südseiteklein.jpgPredigt zum Privilegienfest 2018

Krone33.jpgSalier

Gesellschaft e.V.

 

Predigt bei der Lichtermesse am 4. August 2018 im Dom zu Speyer

 

Bei den hohen Temperaturen, die derzeit herrschen, möchte ich Sie kurz an die Haardt entführen. Genauer gesagt zum Kloster Limburg bei Bad Dürkheim, das ja mit der Geschichte der Salier eng zusammenhängt. Zu Beginn seiner Regierungszeit beschloss Konrad II. die bisherige Salierburg in ein Kloster umzuwandeln – wohl aus Dankbarkeit über seine Wahl zum König. Vermutlich am 12. Juli 1025 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Bauaufsicht übertrug er Bischof Walter von Speyer. 1034 zogen die ersten Mönche ein. Sie kamen aus dem Kloster St. Maximin in Trier. Verantwortlich für die Besiedlung war ein Mann der clunesazenischen Kirchenreform, Poppo von Stablo, Abt des dortigen Reichsklosters, dem heute belgischen Stavelot.

 

Nicht von ungefähr sind es idealtypisch genau zwölf Mönche, gemäß der Zahl der Apostel, die das Klosterleben hier beginnen. Jedes Kloster versteht sich ja als Jüngergemeinschaft, die dem Vorbild der ersten Christen folgt. Mit dem gemeinsamen Gebet und der Gütergemeinschaft, wie es uns die Apostelgeschichte berichtet (vgl. Apg 2,43). Beispielhaft möchte ich einige Kernaussagen aus dem Prolog der Benediktsregel zitieren, die nichts von ihrer Aktualität verloren hat:

„Öffnen wir unsere Augen dem göttlichen Licht, und hören wir mit aufgeschrecktem Ohr,

wozu uns die Stimme Gottes täglich mahnt und aufruft.

Gürten wir uns also mit Glauben und Treue im Guten,

und gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege,

damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat.

Wollen wir in seinem Reich und in seinem Zelt wohnen,

dann müssen wir durch gute Taten dorthin eilen; anders kommen wir nicht ans Ziel.

Lass dich nicht sofort von Angst verwirren und fliehe nicht vom Weg des Heils;

er kann am Anfang nicht anders sein als eng.

Wer aber im klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit,

und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.“

 

Die Klosterkirche Limburg wurde zu Ehren des hl. Kreuzes errichtet: eine dreischiffige Säulenbasilika mit einer Gesamtlänge von 81 Metern und der maximalen Breite in den Querschiffen von 40 Metern. Ihr Grundriss ist das lateinische Kreuz. Bekannt ist die Gründungslegende: Kaiser Konrad habe an einem Tag den Grundstein für die Limburg,  den Speyerer Dom und das Johannesstift gelegt. Wenngleich das historisch nicht haltbar ist, verweist doch diese Legende auf den engen Zusammenhang dieser bedeutenden salischen Kirchenbauten. Leider erinnern heute nur noch die Ruinen an den Glanz der mächtigen Klosterkirche. Sie war angelegt buchstäblich wie eine „Stadt auf dem Berg“, die nicht verborgen bleiben kann (vgl. Mt 5,14). Schon von weitem war sie zu sehen.

 

1065 schenkt Heinrich IV. die Abtei dem Bistum Speyer. Später geht die Verantwortung auf die Leiniger Grafen über. Schon 1504 wird das Kloster tragischerweise durch den Bayerischen Erbfolgekrieg zerstört. Die Mönche flüchten gerade noch rechtzeitig nach Speyer und bringen ihre Bibliothek und ihre Kirchenschätze mit. Es sind ausgerechnet die Truppen des Leininger Grafen, der eigentlich der Schutzherr des Klosters sein sollte, die das Kloster ausrauben und anzünden. Der Versuch, die Abtei wieder aufzurichten, wird 1525 durch den Bauernkrieg jäh beendet. Aber erst 1571 erfolgte die endgültige Säkularisierung durch den Kurfürsten der Pfalz. Der Prior und die beiden letzten Mönche übersiedeln nach Dürkheim. Kloster und Kirche bleiben dem Verfall überlassen.

