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Gesellschaft
e.V. |
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Weimar, Eisleben,
Wittenberg und Schmalkalden Freitag,
den 16. September, um sieben Uhr, machten sich 22 Salier auf nach Weimar. Zur
allgemeinen Freude war wie auch schon in Burgund Salvatore unser Busfahrer
und Irmtrud hat uns unterwegs in bewährter Weise auf die nächsten Tage
eingestimmt. Leider hatte Petrus kein Einsehen und bescherte uns Regen
während der ganzen Fahrt und auch noch in Weimar Nachdem
wir uns im Hotel Hilton etwas frisch gemacht hatten, brachte uns Salvatore in
die Innenstadt, damit wir eine Kleinigkeit essen oder Kaffee trinken konnten,
bevor wir uns um 15 Uhr vor dem Deutschen Nationaltheater zur Stadtführung
mit der Stadtführerin, Frau Isolde Gilg, trafen.
Frau Gilg ist Weimarerin, nicht Weimaranerin.
Weimaraner sind Jagdhunde, die anfangs nur in Thüringen gezüchtet wurden. Das
Nationaltheater, in dem Goethe die Dramen Schillers uraufführte, brannte 1825
aus, wurde neu aufgebaut, der Neubau musste wegen Baufälligkeit abgerissen
und konnte 1908 dann in heutiger Form neu eröffnet werden. 1919 tagte hier
die Nationalversammlung der ersten deutschen Republik und nach
Kriegszerstörung wurde es 1948 mit Goethes „Faust“ wieder eröffnet. Weimar
hat ca. 62-64000 Einwohner, trägt seit 1999 den Ehrentitel „Kulturstadt
Europas“ und ist immer noch die Klassikerstadt. Ein
Mythos ist ferner das 1919 durch Walter Gropius gegründete Bauhaus, das 1925
nach Dessau übersiedelte. Alle
sehenswerten Gebäude, wie z. B. das Goethe- und Schillerhaus, liegen im
Zentrum ziemlich dicht zusammen und sind gut zu Fuß zu erreichen. In
der Stadtkirche Peter und Paul, auch Herderkirche genannt, weil Herder hier wirkte und 1803
auch hier beigesetzt wurde, ist vor allem das dreiflügelige
Altarbild bemerkenswert, das 1552 von Lucas Cranach begonnen und nach seinem
Tod von seinem Sohn vollendet wurde. Ein Grabstein des 1553 verstorbenen
Malers Lucas Cranach d. Ä., der auf dem
Jakobsfriedhof beigesetzt wurde, ist an der Nordwand des Chores angebracht. Wir
kamen an der Anna Amalie Bibliothek vorbei. In ihr sind dem großen Brand vor
zwei Jahren rund 50000 wertvolle Bücher u.a. auch Kompositionen der Fürstin
Anna Amalia verbrannt. Noch ist sie eingerüstet und wird renoviert. Wir
gingen an dem berühmtesten Hotel Weimars dem „Elephant“
vorbei. Zu internationalem Ruhm brachte das Hotel durch den Roman von Thomas
Mann „Lotte in Weimar“. Der Film mit Lilli Palmer wurde hier gedreht Als
wir uns dem Park näherten, in dem das Sommerhaus Goethes steht, erlebten wir
noch einen Krimi live. Der Hoteldirektor und ein anderer dunkel gekleideter
Mann liefen hinter einem anderen Mann her und riefen:“Haltet den Mann“. Sie
schafften es aber nicht und kurze Zeit später kam die Polizei mit Blaulicht
durch den Park gefahren. Wie die Geschichte allerdings ausgegangen ist,
entzieht sich unserer Kenntnis. Natürlich
kann man in dieser kurzen Zeit, die wir zur Verfügung hatten, nur Einblicke
gewinnen, zumal es ja auch immer noch ein bisschen regnete. Weimar ist auf jeden
Fall eine Reise wert. Abends
haben wir beim gemeinsamen Abendessen den Tag ausklingen lassen. Am
Sonnabend sind wir dann nach einem ausgezeichneten Frühstück um 8:30 Uhr Richtung
Eisleben bei sehr schönem Wetter gefahren, unser Stadtführer, Herr Mathias
Ludwig, Student der Geschichte, begleitete uns. Wir sind durch eine sehr
schöne Landschaft und kleine Ortschaften gefahren, u.a. auch durch Nebra, wo man 1999 auf dem Mittelberg an der Unstrut eine
32 cm große Scheibe, die sogenannte Himmelscheibe mit Vollmond, Sichelmond
und dem Sternbild der Plejaden, datiert auf die Mitte des 2. Jahrtausend v.
Chr., gefunden hat. Unterwegs
erlebten wir noch eine Geschichte wie vor 100 Jahren. An einem Eisenbahnübergang
leuchtete eine Rote Lampe, also anhalten, aber dann sahen wir, dass ein Mann
an jeder Seite des Geleises rotweiße Bänder über
die Straße zog, nachdem der Zug, - liebevoll „Husch-Husch“ genannt - vorüber
war, nahm er die Bänder wieder ab. Eisleben In
Eisleben, einer Kreisstadt des Mansfelder Landes,
ist Luther am 10. Oktober 1483 geboren und am 11.Oktober getauft worden.
