¬lich zum Entfachen des Feuers, was nicht nur die Türme, son¬dern
auch der Hohe Chor, die Orgel und das damals 16 Glo¬cken umfassende Geläut
wur¬den vollständig zerstört. Erst 1454 also 50 Jahre später war der
Schaden vollständig beseitigt. Ein Jahr später wur¬de dann das Langhaus wegen
Einsturzgefahr zum Abbruch freigegeben. Im Hohen Chor des Domes hat sich ein
umfangreicher Be-stand an mittelalterlicher Glas¬malerei erhalten. Fast 1000
Felder und viele Maßwerkteile sind an den 13 vierbahnigen Fenstern zu
bestaunen. Motive aus dem alten und neu¬en
Testament – Marinefenster, Abrahamfenster,
Jakobfenster usw. Datiert wurden diese Kunstwerke so um 1380,
ge¬schaffen von Johann Andreas Gröber. Auch im Zeitalter des Barock würdigte
man diese farbenfro-hen Fenster, dennoch wurde 1697 der neue Hochaltar etwas
vor die Glasfenster gebaut. Leider verdeckt dieser Altar jetzt viele schöne
Motive. Das Chorgestühl ist noch origi¬nal und
stellt Figuren der Le-bensfreude und die Angst vor der Hölle dar. Den Altar zieren viele Heili¬genfiguren.
Vier Gemälde, von den Künstlern Beck
und Hildebrand wurden für den Hochaltar gewählt, welche der jeweiligen
Jahreszeit gemäß austauschbar sind. Vorbei gin¬gen wir an der romanischen
Nischenfigur „Madonna mit Kind“ von 1160. Dies ist heute eine gefragte
Wallfahrtsstätte. Wir passierten den über 800 Jahre alten Wolframsleuchter
und landeten bei dem monu-mentalen Wandgemälde des hl. Christopherus von
1499. Hier wurde Martin Luther zum Priester geweiht. Seit 1528 wurden in Erfurt die Kirchen
beiden Konfessionen zu Verfügung gestellt. In der Universität wurden beide
Reli-gionen gelehrt. Wir erfuhren von unserer Füh¬rerin, die
eine Mitarbeiterin der Gemeinde ist, dass es in Erfurt ungefähr 200.000
Einwohner gibt. Vor der Wende waren da¬von 18 % evangelisch und 8 %
katholisch, alle anderen sind gemischt in allerlei exotischen Religionen oder
ungläubig. Weiter berichtete sie, dass es zur Zeit in Erfurt eine vom
Bi¬schof gegründete Schule gibt, bei welcher das Fach Ethik er¬satzlos
gestrichen ist. Man muss sich entscheiden ob man katholisch oder evangelisch
unterrichtet werden möchte. Andererseits gibt es in diesem Dom so
etwas wie eine feierli-che Weihe der Jugend, die sich zu nichts entscheiden
kann. Der Jugendliche wird jeweils ein halbes Jahr im evangeli-schen und
katholischen Glau¬ben unterrichtet. Nach dieser Ausbildungszeit wird dann der
junge Mensch im Dom eine Weihe erhalten. Wer sich für die katholische
Richtung ent-scheidet, wird von einem ka¬tholischen Priester oder sogar vom
Bischof geweiht, die evangelische Gruppe erhält ih¬ren Segen von einem
evangeli¬schen Pfarrer. (Grund ist: da¬mit die konfessionslosen auch eine
Feier haben) Der Dom überstand alle Schwierigkeiten,
obwohl die Stadt Erfurt während des 30 jährigen Krieges Stützpunkt der
Schweden war. Es gab die Bauern – und Bürgeraufstände. Sogar Napoléon hat
nicht auf Dauer gesiegt und 1814 endete die franz. Besatzung. Inzwischen sind wir bei den drei
Schutzreliefs mit Szenen aus dem Leben Marias gelan¬det. In der Mitte das
Pfingst¬motiv „Die Ausgießung des Hl. Geistes“, links „ Die Geburt Christ““
und rechts „Die Anbe¬tung der Hl. Könige“. Ein paar Schritte weiter dann das
Bildnis von Lucas Cranach d. Ä., entstanden zwischen 1520 und 1530. Es zeigt
die mystische Verlobung der hl. Katharina von Alexandrien. Damit beschied Frau Tarbe, dass jetzt
die Führung zu Ende wäre! Hoppla! So plötzlich?? Nichts über das Relief „Die Beweinung
Christi“, nichts von dem Altartriptychon „Ma¬ria, die mystische
Einhorn-jagd“. Es fehlt „Anna Selbdritt“ die hl. Elisabeth, wir waren nicht
in der Krypta. Kei¬nen winzigen Ton über die „Gloriosa“, die 11.450 kg
schwere und 2,62 m große Glocke mit einem Durchmes¬ser von 2,57 Metern aus
dem Entstehungsjahr 1497. Aber worüber sie nichts sagt brauche ich
auch nichts zu schreiben. Nach einer Stunde Mittagspau¬se „zur
freien Verfügung“ der Salier ging es bestens gestärkt und wieder etwas
aufgewärmt unserem Heimatstädtchen Speyer entgegen. Ende gut, alles gut. Lilo Schweickert |