Salier
– Kurier 20 |
Salier Gesellschaft
e.V. |
|
Unser Gang nach Canossa Die letztjährige Reise der Salier Gesellschaft führte
anlässlich der 925. Wiederkehr des historischen Gangs nach Canossa durch
Kaiser Heinrich IV. eben an diesen Ort. Die Aufgabe
darüber zu berichten haben sich Inge Beckmann, Lilo Schweickert und Klaus
Feichtner geteilt Früh aufstehen
mussten die Teilnehmer an unserer letztjährigen Studienfahrt am 20. September
nach Italien. Bereits um 6 Uhr fuhr der Bus mit 23 Fahrtteilnehmern in Speyer
ab, diesmal vom Chef der Fa. Deutsch; Herrn Peter Deutsch persönlich
gesteuert. Nach einer
kurzen Begrüßung durch die Vorsitzende Lilo Schweickert verstummten die
Gespräche im Bus bis auf wenige Ausnahmen. Man gönnte sich noch eine Runde
Schlaf, der bei einigen bis Basel anhielt. Nach einer
Frühstückspause kurz hinter Basel hat dann unsere Irmtrud Dorweiler auf dem
Sitz des Reiseleiters Platz genommen. Über Land und Leute, Schweizer
Geschichte und ihren eigenen Erfahrungen mit den Eidgenossen hat sie
berichtet. Dazwischen gab's immer wieder Tonbandeinspielungen von Emil über
Vico Torriani bis dann in Itallien zu Enrico Cruso und dem Chor der Mailänder
Scala und zu italienischen Volksliedern. Die Fahrt ging
vorbei an den schweizerisch / italienischen Seen, den Freudentränen des
Schöpfers über sein gelungenes Werk, so Irmtrud. In typisch Pfälzer
Bescheidenheit kam dann sofort der Kommentar eines Mitfahrers, dass der
Hergott da aber die Pfalz noch nicht gesehen hatte. Die lange
Fahrt durch die teilweise recht trostlose Poebene wurde uns durch eine
Geschichte von Don Camilo und Pepone verkürzt. Der "Vater" dieser
Figuren Giovanni Guareschi, (1908-1968), hat hier gelebt und die Geschichten
spielen in der Poebene. Spätestens ab Parma ist es unserer Reiseleiterin
gelungen eine besondere Spannung aufzubauen Alle hielten Ausschau nach dem
von Irmtrud angekündigten überlebensgroßen, rosaroten Plastikschwein, mit dem
Werbung für den Parmaschinken gemacht wird. Offensichtlich
hatte sich die Sau aber schon ins Wochenende verabschiedet, sie war
jedenfalls nicht zu sehen. Gegen 17 Uhr
30 haben wir dann unser Hotel in Zentrum von Ferrara erreicht. Klaus
Feichtner Canossa Am 21.09.02
trafen wir um 9,00 Uhr unsere Reiseführerin, Frau Thanhäuser, die uns auf dem
Weg nach Canossa begleitete. Wir sind an
Bologna der Hauptstadt der Region Emilia - Romagna, vorbeigefahren, sie ist
ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und ein altes kulturelles Zentrum. Die
Region Emilia erhielt ihren Namen von der Via Aemilia, der langen Straße
zwischen Rimini und Piacenza, die der römische Konsul Marcus Aemilius Lepidus
191-187 v. Chr. bauen ließ. Bologna ist
die Stadt mit den längsten Arkadengängen weltweit. Die Portici sind in
unterschiedlichen architektonischen Baustilen ausgeführt und verlaufen fast
ohne Unterbrechung durch die ganze Altstadt (37 km ). Die Arkaden entstanden
aus der Tradition, die oberen Stockwerke überhängend zu bauen und sie von
unten abzustützen. Die erste Universität wurde in Bologna gegründet im Jahre
1088 bzw. evtl. schon 1067, sie ist auch heute noch eine bedeutende
Hochschule und man kann bis auf Theologie dort alles studieren. Nach dem
Untergang der Familie Bentivoglio stand Bologna von 1506 bis 1796 unter
päpstlicher Herrschaft. Frau Thanhäuser hat uns auch etwas über Parma
erzählt, das ja auch in der Nähe liegt. Von den Gebieten, die unter dem
Einfluss des Papstes standen, trennte Papst Paul III aus der Familie Farnese
