Salier
– Kurier 30 |
Salier Gesellschaft
e.V. |
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Die Salier am schwäbischen Meer
Studienfahrt 2007 Ist’s
nicht ein heit’rer Ort, mein junger Freund das
kleine Haus, das schier vom Hang gleitet wo so
possierlich uns der Wirt erscheint, so
übermächtig sich die Landschaft breitet das
Wurzelmännchen mit verschmitzter Miene das wie
ein Aal sich schlingt und kugelt fast im
Angesicht der stolzen Alpenbühne (Die
Schenke am See von Annette Freiin von Droste Hülshoff) Liebe Salier Geschichte,
Kunst, Kultur, Literaten und Maler, eine wunderbare Voraussetzung für Salier und Freunde das Bodenseegebiet
zu bereisen. Bekannte
Literaten, Maler, Baumeister lebten und arbeiteten am Bodensee, wenn auch
manchmal nur für kurze Zeit. So
machten sich auch 29 Salier und Freunde auf den Weg für eine kurze Zeit in
die Geschichte dieses Gebietes einzutauchen. 1. Tag Freitag
7.00 Uhr morgens am Busbahnhof, frisch ist es noch doch der Tag verspricht
schön und warm zu werden. Eine Fahrt von vier bis fünf Stunden liegt vor uns
der wir entspannt entgegen schauen, da wir wie üblich mit der Firma Deutsch
unterwegs sind. Nordwestlich vom Bodensee durchfahren wir die Hegauer
Landschaft, die im Volksmund auch „Kegelspiel des Herrgotts“ genannt wird,
wegen der vielen eigenwillig geformten vulkanischen Felsen, die wie Kegel
und steile Zähne in der Landschaft stehen, die Hegau-Vulkane. Bei Stockach steigt unser Reisebegleiter
Herr Reiner Kusch zu, der uns zweieinhalb Tage begleiten wird. Da es schon
auf die Mittagszeit zuging, machten wir eine Zwischenstation in Hilzingen wo wir uns stärken konnten. Hilzingen,
das als Ausgangs- und Endpunkt des deutschen Bauernkrieges in die
Geschichte einging. Dort mitten im Kernort steht
St. Peter und Paul, eine Kirche des berühmten Vorarlberger Baumeisters Peter
Thumb, diese Kirche auch „Kleine Birnau“ genannt,
bestätigte den Vergleich mit der Birnau an der
Oberschwäbischen Barockstrasse, der Einstieg ins
Barocke war gelungen. Weiter ging es zum Rheinfall bei Schaffhausen. „Halt dein Herz, o Wanderer, fest in
gewaltigen Händen! Mir
endstürzte vor Lust zitternd das
meinige fast. Rastlos
donnernde Massen auf
donnernde Massen geworfen, Ohr und
Auge, wohin
retten sie sich im Tumult? (Eduard
Mörike) Ungezähmte Wassermassen stürzen die Rheinfelsen hinunter, 650
Kubikmeter so Herr Kusch sind es normalerweise, augenblicklich jedoch bedingt
durch den hohen Wasserstand des Bodensees sind es 1000 Kubikmeter. Immer
wieder bietet sich uns eine andere Ansicht je nach Standort. Kleine
Ausflugsboote fahren dicht an den Rheinfall und setzen die Leute am mittleren
Felsen ab. Hier kann man über die steilen Treppen eine Aussichtsplattform
mit einer atemberaubenden Sicht auf die Fälle erreichen. Nun, von
uns hat es niemand gewagt, da die Gischt so mächtig aussah und wir doch bange
waren trockenen und heilen Fußes wieder auf’s
Festland zu kommen. So
genossen wir einfach nur den Blick hin auf den großen Felsen, dem
Seelentanzstein und dem Schloss Staufen (heute Jugendherberge) oberhalb des
Rheinfalls gelegen. Unser
Reiseleiter, er ist Journalist für Motorsport, lässt kaum etwas außer Acht,
erklärte auch technische Zusammenhänge, so dass wir gut informiert wurden. Nächste Station Stein am
Rhein, dem viel besuchten Rothenburg am Hochrhein. Eine
Pracht sind die bunt bemalten Häuser um den brunnengezierten Rathausplatz.
