Salier – Kurier 31 |
Salier Gesellschaft
e.V. |
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Halbtagesausflug
am 21. Juni 2008 Rührig sind
sie, die Salier. Zum zweiten
Halbtagesausflug 2008 trafen sich 19 Salier in Schifferstadt, um zusammen mit
Irmtrud Dorweiler auf den Spuren der Salier zu wandeln. Ja, was
verbindet wir üblicherweise mit Schifferstadt? Radieschen und
Rettich, Rettichfest Ringen,
Olympiasieger Wilfried Dietrich Jugendstrafanstalt Bahnknotenpunkt
Schifferstadt In meiner
Jugend war ein geflügelter Spruch: „Schifferstadter
Fiess und Mannemer Schuh“ Irmtrud
belehrte uns bei einer zweistündigen Stadtführung eines Besseren und räumte
gründlich auf mit dem Klischee. Treffpunkt war
das „Alte Rathaus“ und trotz hohen Temperaturen finden sich 19 treue Salier
voller Erwartung, was denn Schifferstadt noch so zu bieten hat, als das oben
Erwähnte. Zuerst einmal
etwas über das „Alte Rathaus“ unserem Versammlungsort. Versammlungsort
ist schon mal richtig, denn das Rathaus war der ehemalige Versammlungsort des
Gerichts. Der Vorgängerbau erwähnt 1501 als „Sphilhus“ wird 1552 während
einer Belagerung zerstört. 1558 baut der Gerichtsherr von Schifferstadt,
Fürstbischof Rudolf von Frankenstein an der gleichen Stelle das Rathaus. Das
Gebäude ist eines der ältesten und prächtigsten rheinpfälzischen Rathäuser.
Heute finden hier kulturelle Veranstaltungen und Trauungen statt. Im Zusammenhang
mit Bischöfe bzw. Fürstbischöfe erwähnt Irmtrud einen Bischof dessen Name ich
leider nicht mehr weiß, es könnte der obige gewesen sein, dieser ist wohl an „Leibesblödigkeit“
erkrankt. Zur Geschichte von Schifferstadt: In
Prähistorische Zeit findet man auf Schifferstadter Gemarkung Steinwerkzeuge
wie Steinbeile, Steimeißel und ein Feuersteinmesser. Der berühmte
„Goldene Hut“, wird am 29. April 1835 in der Gewanne Reuschlache gefunden, er
datiert in die Bronzezeit ca. 1300 v. Chr. Es gibt nur 4
dieser Goldblechhüte auf der Welt, der Schifferstadter Hut ist der Älteste. Eine römische
Siedlung, Villae rusticae, wird nachgewiesen. Wo heute das Rathaus steht gab
es einen römischen Weg- bzw. Strassenkreuzung. Wir erfahren
drei Namensformen der Stadt. Sciffestad anno 868
Skeferstat anno 977 (bzw.987) Sciferstat anno 1035 Der älteste
Name „Sciffestadt“, erwähnt in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen, Bis hierhin
sind wir Salier schon deutlich beeindruckt aber es soll ja erst richtig
losgehen. Die Salierzeit und deren Verbindung
Speyer – Schifferstadt. Im 10. Jh. gibt
es eine Lorenzkapelle zum Gedächtnis an Konrad den Roten (Urgroßvater Konrad
II.), der am Laurentius (Lorenztag), 10. August 955 auf dem Lechfeld starb.