1545 das neue Herzogtum Parma und Piacenza ab, um es seinem Sohn Pier Luigi
Farnese zu vermachen. Die Farnese - Herzöge errichteten den Palazzo della
Pilotta, (benannt nach dem Ballspiel "Pelota", das die Aristokraten
in den Innenhöfen des Palazzo im 16. Jh. sehr gern spielten) in dem 1618 das
Teatro Farnese eingeweiht wurde und der damals der weltweit größte Saal
seiner Art war. Marie-Luise (die zweite Frau Napoleons)
heiratete nach dem Tode Napoleons in einer Ehe zur linken Hand den Grafen von
Neipperg (mit der schwarzen Augenbinde) und hatte zwei Kinder, nach dessen
Tod wurde sie auf Wunsch Metternichs mit dem Grafen von Bonbelle, einem
Gesandten des Hofes von Wien, zum dritten Mal verheiratet und zur Herzogin
von Parma ernannt. Sie war sehr beliebt und hat sehr viele soziale
Einrichtungen geschaffen. Nachdem wir
Reggio nell` Emilia hinter uns gelassen hatten, fuhren wir in die Berge
Richtung Bibbiano, von dort ging es dann auf einer sehr kurvenreichen Strecke
nach oben, plötzlich sahen wir die Ruine von Canossa vor uns. Unser Bus blieb
auf dem Parkplatz neben einem Gasthof stehen und wir machten uns zu Fuß und
zwar im Gänsemarsch, da eine Seite der Stufen wegen Reparaturarbeiten
abgesperrt war, auf den Weg nach oben, den ja auch Heinrich damals gehen
musste. Wir befanden uns also nun auf historischem Boden, wo Heinrich IV. in
dem besonders strengen Winter 1077 ab 25. Januar drei Tage als Büßer im
Wollhemd und Sandalen vor dem Burgtor gestanden hat und erst am 28. Januar
von Papst Gregor vom Bann gelöst worden war. Auf eine
Gedenktafel für Heinrich IV. legte Frau Dorweiler ein paar Rosen zum Gedenken
an dieses Ereignis. Die Burganlage von Canossa wurde 940 errichtet. Wenn man
oben steht und in die wunderschöne Landschaft blickt, kann man sich
vorstellen, dass Canossa das Zentrum einer Reihe von wehrhaften Burgen war,
von denen aus die Markgrafen von Mitte des 10. Jh. bis Anfang des 12. Jh.
große Teile der Emilia kontrollieren konnten. Die Burg kam
im 13. Jh. unter päpstliche Oberhoheit, 1537 wurde sie durch Ottavio Farnese
zerstört. Die 1877 begonnenen Ausgrabungen haben die ursprüngliche Burganlage
und die Trümmer der Kirche S. Apollonio frei gelegt. 1878 wurde die Burg zum
Nationaldenkmal erklärt.Heute existiert auf der Burg ein Museum in dem
Erinnerungsstücke an die Hauptpersonen und Ausgrabungsfunde, z.B. das alte
Taufbecken aus S. Apollonio und Abgüsse figuraler Kapitelle zu sehen sind. Modena Da wir in der
Raststätte nicht essen konnten, beschlossen wir, nach Modena zu fahren, das
auf dem Weg nach Ferrara liegt. Modena, wurde
183 v. Ch. von den Römern an der Stelle einer keltischen Siedlung angelegt,
war seit dem 3./4. Jh. Bischofssitz, kam im 10. Jh. in den Besitz des Hauses
Canossa und 1288 mit Obizzo II. an die Familie Este, die bis 1796 herrschten.
Als Ferrara 1598 an den Kirchenstaat fiel, wurde Modena Hauptstadt des
Herzogtums. Modena ist schon lange berühmt für Lambrusco, Balsamico-Essig und
Zampone (gefüllter Schweinsfuß), die Stadt ist auch die Heimat von Enzo
Ferrari und Luciano Pavarotti. Wir hielten
auf der Piazza Roma und sahen den Palazzo Ducale der Este, 1634 an Stelle
eines Kastells begonnen, aber erst im späten 19. Jh. vollendet. Durch ein
Gitter konnte man in den großen Innenhof mit sehr schönen Skulpturen sehen,
heute beherbergt dieser Palast die traditionsreichste Offiziersschule
Italiens, die Accademia Militare. Den Dom
konnten wir nicht sofort besichtigen, da dort eine Hochzeit stattfand, also
nutzen wir die Zeit für einen kleinen Imbiss oder Kaffee. Der Dom S.