Die Fassadenbilder, die oftmals keine 100 Jahre alt sind, fügen sich zu einem
einzigartigen Gesamtbild. Darstellungen von David und Goliath, Diogenes mit
dem Fass oder Allegorien von Klugheit und Liebe, Krieg und Frieden und Szenen
aus der Stadtgeschichte. Die
Geschichte dieser Stadt begann wohl als König Heinrich II. das Benediktiner
Kloster St. Georg im Jahre 1007 nach Stein verlegen lies. Selbst
die Salier, die diese Stadt schon kannten, waren beeindruckt. Nach
Kaffeepause und Bummel durch die Stadt ging es zum letzten Punkt dieses
ersten Reisetages nach Singen, in unser Hotel „Best Western“. Singen am Hohentwiel wurde erst im 19.
Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung zur Stadt. Im letzten Krieg stark
zerstört ist Singen heute eine moderne Industriestadt, Leichtmetall und
Suppenwürze (Maggi), zu Füßen einer unbezwungenen
Festung. Schon
von weitem sieht man den Hohentwiel einer dieser
vulkanischen Felsen mit der Burgruine, der Attraktion von Singen, die
beherrschend über der Stadt liegt. Wegen
des beschwerlichen Aufstieges, 688 m hoch, verzichteten wir auf die Besichtigung
der Festung. Unser erstes gemeinsames Abendessen nahmen wir im Hotel ein. Danach
ein letztes Glas in gemütlicher Runde. 2.
Tag Ein
neuer Tag beginnt und Großes steht für uns auf dem
Programm. Die Reichenau, Konstanz und die Mainau. Ein
Septembermorgen am Bodensee Die
Nebelmorgen haben nun wieder begonnen, schon mit Anfang September. In den
ersten Tagen waren sie beengend, düster und traurig machend......... (Auszug
aus Martin Walser's "Gruß vom Bodensee") Das, liebe Salier konnten wir nicht behaupten, zwar lag morgens der
Dunst überm See, doch spätestens zur Mittagszeit strahlte die Sonne. Der Bodensee Deutschlands größter See – „Das Blaue Wunder im
Dreiländereck“. Die Bezeichnung „Schwäbisches Meer“ wird kaum verwendet.
Der Bodensee besteht aus drei Gewässereinheiten, Obersee,
Untersee und Seerhein. Es handelt sich also um zwei
selbständige Seen (Stillgewässer) und einen sie verbindenden Fluss. Der Name
„Bodensee“ leitet sich vermutlich vom Ortsnamen Bodman
ab. Dieser am Westende des Überlinger Sees gelegene Ort war im Mittelalter
für eine gewisse Zeit als fränkische Königspfalz alemannischer Herzogensitz und Münzstätte von überregionaler
Bedeutung, wodurch der Name auf den See übertragen worden sein könnte. Die Insel Reichenau erreichten wir über
den Bodanrück. Sie ist
4,5 km lang und 1,5 km breit und liegt noch im Dunst. Dem Betrachter
zeigt sich die Insel in akkurat angelegten Obst und Gemüsefeldern
mit wechselndem Farbenspiel sowie Weinreben und Gewächshäuser. Ein Drittel
der Insel ist freie Fläche bzw. Wohnflächen. Einen
großen Anteil an Weinreben hat die Müller Thurgau Rebe, benannt nach Hermann
Müller Thurgau (1850 - 1927). Er gab seiner erfolgreichsten Rebzüchtung seinen Namen. Die Klosterinsel, einst Mittelpunkt des Abendlandes und Wiege der
karolingischen Kunst, gehört heute zum Welterbe der UNESCO. Namen
wie der hl. Pirmin, der 724 eine Benediktinerabtei
gründete, Abt Waldo, Vertrauter Karl des Großen, Walahfrid
Strabo, der Schielende, wichtiger Autor, Hermann der Lahme, bedeutender
Mathematiker und Historiker von Rang, Speyerer Stadtführer bringen ihn in
Verbindung mit Otto von Bamberg und Benno von Osnabrück. Unsere erste Station ist Reichenau -
Niederzell. Hier liegt die Stiftskirche St. Peter und Paul, eine
dreischiffige Säulenbasilika, die im 11. Jh. über dem Vorgängerbau des 8.
