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Gesellschaft
e.V. |
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Advent, Advent An
einem strahlenden Spätsommertag, Ende September,
Lufttemperatur 21 Grad, ein Lüftchen wehte, da flatterte ein Brief ins Haus.
Absender war die Stadtverwaltung Speyer. Kulturdezernent
Brohm und seine Mannen wollten dieses Jahr eine
weitere Neuheit für den kommenden Weihnachtsmarkt einführen. (Oh Gott,
Weihnachten jetzt, brr, brr, kalt, nass, dunkel, das ist ja noch so weit
entfernt, muss das jetzt schon sein?) Die
neue Idee war ein lebendiger Adventskalender. Gedacht war, vom 1.
Adventstag bis zum 23. Dezember sollte jeweils um 18:00 Uhr, das Portal des
Stadthauses geöffnet werden und es sollten dazu jeweils eine Person oder
eine Gruppe einen kurzen Vortrag, ein Spiel, Tanz oder eine Gesangsdarbietung
zeigen. Darum wurden alle Vereine, welche im weitesten Sinne etwas mit Kultur
zu tun haben, angeschrieben und gebeten mitzumachen. Bei
mir zögerliches Nachdenken. Wie? Wir? Mit was, um Himmelswillen, könnten wir
als Saliergesellschaft die Weihnachtsmarktbesucher erfreuen? Wie immer, wenn
es mir an Kreativität mangelt, gibt's nur eine Anlaufstelle: Irmtrud anrufen.
Ihr kurzer Kommentar: "Klar, machen wir." Wann soll die Vorbesprechung
sein, gut, passt, also bis Freitag. Ich war absolut nicht zufrieden. Als
nächstes dann unseren Schatzmeister Klaus um Rat fragen. Wiederum stellte
ich kleinlaut meine Frage, ob mitmachen und mit was. Aber auch bei Herrn Feichtner sofortige Zustimmung: "Wir machen
mit." Ja, aber mit was? Da wird uns schon etwas einfallen. So, nun hatte
ich die ungeliebte Antwort. Wir müssen ran! Die
Vorbesprechung fand dann am 2. Oktober im historischen Ratsaal
statt. Endlich war alles versammelt und es wurde beraten. Viele meldeten sich
zum Mitmachen, es wurden mehr Aktivitäten angeboten, als es Adventstage
gab. So, was!!!! Mittlerweile hatte Irmtrud bereits eine sehr gute Idee, mit
welcher Darbietung wir uns einbringen könnten. Um weitere Einzelheiten zu
besprechen, pilgerten dann Brigitte Wühl und ich zu Herrn Dr. Nowack, Anschließend ließen wir uns die Abendsonne noch
in einem Straßencafe auf unsere sonnenhungrige Häupter scheinen. Die
Dauer der einzelnen Vorstellungen sollte ca. 15 Minuten dauern und der Tag
wurde auf Samstag, den 10. Dezember festgelegt. Jetzt
mussten wir nur noch das Einverständnis der Autorin einholen. Wir wollten
nämlich ein Märchen vorlesen, welches in Speyer spielt und modern ist, aber
dennoch die Jahrhunderte verwirbelt. Dieses Märchen hatte Frau Atteln, die Autorin, vor einigen Jahren Frau Doweiler als einmalige Auflage geschenkt. Nachdem von der
Autorin das O.K. kam, konnten wir Pläne schmieden. Eine
Kulisse sollte das Darstellungsfeld abgrenzen, am besten, ein
eindrucksvolles Dia von unserem Dom. Dazu ein Tischchen, eine alte Laterne
und, und.... Nach
unseren verschiedenen Besuchen bei den anderen darbietenden Vereinen, kamen
wir zu dem Entschluss! Nichts von allem dem. Nur
die Beleuchtung, ein Mikro und die erzählende Person. Selbstverständlich –
Irmtrud - sie sollte ihr Märchen den Speyerern und ihren Besuchern selbst
erzählen. Für
alle andere unseres Vereins gab's nichts zu tun. Wir sollten nur möglichst
zahlreich erscheinen mit Freunden und Gönnern. Also,
an besagtem Samstag um 17:25 Uhr stand ich vor dem Portal der Überraschung.