Geminiano (Piazza Grande) wurde 1099 von dem lombardischen Baumeister
Lanfranco begonnen und im 14. Jh. von den Meistern der Familie Campione
fertiggestellt, er ist dem heiligen Geminianus geweiht, der Ende des 4. Jh.
verstarb. Der Dom zählt zu den schönsten und besterhaltenen romanischen
Bauten Italiens. Die vier romanischen Reliefplatten mit Genesisszenen stammen
von dem Bildhauer Wiligemus. Der Dom enthält im Innere sehr viele wertvolle
Skulpturen, sehenswert ist u. a. die Brüstung des Lettners mit der
Fußwaschung und dem letzten Abendmahl. In der Krypta befindet sich das
Grabmal des Schutzheiligen Geminianus. Ein
Wahrzeichen Modenas ist der 86 m hohe Glockenturm Ghirlandina vom 12. Jh.,
der im 14 Jh. eine gotische Glockenspitze erhielt. Ravenna Am 22.09.02
fuhren wir morgens nach Ravenna, dort trafen wir unsere Reiseleiterin Frau
Marzia.Lobietti. Das Dorf
Ravenna entstand um 500 v. Chr. und erhielt im 1. Jh. n. Chr. als
Lagunenstadt unter Kaiser Augustus einen römischen Kriegshafen Portus
Classis. Kaiser Honorius verlegte 404 n. Chr. den weströmischen
Regierungssitz von Mailand wegen der geschützten Lage hierher. Unter seiner
und seiner Halbschwester Galla Placidia Regierungszeit (425-450) erlebte
Ravenna die erste kulturelle Blütezeit. Im Zuge der Völkerwanderung Eroberung
durch den Heruler Odoaker und den in Konstantinopel erzogenen Ostgotenkönig
Theoderich d. Gr. (493-526), auch in dieser Zeit und in der folgenden
byzantinischen Epoche unter Kaiser Justinian erhielt die Stadt bedeutende
frühchristliche Kirchen. 751 eroberten die Langobarden die Stadt; danach fiel
sie unter den Herrschaftsbereich Venedigs und wurde später Teil des
Kirchenstaates. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie durch Bombenangriffe stark
zerstört. Zuerst fuhren
wir zum etwas außerhalb liegenden Mausoleum Theoderichs, das am Rande des
antiken Feldes Coriandro liegt, wo die Goten ihre Toten begruben. Es handelt
sich um einen zweigeschossigen Rundbau aus istrischen Kalksteinblöcken, das
Untergeschoss in Form eines griechischen Kreuzes erbaut. Im
Obergeschoss befindet sich der große Porphyrsarkophag (Nachahmung einer
römischen Badewanne) Theoderichs, den Deckenabschluss bildet eine Kuppel, ca.
11 m Durchmesser, ca. 1 m Dicke und ca. 300 t Gewicht. Die Gebeine
Theroderichs sind verschwunden. Der Bus
brachte uns danach zur ca. 5 km außerhalb Ravennas liegenden Basilika
Sant’Apollinare in Classe. Sie wurde als Grabeskirche des hl. Apollinaris
zwischen 533 und 549 erbaut. Im dreischiffigen Inneren kann man 24 Säulen aus
griechischem Marmor mit byzantinischen Akanthus-Kapitellen bewundern, die das
Hauptschiff von den Seitenschiffen trennen. Der Mosaikboden ging leider durch
ein Erdbeben im 8. Jh. und Plünderungen verloren, erhalten sind wunderschöne
Mosaiken im Triumphbogen und der Apsis. Wir fuhren mit
dem Bus in die Stadt zurück, ließen ihn stehen und gingen zu Fuß durch
Ravenna. Wir sind über den großen Platz del Popolo gegangen, der wegen seiner
Gebäude (Rathaus, Präfektur etc.) das eigentliche Zentrum der Stadt ist. Aber
dann wurde es erst einmal Zeit zum Essen in dem sehr urigen und rustikalen
Restaurant "Ca’de’Ven". Gebaut wurde das Haus 1542 von Capitano
Cesare Rasponi di Savarna als Schenke und Pension, dann war es Hotel, in dem
gemäß einer Legende auch Dante Aligheri gewohnt haben soll, dann war es
Gewürzladen und seit es 1975 wieder eröffnet wurde ist es Weinkeller mit
einer großen Auswahl regionale Weine und Trattoria in der Piadina remagnola,
einer Art Fladenbrot, das mit Wurst und Käse serviert wird. Wir haben es uns
schmecken lassen und guten Wein dazu getrunken. Unser nächstes
Ziel war: Basilica di San Vitale, der Bau wurde noch unter Theoderich 526
begonnen, geweiht erst 546 nach der Vernichtung der Goten durch die
Byzantiner. Es war der erste achteckige Zentralkuppelbau des Abendlandes
(Vorbild für die Palastkapelle Karls des Großen in Aachen). Es handelt sich
um einen zweigeschossigen Bau (Emporen für die Frauen). Während früher das
Innere vollständig mit Marmorintarsien, Stuck und Mosaiken bedeckt war, kann
man jetzt nur einen Fußboden und Mosaike in Presbyterium und Apsis bewundern.