Wir besichtigten das Geburtshaus und die Taufkirche, St. Petri-Pauli-Kirche,
eine spätgotische Hallenkirche, in der noch der Luthertaufstein im Altarraum
steht. Aufgewachsen ist Luther im benachbarten Mansfeld,
wo sein Vater als Hüttenmeister im Kupferschieferbergbau
bescheidenen Wohlstand erwarb. Am
28.01.1546 kam Luther, schon gesundheitlich angeschlagen, zum Schlichten von
Streitigkeiten zwischen den Mansfelder Grafen nach
Eisleben und wohnte bei seinem Freund, dem Stadtschreiber Albrecht, im Haus
gegenüber der Andreaskirche. In der Andreaskirche steht noch die
spätgotische Kanzel, auf der Luther am 16.02.1546 zum letzten Mal predigte.
Die Kanzel war mit einem samtenen roten Seidenbehang mit stark plastischen
Reliefstickereien aus dem 16. Jh. bedeckt, der seit 1876 unter Glas zu sehen
ist. Am 18.Februar 1546 starb Luther im Beisein seiner Söhne, Freunde und der
Grafen von Mansfeld. Das Sterbehaus
ist seit 1894 Museum. Weiter
ging unsere Fahrt nach Wittenberg das
erstmals 1183 urkundlich erwähnt wurde und seit dem Ende des 15. Jh.
kurfürstliche Residenz Friedrich des Weisen war. Die Gründung der Universität
1502 und das Wirken Luthers und Melanchthons als Professoren
begründeten den Weltruf Wittenbergs. Das Stadtbild zeigt noch viele bürgerliche
Wohnbauten und das Rathaus der Renaissance . An
der hölzernen Kirchentür der Schlosskirche, die der Universität als
„Schwarzes Brett“ diente, brachte der Augustiner Mönch Martin Luther am 31.
Oktober 1517 seine 95 Thesen an. An die Stelle der 1760 verbrannten Holztür
ließ König Friedrich Wilhelm IV von Preußen eine Bronzetür mit eingemeißelten
95 Thesen setzen, Luther ist in der Nähe der ehemaligen Kanzel und Melanchthon dicht bei der Thesentür
begraben. In
der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien predigte Luther, von dieser Kirche
ging die Botschaft der Reformation in
die Welt. Die Kanzel Luthers ist herausgenommen worden. Erhalten ist der Reformationsaltar von Lucas d. Ä. 1547. 1503/04
wurde mit dem Bau des Augustiner-Klosters, des späteren Lutherhauses,
begonnen, gedacht war es für Erfurter Mönche der Augustiner und wurde wegen
der schwarzen Kutten auch das „Schwarze Kloster“ genannt. Luther kam 1508
erstmals nach Wittenberg, um an der Universiät
Moralphilosophie zu lehren. Er wohnte in dem Kloster und blieb auch dort,
nachdem 1525 die ehemalige Nonne Katharina von Bora geheiratet hatte. Wir
haben das Lutherhaus besichtigt. Danach
fuhren wir zurück nach Weimar zum Abendessen ins Gasthaus „Zum weißen
Schwan“, wo ein „Schillermenue“ serviert wurde,
das nicht nur Essen und Trinken beinhaltete, sondern auch Anekdoten und
Gedichte von Schiller und Goethe , vorgetragen von dem Inhaber und einer
Angestellten. Am
Sonntag, 18. September war zum Glück wieder schönes Wetter. Nach dem
Frühstück besichtigten wir um 9 Uhr noch das Schillerhaus-Museum und fuhren
dann nach Schmalkalden wo
uns unsere Stadtführerin, Frau Knobloch, erwartete. Schmalkalden entwickelte
sich im Mittelalter zu einem Zentrum der Eisen- und Stahlwaren, da in der
Umgebung Eisenerz abgebaut wurde. Vom 17. Dezember 1530 bis zum 1. Januar
1531 tagten hier die evangelischen Stände, deutsche Fürsten und freie Reichs
- und Hansestädte, um den Schmalkaldischen Bund zu gründen. Luther war am 7.
Februar 1531 hier und predigte in der Stadtkirche St. Georg. Schmalkalden
liegt in einem Talkessel am Südhang des Thüringer Waldes, an der in der Nähe
entspringenden Schmalkalde. Am zentral gelegenen
Altmarkt liegt die Hallenkirche St. Georg und das Rathaus, in deren Vorhalle
zahlreiche Wappen der Mitgliedsstädte des Bundes angebracht sind. Die Stadt
weist sehr viele, gut erhaltene Fachwerkhäuser in fränkischer Rahmenbauweise
aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auf. 15
Meter über der Stadt liegt das 1585 - 90 als Jagd- und Sommersitz von
Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel errichtete Renaissance- Schloss
Wilhelmsburg. Leider konnten wir es nicht besichtigen. Frau Dorweiler machte es nach Rücksprache mit der Dame an der
Kasse möglich, dass wir wenigstens die Schlosskirche mit ihrem wunderschönen
plastischen Stuckdekor besichtigen konnten. Das
Wertvollste ist die 1590 von Daniel Meyer aus Göttingen gebaute Orgel mit 252
Pfeifen aus Kirsch-, Pflaumenbaum- und Steineichenholz, die zum Teil mit
Elfenbein verkleidet sind. Ferner gibt es noch einen Alabastertischaltar
und eine Kanzel, die bis zum ersten Stock reicht. An
der Südseite des Schlosses lagen terrassenförmig angelegte Gärten, von denen
man einen schönen Blick auf die Stadt hatte. Nach
dem Mittagessen ging es nach Hause, wo wir am frühen Abend nach einem
erlebnisreichen Wochenende wohlbehalten wieder ankamen Inge Beckmann |