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Der Heilige Stephanus

im Wohnzimmer von Herrn Wurmdobler...

 

Tagesausflug am 10.Mai 2003 nach Erbes‑Büdesheim

 

Wir trafen uns wie immer auf dem Parkplatz der LVA und fuhren dann mit einem Kleinbus der Firma Deutsch mit dem Fahrer. Herrn Schatz bei noch etwas trüben Wetter ab. Leider waren insgesamt nur 11 Salier erschienen. Wir waren reichlich früh in Erbes ‑ Büdesheim angekommen, aber das machte nichts. denn dank der Fürsorge von Frau Schweickert, die uns mit frischen Brezeln überraschte, und Herrn Feichtner, der die entsprechenden Getränke mitgebracht hatte, machten wir draußen ein kleines Stehpicknick. Das Ehepaar Stoltz war noch zu uns gestoßen. Einige Gäste aus Mainz und eine Mitarbeiterin der Alzeyer Zeitung schlossen sich unserer Truppe auch noch an. (Der Artikel über unseren Besuch erschien am 17.05. in der Alzeyer Zeitung)

 

Herr Wurmilobler erwartete uns schon am Eingang zu seinem Anwesen. Wir gingen durch einen kleinen Park auf das sehr große Haus zu. Er erklärte uns Einiges zu diesem Haus, das 1320 noch ein Wasserschloss und ein Riesengut war. Es wurde Staatsdomäne und nach dem zweiten Weitkrieg wurden viele Hektar an einen Bauunternehmer verkauft, der dann sogleich Bäume abholzen ließ und alles mit Häusern zubaute. Nachdem der Bauunternehmer Pleite war, fiel das Anwesen an den Staat zurück und nach vielem Hin und Her konnte Herr Wurmdobler das Haus erwerben.

 

Er führte uns zunächst in sein Atelier, wo er uns das von ihm entwickelte Verfahren zur Rettung der Schraudolph Fresken demonstrierte. Nachdem eine Reihe der Fresken bei der Domrestaurierung in den Jahren 1957 bis 1961 mit dem Einverständnis der Denkmalspflege vernichtet wurde, gelang es zum Glück dem vom Domkapitel beauftragten Herxheimer Restaurator Otto Schultz eine große Anzahl der Fresken vorn Putz mit Knochenleim zu lösen und mit einem Hanfgewebe zu verstärken. Aufgerollt lagerten sie dann bis Anfang der 80er Jahre im Kaisersaal.

 

Die hervorgeholten Fresken werden zunächst einmal aufgerollt, auf glattem Untergrund mit der Rückseite nach oben ausgebreitet und einige Zeit geglättet, danach werden alle Putzreste mit einem Skalpell entfernt und die Rückseite mit einem Glasfasergewebe als Träger versiegelt. Das Bild wird wieder umgedreht und dann folgt eine schwierige und sorgfältige Arbeit: Um die Fresken nicht zu beschädigen, weicht Herr Wurrndobler die Bildoberfläche solange mit destilliertem Wasser ein, bis sich der Hanfstoff und der Knochenleim abziehen lassen und die Malschicht wieder zu sehen ist. Sorgfältig wird die Oberfläche nun von Leirnresten gesäubert und nach Retuschierarbeiten auf einer Styroportapete und danach einem festen Bildträger aus Aluminium fixiert.

 

Im ersten Stock hat er uns im Wohnzimmer ein großes Bild ca.5,5 x 6,9 rn vom Papst Siephan‑Zyklus gezeigt, das ausgebreitet auf der Erde lag. Er hat dort eine Arbeitsbühne konstruiert, die auf Schienen über das Bild gefahren wird und es ihm ermöglicht, im Liegen das Bild Stück für Stück von den Leirmesten zu befreien. eine anstrengende Arbeit.

 

Herr Wurmdobler würdigte vor allem die große Kunst Schraudolphs, der von König Ludwig 1. beauftragt wurde, den Speyerer Dom auszumalen. Schraudolph unternahm vor Beginn seiner Arbeit eine achtmonatige Studienreise nach Rom und ließ sich von den Werken Rafaels und Michelangelos inspirieren.

 

Herr Wurmdobler begleitete uns noch zum Gasthaus „Zur Reichskrone“, wo wir uns für weitere Untemehmungen stärkten.