In der Apsis hat sich links Kaiser Justitian mit Gefolge und rechts Kaiserin
Theodora mit Gefolge darstellen lassen. Halblinks gegenüber dem Chor sieht
man die Reste des früheren Narthex (Vorhalle) und davor Überreste des
originalen Mosaikfußbodens. Direkt bei S.
Vitale befindet sich ein äußerlich unscheinbares Backsteingebäude, das
Mausoleum der Galla Placidia (sie starb 450 in Rom).Man betritt das Innere
durch eine schmale Pforte und sieht im Gewölbe und an den Wänden sehr schöne
blaugrundige Mosaiken (die ältesten von Ravenna und noch ganz im römischen
Stil), das Licht, das durch die Alabasterscheiben der Fenster fällt,
vermittelt eine besondere Atmosphäre. Durch Niveauhebung des Bodens erscheint
der Bau heute sehr niedrig. Im Zentrum und an den Seiten stehen drei
spätantike Marmorsarkophage von Galla Placidia; ihrem zweiten Ehemann
Konstantius III. und ihrem Sohn Valentinian III. Als nächstes
sind wir an dem Grab des Florentiners Dante Alighieri vorbeigangen. Er starb
1321 in Ravenna. In der angrenzenden Kirche fand die Trauerfeier statt und
die Franziskaner Mönche versteckten die sterblichen Überreste lange Zeit,
damit sie nicht den Florentinern in die Hände fallen konnten. 1780 erbaute
der Architekt Camillo Morigia einen kleinen klassizistischen Tempel, im
Inneren befindet sich ein Danterelief von Pietro Lombardi, darunter der
Sarkophag mit den Gebeinen des Dichters. Von der Decke herab hängt eine
Votivlampe, das Öl aus den toskanischen Hügeln stiftet alljährlich die Stadt
Florenz zum Todestag des Dichters. Die Kirche S.
Francesco wurde im 5 Jh. erbaut, um 1000 jedoch fast völlig erneuert und 1261
den Franziskanern überlassen. Wie sehr der Boden von Ravenna absinkt, kann
man an der Krypta erkennen (5, Jh,), die 1 ½ m unter Wasser steht, auf dem
Boden sieht man farbige Mosaiken und in dem Wasser schwimmen Goldfische. Zum Schluss
waren wir in Sant’Apollinare Nuovo, einstige Pfalzkirche der Ostgoten für den
arianischen Kult. Theoderich ließ sie 526 errichten, später wurde sie dem hl.
Martin, Bischof von Tours, geweiht und für den katholischen Gottesdienst
genutzt.. Als im 9. Jh. die Reliquien des hl. Apollinaris von der Basilika in
Classe hierher gebracht wurden, erhielt sie ihren jetzigen Namen. Alle
Erinnerungen an Theoderich und den arianischen Kult wurden beseitigt. Man
betritt die Basilika durch einen Portikus der Renaissance. Der Innenraum wird
von je 12 monolithischen Säulen aus griechischem Marmor in drei Schiffe
geteilt. Die Apsis wurde im 8. Jh. durch Erdbeben zerstört, so dass nur noch
an den Wänden des Langhauses Mosaiken auf goldenem Grund in drei Reihen
übereinander erhalten sind. Inge Beckmann Ferrara Ist Ferrara
schön ? Sicherlich,
wenn man an einem lauen Sommerabend um den romantisch angestrahlten Palazzo
mit seinem grünschimmernden Wassergraben flaniert. Dann erwacht die etwas
verschlafene Renaissancestadt.. die ehemalige Hauptbastion der berühmten
Familie D'Este. Montag morgen,
der vierte Tag unserer Reise. Für heute ist eine Stadtführung durch Ferrara
vorgesehen. Es ist kurz vor 9 Uhr und tröpfchenweise finden sich unsere
Salier zum vereinbarten Treffpunkt ein. Aber nein doch
kein besorgter Blick zum Himmel, ehrlich, es ist doch alles klar! Seit
gestern gibt es nämlich Dauerregen, kennen wir doch alle aus Deutschland. Unsere
ratlosen Mienen haben einen anderen Grund. Wo. bitte bleibt unsere
Stadtführerin? Kneift sie, hat sie ihrerseits Angst vor dem Wetter? Während
wir noch die vor unserem Hotelportal vorbeieilenden Menschen betrachten, löst
sich aus dem betriebsamen Gewühle ein undefinierbares Wesen, unkenntlich,
weil ein riesiger Regenumhang Mensch und Fahrrad verhüllt, bewegt sich auf
uns zu und verkündet, sie sei Frau Schiller, unsere Stadtführerin. Nun waren
wir vollzählig, es konnte los gehen. Nach kurzer Beratung wurde beschlossen
erst den Außenbezirk zu besuchen, dann die Innenstadt zu Fuß zu erkunden.. Also alles in
den Bus zu Herrn Deutsch und los ging's. Ähnlich wie
