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Halbtagesausflug am 21. Juni 2008

 

Rührig sind sie, die Salier.

Zum zweiten Halbtagesausflug 2008 trafen sich 19 Salier in Schifferstadt, um zusammen mit Irmtrud Dorweiler auf den Spuren der Salier zu wandeln.

 

Ja, was verbindet wir üblicherweise mit Schifferstadt?

 

Radieschen und Rettich, Rettichfest

Ringen, Olympiasieger Wilfried Dietrich

Jugendstrafanstalt

Bahnknotenpunkt Schifferstadt

 

In meiner Jugend war ein geflügelter Spruch:  

„Schifferstadter Fiess und Mannemer Schuh“

 

Irmtrud belehrte uns bei einer zweistündigen Stadtführung eines Besseren und räumte gründlich auf mit dem Klischee.

 

Treffpunkt war das „Alte Rathaus“ und trotz hohen Temperaturen finden sich 19 treue Salier voller Erwartung, was denn Schifferstadt noch so zu bieten hat, als das oben Erwähnte.

 

Zuerst einmal etwas über das „Alte Rathaus“ unserem Versammlungsort.

Versammlungsort ist schon mal richtig, denn das Rathaus war der ehemalige Versammlungsort des Gerichts. Der Vorgängerbau erwähnt 1501 als „Sphilhus“ wird 1552 während einer Belagerung zerstört. 1558 baut der Gerichtsherr von Schifferstadt, Fürstbischof Rudolf von Frankenstein an der gleichen Stelle das Rathaus. Das Gebäude ist eines der ältesten und prächtigsten rheinpfälzischen Rathäuser. Heute finden hier kulturelle Veranstaltungen und Trauungen statt.

 

Im Zusammenhang mit Bischöfe bzw. Fürstbischöfe erwähnt Irmtrud einen Bischof dessen Name ich leider nicht mehr weiß, es könnte der obige gewesen sein, dieser ist wohl an „Leibesblödigkeit“ erkrankt.

 

Zur Geschichte von Schifferstadt:

In Prähistorische Zeit findet man auf Schifferstadter Gemarkung Steinwerkzeuge wie Steinbeile, Steimeißel und ein Feuersteinmesser.

 

Der berühmte „Goldene Hut“, wird am 29. April 1835 in der Gewanne Reuschlache gefunden, er datiert in die Bronzezeit ca. 1300 v. Chr.

Es gibt nur 4 dieser Goldblechhüte auf der Welt, der Schifferstadter Hut ist der Älteste.

 

Eine römische Siedlung, Villae rusticae, wird nachgewiesen. Wo heute das Rathaus steht gab es einen römischen Weg- bzw. Strassenkreuzung.  

 

Wir erfahren drei Namensformen der Stadt.

Sciffestad anno 868 

Skeferstat anno 977 (bzw.987)

Sciferstat anno 1035

Der älteste Name „Sciffestadt“, erwähnt in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen,

 

Bis hierhin sind wir Salier schon deutlich beeindruckt aber es soll ja erst richtig losgehen.

 

Die Salierzeit und deren Verbindung Speyer – Schifferstadt.

Im 10. Jh. gibt es eine Lorenzkapelle zum Gedächtnis an Konrad den Roten (Urgroßvater Konrad II.), der am Laurentius (Lorenztag), 10. August 955 auf dem Lechfeld starb. Von der Lorenzkapelle ist soweit nichts mehr vorhanden bis auf 2 Steinplatten der ehemaligen steinernen Kanzel, zu besichtigen im Heimatmuseum.

 

Erster urkundlicher Besitzer von Schifferstadt ist Otto von Worms. Er schenkt 980 der Gemeinde 4000 Morgen Waldes, „Wasser, Weid und Heid, das selbige zu gebrauchen nach ihrem Gefallen“, so Ottos Worte – wer kennt ihn nicht, den heutigen Schifferstadter Wald.

Als Gegengabe sollen die Schifferstadter als Jahrgedächtnis zwölf Messen halten.

 

Ottos Sohn Heinrich bleibt Gebietsherr von Schifferstadt. In der Burgstrasse gibt es eine Burg, ein „Palatium“. Dort spielen die 4 Söhne Ottos, Heinrich, Bruno, Konrad, und Wilhelm Klickerles und Räuberles, so können wir uns das vorstellen meint Irmtrud, warum auch nicht.

Diese 4 Söhne können sich sehen lassen.

Heinrich, Vater von Konrad dem Speyerer, Gebietsherr von Schifferstadt,

Bruno, später Papst Gregor V.,

Konrad, später Herzog von Kärnten,

Wilhelm, später Bischof von Straßburg.

Von dieser Burg (Palatium) zeugt nur noch der Name Burgstrasse.

 

Ottos Enkel, unser Konrad, wird 1024 zum König gewählt und 1027 zum Kaiser gekrönt, Kaiser Konrad II. Er schenkt zuerst Schifferstadt als „Dos“ (Ehegut) seiner Gemahlin Gisela, dann 1035 als Lehen an das Kloster Limburg. 1065 wird Schifferstadt zusammen mit der Abtei Limburg durch Kaiser Heinrich IV. an das Hochstift Speyer übergeben. Der jeweilige Bischof von Speyer ist Orts- und Gerichtsherr in Schifferstadt, das bleibt so, bis Napoleon damit ein Ende macht (um 1800).

 

Klein-Schifferstadt, erstmals erwähnt 1291, gehört erst der Limburg, kommt 1349 an die Kurpfalz als Pfand, wird 1495 Eigentum der Kurpfalz und macht ab dann alle konfessionellen Änderungen der Kurpfalz  mit. Groß-Schifferstadt bleibt streng katholisch.