Jh. errichtet wurde. Die barocke Umgestaltung erfolgte im 18. Jh. und im
19. Jh. dabei entdeckte man bei Renovierungsarbeiten Fresken in der
Mittelapsis die Glanz und Macht frommer mittelalterlicher Kunst erahnen
lassen. Im anschließenden kleinen Museum kann man das Gesehene vertiefen. Nach
Peter und Paul geht es weiter über Mittelzell, vorüber am Münster St. Maria
und Markus, wir können nur erahnen, wie interessant diese Kirche und ihre
Geschichte ist. Trotzdem
möchte ich nicht so einfach über Mittelzell hinweggehen. Unser Reiseführer
erwähnte kurz den bekannten mittelalterlichen Benediktiner Walahfrid Strabo, und eines seines bedeutendsten
botanischen Werkes „Liber de cultura
hortorum“ von der Pflege der Gärten. Einen kleinen Ausschnitt aus Walahfrid Strabo’s „Hortulus“ „Hortulus“ des
Walahfrid Strabo Eberraute – artemisia
abrotanum Ebenso leicht ist’s, den hohen Wuchs
deiner Staude zu preisen, Eberraute, bewundernd das Blattwerk, das
reich sich entfaltet, Üppig in Zweige geteilt und feinen
Haaren vergleichbar. Dieser duftende Schopf, zugleich mit den
biegsamen Zweigen. Ärztlichen Mitteln vermengt, ergibt eine
nützliche Mischung. Fieber wehret sie ab, scheucht
Seitenstechen, bringt Hilfe, wenn die tückische Gicht uns mit plötzlichem
Anfall belästigt. Aber noch mehr: Sie hat so viel Kräfte
wie haarfeine Blätter. Ja, liebe Salier, vielleicht probiert der ein oder andere diese
Eberraute mal aus. Winterzeit ist ja eine Zeit die so mancherlei Fiebriges
mit sich bringt. Aber bitte fragen Sie vorher Ihren Arzt oder Apotheker… Reichenau Oberzell St.
Georg, ein Kleinod uralter Malerei, wehrhaft auf einer kleinen Anhöhe an der
Ostspitze der Insel gelegen. 890 -
896 errichtet und mehrfach umgestaltet, ist St. Georg eine querschifflose
Säulenbasilika. Wir
sahen wohl einmalige Wandmalereien die man 1880 unter dem Putz entdeckte.
Der Bilderzyklus entstand um das Jahr tausend und erzählt von den
Wundertaten Christi. An den Hochschiffswänden sind
prachtvolle Meisterwerke ottonischer Malerei. Sehr
originell ist am Choraufgang das "Frauengeschwätz", das auf keine
Kuhhaut geht (14. Jh.). Das nächste Ziel war Konstanz.