Von der Lorenzkapelle ist soweit nichts mehr vorhanden bis auf 2 Steinplatten
der ehemaligen steinernen Kanzel, zu besichtigen im Heimatmuseum. Erster
urkundlicher Besitzer von Schifferstadt ist Otto von Worms. Er schenkt 980
der Gemeinde 4000 Morgen Waldes, „Wasser, Weid und Heid, das selbige zu
gebrauchen nach ihrem Gefallen“, so Ottos Worte – wer kennt ihn nicht, den
heutigen Schifferstadter Wald. Als Gegengabe
sollen die Schifferstadter als Jahrgedächtnis zwölf Messen halten. Ottos Sohn
Heinrich bleibt Gebietsherr von Schifferstadt. In der Burgstrasse gibt es
eine Burg, ein „Palatium“. Dort spielen die 4 Söhne Ottos, Heinrich, Bruno,
Konrad, und Wilhelm Klickerles und Räuberles, so können wir uns das
vorstellen meint Irmtrud, warum auch nicht. Diese 4 Söhne
können sich sehen lassen. Heinrich, Vater
von Konrad dem Speyerer, Gebietsherr von Schifferstadt, Bruno, später
Papst Gregor V., Konrad, später
Herzog von Kärnten, Wilhelm, später
Bischof von Straßburg. Von dieser Burg
(Palatium) zeugt nur noch der Name Burgstrasse. Ottos Enkel,
unser Konrad, wird 1024 zum König gewählt und 1027 zum Kaiser gekrönt, Kaiser
Konrad II. Er schenkt zuerst Schifferstadt als „Dos“ (Ehegut) seiner Gemahlin
Gisela, dann 1035 als Lehen an das Kloster Limburg. 1065 wird Schifferstadt
zusammen mit der Abtei Limburg durch Kaiser Heinrich IV. an das Hochstift
Speyer übergeben. Der jeweilige Bischof von Speyer ist Orts- und Gerichtsherr
in Schifferstadt, das bleibt so, bis Napoleon damit ein Ende macht (um 1800). Klein-Schifferstadt,
erstmals erwähnt 1291, gehört erst der Limburg, kommt 1349 an die Kurpfalz
als Pfand, wird 1495 Eigentum der Kurpfalz und macht ab dann alle
konfessionellen Änderungen der Kurpfalz
mit. Groß-Schifferstadt bleibt streng katholisch. 1709 werden
beide Ortsteile vereint, fortan ist der Bischof von Speyer Gebietsherr der
gesamten Gemeinde (bis ca. 1800). Klein-Schifferstadt darf protestantisch
bleiben. Unser Spaziergang
durch Schifferstadt führt uns vorbei an Fachwerkbauten, idyllischen Plätzen
wo Irmtrud jeweils die dazugehörige Geschichte erzählt. Vorbei am Neidkopf im
Scheidel einer rundbogigen Toreinfahrt, weiter zum barocken Hofanwesen, dem„Salischen Hof“,
ein Restaurant mit herrlichem Innenhof, stilvolles mediterranes Ambiente und
guter Küche. Ganz in der Nähe stand die oben erwähnte Lorenzkapelle. Vorbei
geht es an der Stelle des ehemaligen Jagdhofes, ehemalige Kanzlei des
Klosters Limburg, ab 1516 als Kurpfälzischer Jagdhof Dienstsitz der
Kurpfälzischen Jäger. Das Fundament ist aus dem 13. Jh. Nach der Zerstörung
im 17. Jh. als Fachwerkhaus neu aufgebaut wird es 1993 von Grund auf saniert.
Halali für den
Speyerer Bischof und den Limburger Abt. Die Zeit vergeht
wie im Flug, für 16.00 Uhr hat Irmtrud einen Einlass im Stadtarchiv
Schifferstadt organisiert zuvor aber geht es noch zur St. Jakobus Kirche.