Vor mir der strahlend hell leuchtende Anblick unserer Hauptstraße mit dem Altpörtel und dem gut besuchten Weihnachtsmarkt. Und
hinter mir unser Dom. Wer kann da noch kühl bleiben. Unser Speyerer Dom wurde
dieses Jahr besonders phantastisch ausgeleuchtet. Der Eindruck ist ganz
wundervoll und sogar die umliegenden Orte können ihn sehen. Unser Dom wirkt
hoheitsvoll, ja, das ist der richtige Ausdruck. Ich
bin überzeugt, so hätten auch unsere salischen Kaiser zufrieden und liebevoll,
ja sogar stolz, ihr Gotteshaus, aussehen lassen wollen. Passenderweise spielte jetzt vor der Eingangstür des Stadthauses
ein Bläserchor aus Otterstadt mit inzwischen
eisigen Fingern weihnachtliche Musik. Ebenso waren Ton- und
Beleuchtungstechniker bei ihrer wichtigen Arbeit. Ich spazierte ungehindert
ins Stadthaus, aber niemand war da kein Dr. Nowack,
kein Salier, keiner unserer Akteure. Also spazierte ich wiederum auf die
Hauptstraße und trippelte leicht besorgt auf und ab. Nach ungefähr 10
Minuten kamen dann Irmtrud und Klaus aus Richtung Weihnachtsmarkt herbei. Inzwischen
war Frau Fresenius, die Verantwortliche der Stadtverwaltung für diesen
Abend, etwas irritiert und beunruhigt, 15 Minuten vor Beginn und niemand ist
da??? Aber
keine Panik. Auf die. Salier ist Verlass. in jeder Hinsicht. (Das sind wir
als Verein unserer Kaiserlichen Familie schuldig.) Und
jetzt kommt noch eine tolle Änderung dazu. Frau Atteln
war selbst gekommen um ihr Märchen zu hören. Auf überzeugendes Zureden von
Irmtrud und uns, erklärte sie sich bereit "ihr eigenes Märchen"
selbst vorzutragen. .Das
Mikro wurde umgestellt. Inzwischen spitzelten wir zum Türspalt hinaus. Es
waren bereits Besucher, Mitglieder und Freunde gekommen. Sicher auch
angelockt durch den Bläserchor. 18:00
Uhr, alles wartet gespannt, nur die Domglocken läuten noch den Samstagabend
ein. Also Geduld! Wir warteten ebenfalls aber hinter der Tür. Dann ist es
soweit. Die Tür öffnete sich, Klaus begrüßt die Wartenden, stellt sich und
unseren Verein vor und macht aus seiner Freude, dass die Autorin selbst ihr
Märchen vorliest keinen Hehl. Erwartungsfroh
applaudierten die Besucher, das Dorngeläut wurde leiser und in dieses
Verklingen hinein, beginnt Frau Atteln das Märchen
„Das Mädchen aus der Himmelsgasse“ vorzulesen, das
auch mit dem Geläute der Domglocken beginnt. Still
lauschten große und kleine Leute dieser Erzählung. niemand lief fort, nur ein
großer furchterregender Hund heulte von Zeit zu Zeit jämmerlich auf. Seine
Halterin hatte alle Hände voll zu tun, ihn zu beruhigen. Hatte er die
traurige, rührende Geschichte vielleicht sogar verstanden? Wer weis...? Die
Zuschauer klatschten kräftig Beifall und wir verabschiedeten uns von den
hilfreichen Mitarbeitern der Stadt. Der
harte Kern beschloss spontan mit Frau Atteln und
ihrem ebenfalls anwesenden Sohn, noch einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt
zu trinken. Wir standen zwanglos im Kreis, wärmten unsere klammen Hände an
den heißen Tassen und genossen die Nachstimmung dieser reizenden, kurzen Episode, als uns Frau Atteln fragte, ob sie bei uns Mitglied werden könne. Aber
selbstverständlich! Wir waren natürlich freudig überrascht und hießen
"Sie" in unserer Mitte herzlich willkommen. Als sich im weiteren
Gespräch ergab, dass sie obendrein auch noch den Vornamen Gisela führt,
waren wir uns sicher, dass dies ein guten Ohmen ist.
Mit
diesem Vornamen Gisela ist es also fast ein Muss sich in die Obhut unseres
Vereins zu begeben Eine
märchenhafte Umgebung, eine besinnliche Geschichte und ein heiterer Ausklang
auf dem Weihnachtsmarkt zu Speyer. Geschehen
im Jahre des Heils Anno 2005. Lilo
Schweickert. |