In
Konstanz angekommen hatten wir erst einmal Zeit zur freien Verfügung. Essen
und trinken ein jeder wie er lustig war. Um 14.30
Uhr war eine Stadtführung angesagt ein Treffpunkt
wurde ausgemacht. Konstanz und die schöne Imperia Wahrzeichen
an der Hafeneinfahrt, 9 m hoch, dreht sich die Statue auf einem alten Leutchtturmsockel. Sie hat
Papst und Kaiser fest im Griff, so jedenfalls stellt sie Peter Lenk dar. Er
entnahm das unmittelbare literarische Vorbild für die Statue einer Erzählung
von Honore Balzac. In seiner frivolen Erzählung
"La belle Imperia"
ist die schöne Imperia eine Kurtisane, die zum
Konzil (1414-1418) in Konstanz weilte. Imperia die
Geliebte von Kardinälen, Würdenträgern, Fürsten und Markgrafen, heimliche
Herrscherin des Konzils. Konstanz ist mit 81 000 EW die größte Stadt am Bodensee. Hier trifft
Mittelalter und Moderne entspannt zusammen. Die Bürger der Stadt erkämpften
sich 1196 und 1213 die Unabhängigkeit vom bisherigen Stadtherrn dem Bischof
und erhielten, so die Meinung der Historiker, den Status einer Reichsfreien
Stadt. Am
Konstanzer Trichter beginnt mit Kilometer null die offizielle Zählung der Stromkilometer des Rheines. Nach einer Kaffeepause nahe dem Rosengartenmuseum haben Kriemhild
und ich uns zusammengetan um ein wenig zu bummeln. Darüber hatten wir den
Treff- und Zeitpunkt der Stadtführung verpasst und so machten wir uns auf den
Weg die Stadt zu zweit zu erkunden. Am
Rosengartenmuseum vorbei Richtung "Neues Rathaus" zum
Augustinerplatz waren wir auf der Suche nach der Dreifaltigkeitskirche. Nach
einigen Umwegen, vorbei an herrschaftlichen Häusern, idyllische Gassen,
schönen Geschäfte, erreichten wir endlich die Kirche. Da eine Hochzeit im Gange war, gab es keine Möglichkeit die Kirche
zu besichtigen bzw. einen Rundgang zu machen. Still verweilten wir im
hinteren Teil und ließen unsere Augen wandern. Die
Dreifaltigkeitskirche im späten 13. Jh. für das örtliche Kloster
Augustiner-Eremiten in schlichter gotischer Bettelordensarchitektur
erbaut auch Augustinerkirche genannt, gehört mit
ihren spätgotischen Fresken und barocker Bild- und Stuckdekoration zu den
bedeutendsten sakralen Baudenkmälern der Stadt und zu den
Sehenswürdigkeiten von Konstanz. Wir spazierten weiter auf der Suche nach dem Münster "Unserer
Lieben Frau". Nach einer Weile stellten wir fest, dass wir uns
hoffnungslos verlaufen hatten. Kein Problem, ein hilfsbereiter Konstanzer Bürger
half uns mit einem Stadtplan anhand dessen wir den Münsterplatz mit dem
Münster erreichten. Doch was war das? Schon wieder eine Hochzeit und dieses mal sehr feierlich mit Geige und Gesang. Wieder setzten
wir uns in den hinteren Teil der Kirche und lauschten dem "Ave
Maria". Sehr beeindruck warteten wir auf das Ende der Zeremonie. Vor
allen Dingen wollten wir, neugierig wie wir waren, die Brautleute samt Anhang
von nah begutachten. Das Münster liegt auf der höchsten Stelle des Konstanzer Stadthügels,
eine Säulenbasilika. Die Bauanfänge sind wohl nicht gesichert, sicher ist
jedoch, dass Bischof Lambert um das Jahr 1000 die Ostpartie der Kirche
erneuern ließ. Über das
Innere des Münsters kann man Seiten füllen und so möchte ich hier nur einen
kleinen Auszug wiedergeben. Breit
und geräumig ist das Mittelschiff mit dem barocken Tonnengewölbe. Im vorderen
Langhaus ist eine Platte eingelassen, hier soll Jan Hus bei seiner
Verurteilung gestanden haben. Sehenswert
sind die geschnitzten Portaltüren und das Chorgestühl, beides um 1470. In den
Seitenschiffen fügen sich jeweils 8 Kapellen an. Die Konradische Kapelle zum
Beispiel enthält die steinerne Grabtumba des Bistumspatrons (14. Jh.) dem
Hl. Pelagius und in einem vergoldeten Schrein sein
Haupt. Die
Welserkapelle, sozusagen ein Kabinettstück der Spätgotik besitzt eines der
bedeutendsten Kunstwerke des Münsters, den Prophetenfries. Für die Salier
ist Prof. H.G. von Stockhausen kein Fremder, denken wir zurück an die
Stockhausenfenster im Speyerer Diakonissenkrankenhaus und im Mutterhaus, die
uns durch Frau Dorweiler bekannt gemacht wurden.