1709 werden beide Ortsteile vereint, fortan ist der Bischof von Speyer Gebietsherr der gesamten Gemeinde (bis ca. 1800). Klein-Schifferstadt darf protestantisch bleiben.

 

Unser Spaziergang durch Schifferstadt führt uns vorbei an Fachwerkbauten, idyllischen Plätzen wo Irmtrud jeweils die dazugehörige Geschichte erzählt. Vorbei am Neidkopf im Scheidel einer rundbogigen Toreinfahrt, weiter zum  barocken Hofanwesen, dem„Salischen Hof“, ein Restaurant mit herrlichem Innenhof, stilvolles mediterranes Ambiente und guter Küche. Ganz in der Nähe stand die oben erwähnte Lorenzkapelle. Vorbei geht es an der Stelle des ehemaligen Jagdhofes, ehemalige Kanzlei des Klosters Limburg, ab 1516 als Kurpfälzischer Jagdhof Dienstsitz der Kurpfälzischen Jäger. Das Fundament ist aus dem 13. Jh. Nach der Zerstörung im 17. Jh. als Fachwerkhaus neu aufgebaut wird es 1993 von Grund auf saniert.

Halali für den Speyerer Bischof und den Limburger Abt.

 

Die Zeit vergeht wie im Flug, für 16.00 Uhr hat Irmtrud einen Einlass im Stadtarchiv Schifferstadt organisiert zuvor aber geht es noch zur St. Jakobus Kirche. Dort geht gerade eine Hochzeit  zu Ende und vor der Kirche gibt es für eine ziemlich große Hochzeitsgesellschaft einen Umtrunk. Mitten durch kommen wir in die Kirche.

 

Sie wird bereits 1101 für diese Stelle erwähnt, die heutige Kirche wird 1854 – 1860 als dreischiffige Basilika im neuromanischen Stil errichtet. St. Jakobus ist das größte Bauwerk im Zentrum Schifferstadts und ein typisches Beispiel der frühen Schaffensperiode des Architekten August von Voit. (Planung der  Speyerer Synagoge, die in der Reichskristallnacht in Flammen aufging).

In St. Jakobus gibt es eine Betergemeinschaft mit 120 Leuten, die seit 60 Jahren das „Gelübde der Ewigen Anbetung“ vor dem Allerheiligsten einhalten. 

(St Jakobus besitzt einen Luftschutzbunker, genannt kleine Krypta)

 

Allerhöchste Zeit, im Stadtarchiv werden wir erwartet und wir kommen zum „krönenden Abschluss“ unserer Führung, einem Faksimile des „Codex Aureus Epternacensis“ (Original im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg), das Echternacher Evangeliar.

Unglaublich, was wir hier zu sehen bekommen.

Das kostbarste Buch Deutschlands.

Den ursprünglichen Einband dieses Evangeliars können wir nicht sehen, der ist ebenfalls im Germ. Nat. Museum Nürnberg.  Dieser Einband, von großer Kostbarkeit, entstand vermutlich zwischen den Jahren 985 und 991 in Trier und wurde von Kaiserin Theophanu und ihrem Sohn Otto III. gestiftet. Mit der Weihe der Echternacher Klostergebäude 1031 hat man den Prachteinband mit dem Buchblock verbunden.

1955 wird der Einband wieder entfernt und der Buchblock bekommt einen Holzdeckeleinband.

Bei den Evangelien handelt es sich um eine Prunkhandschrift aus dem 11. Jh. auf Kalbspergament geschrieben, aus 136 Blätter in lateinischer Sprache.

 

Nun wir begnügen uns mit dem Faksimile, der originalgetreuen Abschrift und sind sehr beeindruckt.

Alles was Irmtrud uns daraus zeigt und erklärt ist einfach nur kostbar und schön. Als die letzte Seite des Evangeliums zugeschlagen wird ist erst einmal kurzes Schweigen. Irmtrud halb scherzend halb ernst stellt die Frage: „ob die Schifferstadter wohl wissen, was für eine Kostbarkeit ihr Stadtarchiv besitzt?“

 

Ja, Ringer und Rettich sind jetzt weit weg, Irmtrud hat es geschafft uns eines Besseren zu belehren.

Unser Wissensdurst ist gestillt, zumindest für den Tag, jetzt kommt der Durst auf etwas Flüssiges.

 

Familie Dorweiler hat die Salier im Anschluss an die Führung auf ihre private Terrasse eingeladen.

Alle erschienen, das Wetter war nach wie vor super, die Sonnenschirme im schönen Garten verteilt, Bänke, Tische und Stühle gerichtet und wie sich das in der Pfalz so gehört, Weck, Worscht und Woi und einiges mehr……….

In gemütlicher Runde geht dieser schöne Tag zu Ende und wie beim Trollschoppen, keiner will so recht sich trollen.

 

Ein großes Dankeschön an Irmtrud Dorweiler.

 

Es war einmal: 

„Pfarrer Stockinger, 32 Jahre Ortspfarrer in Schifferstadt für seinen Nachfolger Pfarrer Riplinger.

Ich bin der festen Überzeugung, es ist ein Volk von ziemlicher Mittelmäßigkeit.

Größtenteils arm, unzuverlässig und neidisch. Parteiisch und zuchtlos, prahlerisch und undankbar. Ein Großteil der Bürger ist verdorben und unnachgiebig.

Aber du wirst auch wenig gesittet und rechtschaffendes Volk vorfinden.“

 

Unbedingt zu erwähnen, Pfarrer Riplinger, Irmtrud erzählt uns wie wichtig dieser Mann für Schifferstadt war in den Bereichen Schule und Soziales. Er ist der erste Ehrenbürger Schifferstadts und er ist es, der die Not der Bürger erkennt und etwas unternimmt.

 

Brigitte Wühl

 

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