 

Die kath. Kirche von Schornsheim war unser nächstes Ziel. Dort trafen wir gegen 14,30 Uhr ein. Geparkt wurde am Friedhof So haben wir uns die Stufen der barocken Treppe von 1741 zur Kirche hinauf erspart. Die Organistin, Frau Dürr, erwartete uns bereits. 1834 wurde das Langhaus wegen Verfalls abgerissen, erhalten blieben nur der um 1380 erbaute gotische Ostchor, der romanische Chorturrn und die sich daran anschließende Kapelle und Sakristei. Man betritt die Kirche durch den kleinen Chor, der nach 1834 zum heutigen Eingang umgebaut wurde, und ist überrascht über die reichhaltige Ausmalung der Kirche. Diese Malereien waren unter einer Malschicht verdeckt und 1910 bei Renovierungsarbeiten von Prof. Karl Bronner entdeckt. Um nur einige der Malereien zu erwähnen, z. B. die 12 Apostel mit Credobändem und Marterwerkzeugen und in den Fensterleibungen weibliche Heilige mit ihren Attributen: Barbara mit dem Turm. Lioba in schwarz‑weißer Tracht mit Buch u. Spindel usw. Zu der hl. Lioba, die im Jahre 735 auf Wunsch Bonifatius nach Deutschland kam erzählte uns Frau Dürr: Karl d.Gr. besaß hier in Schomsheim ein Königsgut, das er der hl. Lioba als Alterssitz überließ. Auf Artraten des Bischofs Lullus kam sie 778 oder 779 mit einigen Nonnen hierher. Sie starb vermutlich 782 und wurde in Fulda neben Bonifatius beigesetzt.

 

Wir fuhren noch weiter zur Bergkirche nach Undenheim, wo wir jedoch keinen Schlüssel ergattern konnten. Wir haben dann bei herrlichem Sonnenschein die Ruhe und die schöne Aussicht von dort oben genossen.

 

Bevor es nach Hause ging, haben wir in Saulheim in einer Eisdiele noch Eis gegessen oder Kaffee getrunken.

Es war alles in allem ein sehr gelungener Tagesausflug

Inge Beckmann

 

... und seitdem 3. Juni wieder im Dom

 

Das ca. 35 m2 große Bild, das wir wenige Wochen zuvor noch im ausgeräumten Wohnzimmer von Herrn Wurmdobler gesehen hatten, ist wieder an seinen Ursprungsort in den Kaiserdom nach Speyer zurückgekehrt. Es wurde aber nicht an seinem ehemaligen Platz an der Ostwand des südl. Querhauses über dem Eingang zur Sakristei angebracht, sondern wird seinen (endgültigen ?) Platz im restaurierten Kaisersaal finden.

 

Damit ist. Dank einer Spende der Landesbank Rheinland Pfalz, das 7. Bild der 1959/60 abgenommenen Schraudolph Fresken restauriert. Fünf dieser Bilder befinden sich in Speyer. Zwei Bilder sind in der Pfarrkirche St. Peter in Kirchheimbolanden (die Apostel Paulus und Andreas)

 

Von den insgesamt 123 großen Bildern, die Johann Baptist Schraudolph mit seinen Gehilfen zwischen 1846 und 1853 im Dom malten, sind die 24 Bilder im Langhaus (Marienzyklus), sowie das Votivbild von 1862 in der Vorhalle über dem Haupteingang noch an ihrem Entstehungsort erhalten. In der Restaurierungswerkstätte von Virus Wurmdobler lagern noch 16 weitere Bilder und warten auf ihre Wiederherstellung. Der Rest der Bilder ist unwiederbringlich zerstört.

 

1956 wurde vom Bischof für die folgenden Jahre eine Dornrestaurierung angekündigt mit dem Hinweis. dass an eine "Bilderstürrnerei" nicht gedacht sei.. Man wollte, vielleicht unter Verzicht der Ornamentik, die Schraudolph'sche Ausmalung erhalten. Ein anderes Ziel der Restaurierung war es die salische Architektur wieder zur Geltung zu bringen. Dazu mussten aber die Fenster und Wandkapellen. die man. um mehr Malfläche zu haben, vermauert hatte, wieder geöffnet werden.

 

Als nun der berufene Statiker feststellte, dass zur Sicherung der Wände des Querhauses und des Ostchores umfangreiche Zementinjektionen nötig seien und diese die Bilder zerstören würden, wurde die Entfernung der Bilder beschlossen

 

Auf Vorschlag des Dornpropstes sollten die Historienmalereien im Querhaus und die zum Marienzyklus gehörenden Bilder im Chor abgelöst werden. Die Ornamentmalerei und die weniger wertvollen oder stark beschädigten Fresken sollten dagegen entfernt werden.

 

Der Herxheimer Restaurator Otto Schulz hat die ausgewählten Bilder abgenommen.

 

Man war damals der Meinung. die abgelösten und aufgerollten Gemälde würden keine allzu lange Lagerzeit vertragen. Die meisten Bilder mussten aber, vermutlich aus Geldmangel, über 40 Jahre auf ihre Restaurierung warten.

 

Entgegen der damaligen Befürchtungen sind die von Vitus Wurrndobler aufgearbeiteten Bilder in einem hervorragenden Zustand. Davon konnten sich die Besucher des Domes in der Woche vor Pfingsten am Beispiel "der Enthauptung des Papstes Stephanus" überzeugen.

 

Klaus Feichtner

 

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