Ebenfalls hier in der Welserkapelle sahen wir die bemerkenswerte moderne
Verglasung nach Entwürfen von Prof. Stockhausen. Kommen wir zur Krypta und den berühmten Konstanzer Goldscheiben. In
der romanischen Krypta (10. Jh.) beeindrucken vier vergoldete Kupferscheiben
(11. Jh.) die einst den Chorgiebel schmückten. Über dem Altar sehen wir die Majestas-Domini-Scheibe, mit 194,4 cm die größte Goldscheibe. Mit der
Mauritius-Rotunde östlich hinter dem Chor im Münstergarten beenden wir den
Münsterbesuch. Halt,
unbedingt sei erwähnt das Münstergeläut, Deutschlands umfangreichstes Domgeläut, musikalisch von überragender Bedeutung diese
19 Münsterglocken. Die Zeit drängte doch es stand noch die Stephanskirche am
Stephansplatz an. Wir wollten zumindest einen kurzen Blick hineinwerfen. Die
dreischiffige Kirche im Schatten des Münsters war ursprünglich romanisch
wurde aber im 15. Jh. im spätgotischen Stil ausgebaut. Das Äußere der Kirche
wirkt durch den grauen Sandstein und die klaren Linien eher schlicht. Trotz
alledem wollten wir es nicht versäumen einen Blick ins Innere zu werfen. Und
siehe da es gibt doch einige Kunstwerke, die zu bewundern sind. So der
formvollendete Rokokochor mit den Passionsreliefs
des bedeutenden Konstanzer Bildhauers Hans Morinck
(1560-1616). Neben dem Hochaltar aus Eichenholz ist das mit Gesichtern
verzierte Chorgestühl sehenswert. Jetzt war es genug mit Kirchen und Sehenswürdigkeiten zumindest für
Heute und so beschlossen wir gemütlich durch die Straßen zurück zum Bus zu
bummeln. Die letzte Station für Heute war die Mainau, eigentlich nicht
vorgesehen, wurde sie ad hoc ins Programm genommen, der Tag war einfach zu
schön um im Hotel das Abendessen einzunehmen. Die Mainau ein Blumenparadies war zunächst römischer
Militär-Stützpunkt, dann Rittersitz, im 9. Jh. kam sie zum Kloster Reichenau, bis der Deutschherrenorden 1272 hier eine
Kommende (Pfründe) einrichtete. Häufiger
Besitzerwechsel bis 1932 dieses kleine Paradies an die gräfliche Familie
Bernadotte kam. Mit jährlich mehr als 1,2 Mio. Besuchern ist die Insel eine
der Hauptattraktionen am Bodensee. Auf dem Weg hinauf zum Restaurant erlebten wir ein herbstliches
Feuerwerk der Farben. Hier im Dahlien-Meer verlieren sich die Besucher. Ein
Zeppelin kreiste über der Insel und so erinnern wir uns an Ferdinand Adolf
Heinrich August Graf von Zeppelin. Im Volksmund auch „Der Alte vom Bodensee“
genannt, deutscher General und Luftschiffkonstrukteur.
1900 kam es zu den ersten drei Aufstiegen über dem Bodensee. Nach einem sehr bekömmlichen Abendessen begleitet von einem schönen
Bodenseewein und angenehmen Tischgesprächen, spazierten wir zurück zum Bus.