die Stadt Lucca, hat Ferrara eine 9 km lange Stadtmauer, auf welcher man die
ganze Stadt umlaufen kann, was auch lt. unserer Führerin von den Bewohnern
eifrig angenommen wird. Wir fuhren an
einem alten Flussarm des Po's vorbei. Auf der rechten Seite des langsam
fließenden Wassers sehen wir 1-bis 2-stöckige Häuser. Hier wohnten damals und
manchmal noch heute die einfachen Leute, Fischer, Bootsleute und sonstige
Handwerker. Auf der linken Seite dieses still gelegten Flussarms wohnten die
Wohlhabenden. Ein künstlich angelegtes Hügelchen dient als Hausberg und auf
diesem steht stolz ein Wasserturm. Ist Ferrara
schön ? Durch Kaiser
Otto d. Gr. kam die Familie D'Este, die ursprünglich aus Padua stammte, hier
in diese Gegend. Ohne die Dynastie der d'Este gäbe es diese Stadt nicht. Ihr
verdankt sie alles, die Kunst, die Kultur und ihre vielen Gebäude. Bereits im
7. Jh. entstand hier inmitten des Po-Deltas und einer Abzweigung des Flusses
eine Stadt. Auf einer Insel zwischen zwei Po-Armen wurde 8oo n. Chr. der
erste Dom erbaut und dem Hl. Georg geweiht. Eine breite
Straße trennt die Stadt in zwei Hälften, die südliche, die alte Stadt und die
-nördliche, die neue Stadt. <'' 1385 ließ
Nicolo II. an der Grenze das Wasserschloss nach einem Entwurf von Bartolino
da Novara erbauen. Der machtvolle
und bauwütige Ercole I. d'Este ließ den berühmten Stadtbaumeister Biagio
Rosetti nach Ferrara kommen. 1492 entstand
auf dem Reißbrett eine Renaissancestadt, die sich so um das dreifache vergrößerte.
Es wurde großzügig geplant. Innerhalb der Stadtmauern gab es viel Raum, dass
sogar zwischen der ersten Mauer und der zweiten Gärten und Felder angelegt
wurden. Da außerdem Ferrara im Flussdelta des Po liegt und demnach hier
Sumpfgelände war, hatte es im Stadtinneren genug Wasser, folglich war auch
die Entsorgung. kein Problem Durch gezielte Kanalisation wurden die ganzen
Abfälle und der Unrat unterirdisch aus der Stadt gespült und Ferrara wurde
somit in der damaligen Zeit eine richtige hygienische Vorzeigestadt. Fünf Tore
führten aus der Stadt heraus, wobei das private Tor aus dem Palast der d'Este
direkt an einen 3 km langen Wald angrenzte, welcher bis zum Po reichte. Dies
war das hauseigene Jagdgebiet und diente den Fürsten zur Entspannung..(Genau
wie heute: Der eigene Pool, der eigene Tennisplatz und der eigene See.) sogar
ein eigenes Strandgebiet besitzt Ferrara, denn die Entfernung zum Meer
beträgt nur 65 km. Luftlinie. Unser Bus
fährt jetzt links durch ein enges Tor den Corso d'Este zurück. Hier war eine
herrliche Pappelallee angelegt worden und Familienangehörige und Hofschranzen
waren angehalten, hier ihre Paläste zu errichten. Alle Köpfe
nach links. Hier sehen wir ein berühmtes Karthäuserkloster, welches nach der
Säkularisierung durch Napoleon ein Friedhof wurde. Rechts steht die
Privatkirche der Familie d'Este. Bescheiden
gehaltene Fassaden versteckten herrliche Innenhöfe und Gärten. Und noch heute
sind in der ehemaligen Privatavenue der d'Este keine Läden, Geschäfte, Lokale
oder Lichtreklamen erlaubt. Der schönste
Bau dieser Prachtstraße ist der Palazzo dei Diamanti, bestehend aus 12000
großen zugespitzt gehauenen Steinen. Dieser Marmor aus Istrien glitzert bei
Sonneneinwirkung tatsächlich wie tausende Diamantsplitter. Als 1598
Alfonso Secondo d'Este kinderlos starb, fiel alles an die Kirche zurück. Die
Kardinalsverwaltung beendete sogleich alles Hofleben mit Auswirkung natürlich
auf Kultur und Kunst. Residenzen wurden abgeschafft und sogar viele kleine
Kirchen verschwanden ebenfalls. Modena übernahm jetzt die Rolle als
wichtigste Stadt. So kommen wir
wieder zum Ausgangspunkt zurück, zum Palast. Eine schmale Zugbrücke führt in
das Innere des Castellos, in dessen Untergeschoss die düsteren
Verlieseliegen. Heute sind hier Verwaltungsräume, Büchereien und das
Informationsbüro der Touristik untergebracht. Aber, ehemals ! ! Unsere
Führerin erzählt uns viel über Politik, private Geschehnisse Gutes und Böses.