Dort geht gerade eine Hochzeit zu Ende
und vor der Kirche gibt es für eine ziemlich große Hochzeitsgesellschaft
einen Umtrunk. Mitten durch kommen wir in die Kirche. Sie wird
bereits 1101 für diese Stelle erwähnt, die heutige Kirche wird 1854 – 1860
als dreischiffige Basilika im neuromanischen Stil errichtet. St. Jakobus ist
das größte Bauwerk im Zentrum Schifferstadts und ein typisches Beispiel der
frühen Schaffensperiode des Architekten August von Voit. (Planung der Speyerer Synagoge, die in der
Reichskristallnacht in Flammen aufging). In St. Jakobus
gibt es eine Betergemeinschaft mit 120 Leuten, die seit 60 Jahren das
„Gelübde der Ewigen Anbetung“ vor dem Allerheiligsten einhalten. (St Jakobus
besitzt einen Luftschutzbunker, genannt kleine Krypta) Allerhöchste
Zeit, im Stadtarchiv werden wir erwartet und wir kommen zum „krönenden
Abschluss“ unserer Führung, einem Faksimile des „Codex Aureus Epternacensis“
(Original im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg), das Echternacher
Evangeliar. Unglaublich,
was wir hier zu sehen bekommen. Das kostbarste
Buch Deutschlands. Den
ursprünglichen Einband dieses Evangeliars können wir nicht sehen, der ist
ebenfalls im Germ. Nat. Museum Nürnberg.
Dieser Einband, von großer Kostbarkeit, entstand vermutlich zwischen
den Jahren 985 und 991 in Trier und wurde von Kaiserin Theophanu und ihrem
Sohn Otto III. gestiftet. Mit der Weihe der Echternacher Klostergebäude 1031
hat man den Prachteinband mit dem Buchblock verbunden. 1955 wird der
Einband wieder entfernt und der Buchblock bekommt einen Holzdeckeleinband. Bei den
Evangelien handelt es sich um eine Prunkhandschrift aus dem 11. Jh. auf
Kalbspergament geschrieben, aus 136 Blätter in lateinischer Sprache. Nun wir
begnügen uns mit dem Faksimile, der originalgetreuen Abschrift und sind sehr
beeindruckt. Alles was
Irmtrud uns daraus zeigt und erklärt ist einfach nur kostbar und schön. Als
die letzte Seite des Evangeliums zugeschlagen wird ist erst einmal kurzes
Schweigen. Irmtrud halb scherzend halb ernst stellt die Frage: „ob die
Schifferstadter wohl wissen, was für eine Kostbarkeit ihr Stadtarchiv
besitzt?“ Ja, Ringer und
Rettich sind jetzt weit weg, Irmtrud hat es geschafft uns eines Besseren zu
belehren. Unser
Wissensdurst ist gestillt, zumindest für den Tag, jetzt kommt der Durst auf
etwas Flüssiges. Familie
Dorweiler hat die Salier im Anschluss an die Führung auf ihre private
Terrasse eingeladen. Alle
erschienen, das Wetter war nach wie vor super, die Sonnenschirme im schönen
Garten verteilt, Bänke, Tische und Stühle gerichtet und wie sich das in der
Pfalz so gehört, Weck, Worscht und Woi und einiges mehr………. In gemütlicher
Runde geht dieser schöne Tag zu Ende und wie beim Trollschoppen, keiner will
so recht sich trollen. Ein großes
Dankeschön an Irmtrud Dorweiler. Es war
einmal: „Pfarrer
Stockinger, 32 Jahre Ortspfarrer in Schifferstadt für seinen Nachfolger
Pfarrer Riplinger. Ich bin der
festen Überzeugung, es ist ein Volk von ziemlicher Mittelmäßigkeit. Größtenteils
arm, unzuverlässig und neidisch. Parteiisch und zuchtlos, prahlerisch und
undankbar. Ein Großteil der Bürger ist verdorben und unnachgiebig. Aber du wirst
auch wenig gesittet und rechtschaffendes Volk vorfinden.“ Unbedingt zu
erwähnen, Pfarrer Riplinger, Irmtrud erzählt uns wie wichtig dieser Mann für
Schifferstadt war in den Bereichen Schule und Soziales. Er ist der erste
Ehrenbürger Schifferstadts und er ist es, der die Not der Bürger erkennt und
etwas unternimmt. Brigitte Wühl |