Noch ein Blick auf den abendlichen stillen See dann ging es zurück zum Hotel. Ein
wunderschöner sonnenverwöhnter Tag ging in gemütlicher
Runde zu Ende. Brigitte
Wühl Dritter und letzter Tag unserer Herbstreise 2007. Pünktlich um 8 Uhr 30, bei strahlendem Sonnenschein, stiegen wir in
unseren Bus. In diesem Jahr war das ausgesuchte Hotel sehr ruhig dafür
mussten einige kräftig um ihr Frühstück kämpfen. Unsere heutigen Ziele waren zuerst die Pfahlbauten in Unteruhldingen, dann – ganz toll – das Schloss Salem,
danach Überlingen und die Wallfahrtskirche Birnau Wir fuhren durch die herrliche Landschaft des Hegaus
hin zum Bodensee. Jetzt verblasste die Sonne und es stiegen die Morgennebel
aus den Wiesen und Feldern auf, was die ganze herrliche Bergwelt in ein geheimnisvolles
Licht tauchte. In meiner unbegrenzten Phantasie konnte ich mir jetzt alles
vorstellen. So war es überhaupt kein Problem mich langsam 3000 bis 6000
Jahre zurück zu versetzen. Am Zielort verließen wir den Bus und mussten noch
einige Schritte zu Fuß gehen. Am Eingang des Museums erwartete uns bereits
die Besucherführerin. Sie stellte sich vor - Margarete – und nachdem noch
einige höfliche Worte gewechselt waren, konnte es losgehen. Weil sie selbst
noch einige Formalitäten zu erledigen hatte, konnten wir uns in dem dazu
gehörigen Museum etwas umsehen. Hier lief ein Kurzfilm über das Leben der
Kinder und Jugendlichen in der damaligen Zeit. Daneben waren einige
Gebrauchsgegenstände, Gefäße und alte Werkzeuge zu bestaunen. Zuerst gingen
wir in ein Dorf aus der Jungsteinzeit (3000 – 6000 v Chr.) und danach
schauten wir noch bei einem bronzezeitlichen Dorf vorbei (ca. 1050 v. Chr.). Das Dorf und der dazu gehörige Hafen waren mit einem Palisadenzaun
zur Landseite abgeschirmt und wir liefen die
Pfahlbaustraße mit naturbelassenem auf sie noch im Morgendunst liegenden
Behausungen zu. Dies war etwas schwierig, man musste höllisch aufpassen,
fast stierig auf den Boden achten, denn diese
Dorfstraße war äußerst uneben und ungleichmäßig gearbeitet. („Hans guck in
die Luft“ konnte einen plötzlichen Hinfaller
verursachen.) Vor fast jedem Haus war ein Einbaum vertäut, manche waren 4 – 5
Meter lang. 13 Häuser stehen da, schön auf Stelzen im Flachwasser und auch
unter dem Schilfdach gab es allerhand zu sehen. Diese Nachbildungen entstanden von 1922 – 1931. Den Ausschlag für
die Errichtung der Holzbauten gaben Ausgrabungen am Bodensee, an Schweizer
Seen und im oberschwäbischen Federseemeer. Die Innenräume sind liebevoll hergerichtet und man erfährt, wie die
Bewohner gefischt und gejagt haben, wie sie sich kleideten, wie Getreide und
Hülsenfrüchte angebaut wurden und wie gekocht und gegessen wurde. So sollte
der einzelne Schlafplatz für eine Person ungefähr 40 cm breit gewesen sein.