Hoffentlich gelingt es mir bald wieder unbefangen Spagettis zu essen. Hatten
doch die schöpferischen Köche anlässlich der 10-tägigen Hochzeitsfeier von
Alfonso d'Este und Lucrezia Borgia täglich neue Speisekreationen geschaffen.
Und so sollte eine Speisefolge an Lucrezias herrliches blondes Haar gemahnen
und Sie erfanden die Spagettis. Na also... Bereist 1391
wurde durch Alberto V. d'Este eine Universität gegründet. Viele berühmte
Namen sind mit Ferrara verbunden: Bußprediger Savonarola, Kopernikus,
Paracelsius und eine Rehe von Malern. Jetzt geht's
zum Dom. Wie liest man im Reiseführer: Unter Ferraras Gotteshäuser sind
einige groß, es gibt viele aber so wirklich großartig ist keines. Stimmt! Il
Duomo, ebenfalls dem Hl. Georg geweiht, ist nicht prächtig, eher merkwürdig,
eine Mischung verschiedener Bauepochen. Die Fassade sieht aus, wie drei
ineinandergebaute Reihenhäuser, von Romanik zur Gotik. Innen ist es finster
dunkel und es herrscht der barocke Stil vor. Das Gebäude
ist ausgeschmückt mit zahlreichen Fresken und Seitenaltären mit Darstellungen
verschiedener Heiliger. Mittlerweile haben wir viel über Ferrara erfahren,
leider nur wenig Innenansichten gesehen. Und außerdem, jetzt zieht die Nässe
überall hinein, die Füße sind kalt und einige von uns können auch den
schönsten Aussichtsarkaden keine Freude mehr abgewinnen. Die Gruppe teilt
sich auf. Die Kämpfer und Unermüdlichen gehen mit der Stadtführerin bis zum
bitteren Ende. Ein Teil von uns möchte sofort ins Hotel -aufwärmen-. Also
verabschieden und bedanken wir uns bei unserer freundlichen Frau Schiller und
gehen getrennte Wege. Ist Ferrara
schön? Es hat viele
schöne Stellen und Plätze, malerische Gässchen und natürlich Cafés, Läden und
Juweliergeschäfte (nix wie weg hier). Es ist eine typische italienische
Stadt, keine übliche Touristenstadt. So wir suchen
jetzt ein Caféhaus auf, denn wir haben nur ein kleines Stündchen Pause. Heute
Nachmittag fahren wir nach Pomposa, unseren Speyerer Hl. Guido besuchen. Lilo
Schweickert Pomposa Das Wetter
hatte sich gegen uns verschworen. In Ravenna hatte es schon fast den ganzen
Tag geregnet und heute wurde es dazu auch noch richtig kalt. Nach der
Stadtführung in Ferrara hatte man gerade noch Zeit eine Kleinigkeit zu essen
und trockene Klamotten anzuziehen, schon saßen wir wieder im Bus Richtung
Küste. Mit Pomposa hatten wir wieder ein richtiges salisches Ziel vor Augen. Die Abtei,
bereits im 7. Jh. gegründet erlebte unter Abt Guido und seinem Nachfolger im
11. Jh. seine Blütezeit. Durch jenen heiligen Abt Guido, dessen Leichnam
Kaiser Heinrich III. 1046 dem Johannesstift in Speyer übergab und der von nun
an der Stadtheilige in Speyer war, ist Pomposa ganz eng mit den Saliern und
auch mit Speyer verbunden. Diese Verbundenheit wurde erst vor zwei Jahren
gefestigt, als eine Delegation aus Speyer eine Armreliquie des hl. Guido aus
dem Speyerer Bestand der Abtei überbrachte. In Pomposa
angekommen konnten wir uns auf die Suche nach der Reliquie machen. Im Inneren der
Kirche fällt der Mosaikfussboden auf, der im ältesten Teil ins 5. Jh.
zurückgeht. Die Ausmalung
des Mittelschiffes zeigt Bilder aus dem Alten - und Neuen Testament. In der
Wölbung der Apsis ist ein thronender Christus in der Mandorla, umgeben von
Engel und Heiligen dargestellt. Auch die Bilder der Eingangswand, sie zeigen
das Jüngste Gericht, sind nun wieder restauriert. Die Fresken entstanden im
14 Jh. Und im linken
Seitenschiff fanden wir auch das Speyerer Geschenk, das Reliquiar mit dem
Armknochen des hl Guidos wieder. Der Rundgang
durch die Klosteranlage führte uns in den ehem. Kapitelsaal und in das
darüber liegende Dormitorium, in dem heute ein liebevoll eingerichtetes
Museum untergebracht ist. Im vormaligen
Refektorium sind zum Teil gut erhaltene Fresken zu sehen. Eines davon zeigt
ein Wunder, das Guido vollbrachte. Der Abt trank gewöhnlich nur Wasser und so
wurde auch einem Bischof, einem Gast des Abtes, Wasser gereicht, das der Abt
in Wein verwandelte. Die meisten
"Salier" haben die reich gegliederte und verzierte Westfassade und
den aus dem 11. Jh. stammenden Campanile wohl nur im Vorbeigehen betrachtet,
denn der starke Wind von der Adria her hatte die Temperatur unter 10 °
absinken lassen. So fanden sich nach und nach alle in der kleinen Bar neben
der Kirche ein, wo man mit einem heißen Getränk sich wieder aufwärmen konnte. Nach der
Rückkehr ins Hotel ging's nach einem verspäteten Empfangscocktail durch die
Hotelleitung zum letzten Abendessen in Italien.. Rückfahrt Nun waren vier
Tage vorbei und es hieß wieder Abschied nehmen von Italien. Auch der Himmel
weinte (was er schon seit drei Tagen tat) und die lange(weilige) Fahrt durch
die Poebene stand uns wieder bevor. Nachdem aber Irmtrud wieder neben Herrn
Deutsch Platz genommen hatte, war die Sache geritzt und wir konnten uns auf
eine interessante und kurzweilige Fahrt einstellen. Und da war ja auch noch
das Plastikschwein (siehe oben) ... Um es vorweg zu nehmen, es wurde auch auf
der Heimreise nicht gesichtet. Ich halte dieses Schwein ja mittlerweile für
die geschickte Erfindung einer erfahrenen Reiseleiterin um die Fahrgäste bei
Laune zu halten. Aber zurück
zur Fahrt. Wohldosiert und die Bedürfnisse der Fahrgäste nach Ruhepausen und
persönlichen Unterhaltungen berücksichtigend hat uns Iirmtrud mit
Informationen, vorgetragenen Geschichten und Toneinspielungen bestens
unterhalten. So haben wir
auch den Stau um Mailand gemeistert. Ansonsten war die Straße frei und auch
der vom Wetterbericht angekündigte Schnee war nur auf den höchsten
Berggipfeln zu sehen. Nachdem wir
die Schweiz hinter uns hatten, hat auch der Regen aufgehört und als wir bei
Wörth wieder unsere heimische Pfalz erreichten, zeigte sich auch die in
Italien so schmerzlich vermisste Sonne noch einmal kurz, bevor sie unterging. Zum Schluss
möchte ich noch einmal Peter Deutsch für seine all unseren Wünschen
aufgeschlossene Art und die umsichtige, stets sichere Fahrweise danken. Mein
Dank gilt in gleicher Weise auch unserer Irmtrud Dorweiler für die
wundervolle Reisebegleitung. Klaus
Feichtner Mamma mia... (Splitter am
Rande einer Fahrt...) Lieber Salier,
sobald Du die Alpen überschreitest, solltest Du Dich auf eine etwas andere
Mentalität einstellen, dann wirst Du die nettesten Dinge erleben! Zum erstenmal
waren wir unterwegs, fünf Tage lang, nach Italien, Richtung Canossa,
Ehrensache, denn 2002 jährte sich der Canossagang "unseres"
Heinrich IV. zum neunhundertfünfundzwanzigsten mal. Auf dem Hinweg
versüßte uns unsere Vorsitzende, wie immer, die Reise mit Pralinen und zu
Herzen gehenden Worten, und dann war die lange Anfahrtsstrecke zu überwinden,
denn Ferrara war das Ziel unserer Reise, unser Hotel Carlton im Zentrum der
Stadt, und bis dorthin etwas über 900 Kilometer zurückzulegen. Das lässt sich
fahren.... Hotel zur
Zufriedenheit aller, Familienbetrieb, gut geführt, gleich um die Ecke
Ristorante, Bar usw. Der Abend war gerettet. Rückmeldung am nächsten Morgen:
Die Kellner im Ristorante sind nicht in der Lage, einzeln abzurechnen! Was
nützt es zu erklären, dass man das in Italien nicht tut, dass immer einer für
die ganze Runde bezahlt...niente, für Deutsche undenkbar! Der Kellner
hat am nächsten Abend ganz schnell gelernt, was deutsche Gründlichkeit ist.