WOW !!! Die Häuser bestanden meisten aus drei
Räumen. Unten zwei Räume, einer davon war beheizbar und der obere Raum, der
nur über einen einfachen Steigbaum zu erklimmen war, diente als Vorratskammer
und der Rauch aus dem unteren Raum ließ außerdem die Jagdbeute und
Lebensmitteln räuchern. Somit konnte man die verderblichen Lebensmittel
etwas haltbarer machen. (ausgesprochen praktisch) Dieser Steigbaum lies mich nachdenklich werden. Wer da rauf steigt
muss jung, schlank und sehr wendig sein. Keiner unserer Gruppe versuchte
sich…, obwohl dieses Museum ein richtiges Anfassen erlaubt! Wir befingerten
die Flügelaxt aus Esche, Steinbohrer, einen Feuerstein aus Pyrit. Die Werkstoffe
waren aus Schieferstein, Basalt und Knochen, Reusen, Harpunen, Tonscherben
und Holzschalen waren zu sehen. Als Klebstoff diente Birkenstockpech, Fenster
bestanden aus Tierhaut oder Blase. In einer Ecke stand ein primitiver Webstuhl. Es gab alte Betten,
Hausgeräte, Kochstellen einen Backofen, Rucksäcke und Kleider aus Leder oder
Ziegenfell. In der Steinzeitküche gab es getrocknete Apfelschnitze
und Mohn, Heilkräuter waren Pilze mit antibakterieller Wirkung, ebenso
viele Gewürze. Das spärliche Licht einer Öllampeerhellte
das Ganze. Als Getränk der besonderen Art gab es Most. In einigen angrenzenden Häusern hatten Experten sich mit
Nachbildungen dieser Menschen versucht. Wir bestaunten einen im ganzen Glanz
seiner kriegerischen Ausrüstung versehenen jungen Mann, ein Jugendlicher
schrieb etwas an die Wand, eine alte Frau versohlte zwei Lausbuben den
Hintern. In einem angrenzenden Raum stellte man eine Kulthandlung nach,
wahrscheinlich sollte dies eine Totenfeier darstellen. Zu unserer großen Verwunderung trug der Priester den
„Schifferstadter Hut“ dazu. Unsere Gruppe verlief sich jetzt etwas, aber alle Mienen drückten
Nachdenklichkeit aus. Was für ein mühsames Leben! Wir können alle sehr froh
sein Hier und Jetzt zu leben. Also richten wir lieber zufrieden unseren Blick
über den Bodensee zur Insel Mainau und rüber zur Stadt Konstanz, die jetzt
sichtbar wurde, nachdem die Sonne den Kampf gegen den Morgennebel gewonnen
hatte. Als ich später wissen wollte, was aus den Bewohnern der Pfahlbauten geworden
war, konnte mir keiner eine Antwort geben Also holte ich mir Wissen aus einem
schlauen Buch von Max Rieple: „verliebt in den
Bodensee“ Da steht: Erst im Jahre 800 verließen die Kelten die Pfahlbauten und zogen
sich landeinwärts in die Ringburgen zurück, von denen die nördlich Kreßbronn gelegene Lenesburg
mit ihren Ringgräben und einem V – förmigen Stichgraben sich am besten
erhalten hat. Lilo Schweickert Unser nächstes Ziel war Salem Wenn man Salem hört, denkt man zunächst an die renommierte Privatschule,
bekannt wurde es im Mittelalter jedoch durch seine Klosteranlagen. Nachdem der Linzgauer
Freiherr und Ritter Guntram von Adelsreute dem Zisterzienser-Orden 1134
einen Teil seiner Ländereien geschenkt hatte, gründeten die Zisterzienser das
Kloster Salem, das bald durch Reichtum, Wissenschaft und politisches Ansehen
zu einem sehr bekannten Kloster im süddeutschen Raum wurde. Durch den Eingangspavillon kamen wir in den sehr schönen Hofgarten,
wo wir Frau Hachmann trafen, die uns durch die
Anlage führte. Wir spazierten zunächst zur Pferdeschwemme,
hier hatte man den unterirdischen Aachkanal freigehalten,
so dass hier die Pferde getränkt und die Gespanne gereinigt werden konnten.
Gegenüber der Pferdeschwemme befand sich ursprünglich die alte Mühle, darunter fließt heute noch die Aach. Das Münster ist ein schlichter nüchterner Bau in Zisterziensergotik.
Die heutige Alabaster-Ausstattung erfolgte im 18. Jahrhundert durch Abt. Anselm
II., der durch barocke Figuren und Denkmäler die Kirche in einen Festsaal
Gottes verwandeln wollte. Das Langhausgestühl aus
der Birnau und die mit Köpfen geschmückten
Beichtstühle stammen von Joseph Anton Feuchtmayer. Hinter dem Münster liegt das ehemalige Konventgebäude.