Fassungslos stand er dabei, wie einer von uns die Rechnung
auseinanderklamüserte, jeder hat natürlich aufgerundet, am Ende stand der
junge Mann strahlend an der Tür, Verbeugung bis zur Hüfte, Handschlag ... es
scheint sich für ihn gelohnt zu haben. Für ihn als Kellner eine Lektion in
deutscher Genauigkeit... (für ihn als Italiener eine Bestätigung deutscher
Kleinlichkeit), der nächste Deutsche, der dieses Ristorante betritt, wird
sich wundern ! Canossa:
Endlich rückt die Stätte europäischer Geschichte zum greifen nahe. Heinrich, wir kommen!!!! Aber – nicht
ohne rote Rosen, das sind wir unserem Kaiser schuldig. Nur - wo kriege ich in
Ferrara morgens um halb sieben rote,( langstielige müssen es sein) Rosen her?
Siehste,
lieber Deutscher, was bei uns unmöglich wäre, das funktioniert in Italien :
Raus aus Hotel, Gasse entlang, alles dunkel, Dame mit Hund kommt mir
entgegen, Befürchtung, Hund könnte mein Bein missbrauchen unbegründet, Hund
gut erzogen, Dame schickt mich zu anderer Dame eine Gasse weiter, wo Licht
brennt, klopf, klopf, bringe Anliegen vor... Dame hat volles Verständnis für
rote Rosen, auch wenn sie für einen schon längst toten Kaiser sind, begleitet
mich zu einem Laden, an dessen Hintereingang gerade ausgeladen wird, junger
Mann hat rote Rosen, ecco ... ich kriege meine Rosen, wenn es auch lange vor
Geschäftsbeginn ist...Italien, Rosen, amore – ich liebe Italien! Natürlich hat
Heinrich auf Canossa seine roten Rosen bekommen, deponiert auf seinem
Gedenkstein am Aufgang zur Burg. Und einen Kuss – ein Muss! (Mathilde und
Gregor VII haben ganz schön neidvoll geschaut. Sollen sich ihre Verehrer
selber suchen, von mir kriegen die nichts, basta!) Sonntag morgen
: Italienische Heldenhaftigkeit! Steht doch da
einer unserer Leute mit einem Zettel an der Rezeption, auf dem Zettel eine
Zeichnung: ein Kreis mit rechts und links je einem Ding wie ein Fühler. Die
Zeichnung wird lebhaft unterstrichen durch deutliche Gebärden: Hände rechts
und links an den Kopf, greifende Bewegung mit den Zeigefingern, dazu
lautstark: Hilfe, meine Frau, Hilfe.... Der Portier
versteht Bahnhof, amüsiert sich aber königlich über die Pantomime. Schnell wird
klar: Der arme Mensch hat seine Frau in der Dusche stecken, aus dem Duschkopf
steckt irgend ein Insekt seine langen Fühler aus, und keiner wagt sich zu
mucksen, weil keiner weiß, was sich da so alles verbirgt. Aber: Als der
Portier die Sachlage begriffen hatte, da hättet Ihr ihn sehen sollen: Er reckt seine
stattliche Körpergröße von 1.60 m um ungefähr das Doppelte in die Höhe, pumpt
Lunge und Brustkasten auf siegfriedsche Heldengröße, zieht seine Uniform
stramm, greift sich eine Dose Insektenspray und unseren armen Mitreisenden
mit einem entschlossenen "avanti" und macht sich auf zu dem
Ungeheuer in der Dusche.(Nicht zu der Frau...) Nach einer Viertelstunde
kommen zwei strahlende Helden zurück: Das Ungeheuer getötet, erschlagen mit
einem Schlappen und in der Dusche runtergespült. Versicherung beider: So ein seltsames
Insekt hatte noch keiner von ihnen jemals erblickt! Der Tag war
gerettet... Policia italiana: Kannste bloß staunen! Rückkehr ins
Hotel, Innenstadt Straßensperre, fünf Minuten vor 18.00 Uhr. Aussteigen, den
Polizistinnen klar machen, dass wir mit dem Bus ins Hotel müssen, keine
andere Möglichkeit für uns, bieten allen Charme auf und erreichen, dass die
Damen die Barrikaden aufmachen, um uns passieren zu lassen. Große Verbeugung,
Kusshand,. grazie mille... diese Weiber! Im Rückspiegel sehen wir, dass sie
sowieso die Barrikaden wegräumen, weil die Sperre nur bis 18.00. Uhr bestehen
sollte. Oh bella Italia.... Zurück in
Deutschland: Irgendwie gehen die Uhren in Italien anders, könnte mich daran
gewöhnen...... Irmtrud
Dorweiler |