Durch Zerstörungen im dreißigjährigen Krieg und einen Großbrand 1697 wurden
die meisten Gebäude zerstört, nur das Münster und der Westflügel des Konventsgebäudes wurden gerettet. Seine letzte große Blütezeit erlebte Salem und Abt. Anselm II in der
Zeit von 1746-1778. Dieser Abt. gründete 1749 die
erste deutsche Sparkasse, die „Ordentliche Waisenkasse“ in Stefansfeld bei Salem. Seit 1802 ist das Schloß Salem im Besitz des Markgrafen von Baden. 1920 gründete Max von Baden die
Internatsschule. Der Pädagoge Kurt Hahn begann mit 25 Schülern, heute sind
es 500, von denen die Mittelstufe in Salem, die anderen in Burg Hohenfels und Schloß Spetzgart unterrichtet werden. Zum Mittagessen fuhren wir nach Überlingen.
Es hat eine sehr schöne Uferpromenade und viele kleine Lokale und Cafes, und da das Wetter sehr schön war, promenierten
sehr viele Leute am Ufer entlang. Wir sahen den von Peter Lenk gestalteten
Brunnen mit skurrilen Figuren u.a. den Schriftsteller Martin Walser als
„Reiter über den Bodensee“ mit Schlittschuhen zu Pferde. Nachdem wir den ganzen Morgen unterwegs waren, sorgten wir zunächst
für unser leibliches Wohl und nahmen unser Mittagessen in Überlingen ein. Wieder erholt, besichtigten wir das Münster St. Nikolaus
(14.-16.Jh.), eine fünfschiffige Basilika, größte spätgotische Kirche in
der Bodenseeregion. Beim Eintreten fällt der Blick sofort auf den großartigen Hochaltar,
den Jörg Zürn zusammen mit seinem
Vater und Brüdern 1613-1616 geschnitzt hat. In den Seitenschiffen kann man außerdem noch den Rosenkranzaltar
und den Schutzengelaltar ebenfalls von der Zürnfamilie besichtigen. Am Spätnachmittag fuhren wir dann noch zur Birnau.
Die Wallfahrtskirche St. Maria des ehemaligen Salemer
Filialklosters Birnau
wurde 1746-1749 von dem Baumeister Peter Thumb gebaut, von Anton Feuchtmayer
mit Stuckaturen, Engeln und Heiligen ausgestattet und von Gottfried
Bernhard Götz ausgemalt. Im Zentrum thront das Gnadenbild der Muttergottes von 1430. Am
berühmtesten ist Feuchtmayers
„Honigschlecker“ rechts vorn am Bernhardaltar. Der Klosterhof Maurach (17./18. Jh.) unterhalb der Birnau war Wirtschaftshof des Klosters Salem. Nach der Besichtigung ging es Richtung Heimat, am späten Abend kamen
wir nach einem erlebnisreichen Wochenende in Speyer an. Spottbild
über das Frauengeschwätz An der
Nordwand des Langhauses ist neben den Altarstufen ein seltenes Spottbild aus
dem 14. Jh. erhalten, das das Geschwätz der „tumben wibun“,
der törichten Frauen kritisiert. Dort heißt es: Ich wil hie schribvn von diesen tvmben wibvn was hie wirt plapla gvsprochvn
vppigs in der wochvn was wirt allvs wol
gvdaht so es wirt für den richtvr braht (Ich will
hier von den dummen Weibern schreiben; was hier an Blabla
die ganze Woche geredet wird, dessen wird gedacht werden, wenn es einmal vor
dem Richter steht.) Das Gedicht
ist auf eine Kuhhaut geschrieben, die von vier Teufeln im Kreis gedreht wird, und
illustriert so wörtlich die Redensart vom Geschwätz, das auf keine Kuhhaut
geht. Das Bild, in Sichtweite des Altars angebracht, mag den Priester ermahnt
haben, in seiner Rede auf „weibisches Geplapper“ zu verzichten. Inge Beckmann |