 

Ein Kuriosum am Rande: Als der amerikanische Schriftsteller James Fenimore Cooper 1831 eine Europareise machte, kommt er auch in die Pfalz. Als er Dürkheim besucht, hört er von der Geschichte des Klosters Limburg. Sie regt ihn an zu einem dicken Roman „Die Heidenmauer oder die Benediktiner. Roman über die Zerstörung der Limburg.“ – sicher ein spannende Lektüre für lange Winterabende.

 

 

 

 

Aber kehren wir zurück zur Epoche der Salier. Konrad II. hielt sich häufig auf der Limburg auf. 1035 formulierte er in einer Urkunde die Rechte der Abtei. 1038 wurde dort die junge Frau von Heinrich III. bestattet  Gunhild, die Tochter des Dänenkönigs Knut. Wer war diese Frau, deren Grab 1938 bei Grabungen entdeckt wurde? Ihre Grabplatte ist ja heute sichtbar vor dem Altarbereich zu sehen.  Wir wissen nur wenig über diese junge Frau. Um das Jahr 1020 wurde sie geboren. Ihr Vater, Knut der Große herrscht damals über Dänemark und England. 1036 findet am Pfingstfest in Nimwegen die Hochzeit mit dem Thronfolger statt. Bereits zwei Jahre später stirbt Gunhild in Oberitalien. Ihr einbalsamierter Leichnam wird nach Deutschland zurückgebracht und in der Klosterkirche Limburg beigesetzt. Im November 1038 kehrt Kaiser Konrad von seinem Aufenthalt in Burgund zurück, um ihr Grab aufzusuchen.  Dabei kommt es zur berühmten sog. „Limburger Synode“.

 

Bei seinem Aufenthalt in Straßburg will der dortige Bischof Wilhelm, ein Onkel des Kaisers, schon am 26. November den 1. Advent feiern. Er ist der Auffassung, die Adventszeit müsse immer ganze vier Wochen umfassen – auch dann, wenn der 4. Advent auf einen Sonntag fällt. Den Kaiser überzeugt er damit nicht. Als Konrad eine Woche später auf der Limburg weilt, lässt er am 3. Dezember 1038 durch die ihn begleitenden Bischöfe die bis heute gültige Regelung aufstellen. Anwesend waren die Bischöfe Azecho von Worms, Reginbald von Speyer, Heribert von Eichstätt, Thietmar von Hildesheim sowie Walter von Verona. Diese Regelung wurde später von dem Konzil von Trient bestätigt und gilt wie gesagt weltweit bis heute. Wenn Sie also wieder einmal vor Weihnachten in Hektik geraten, weil der Advent nur drei Wochen hat und der 4. Advent gleichzeitig der Heilige Abend ist, wissen Sie jetzt, dass Sie diesen Umstand zu verdanken haben: der Limburger Synode von 1038.

 

Abschließend möchte ich noch auf eine große Kostbarkeit eingehen, der aus dem Kloster Limburg stammt und glücklicherweise  bis heute erhalten ist. Im Kölner Domschatz können Sie das Limburger Evangeliar bestaunen. Ein Kodex, der um das Jahr 1020 im Kloster Reichenau entstanden ist und den Konrad II. dem Kloster Limburg geschenkt hat. Von der Anlage her ist er mit unserem Speyerer Kodex vergleichbar. Es finden sich darin die klassischen Einleitungen der Kirchenväter, dann die Kanontafeln, also die damalige Leseordnung. Der Bibeltext wird illustriert durch einige wunderbare Buchmalereien.

 

Ein Bild daraus ist auf der Titelseite unseres Liedblatts abgedruckt. Es ist die Dreikönigsdarstellung. Schauen wir uns diese Buchmalerei einmal genauer an: Umrahmt von zwei Säulen unter einem Doppelgiebel sehen wir die Anbetung der Könige. Maria sitzt auf einem breiten Thron, das Kind auf ihren Schoß. Sie schaut aufmerksam auf den Stern, der den Weisen aus dem Morgenland den Weg gezeigt hat.  Die drei Könige kommen von links. Der erste reicht eine Schale nach oben, die Christus mit der Rechten entgegennimmt. Gerade im Mittelpunkt des Bildes begegnen sich die Hände und setzen so einen beziehungsreichen Akzent.  Hier begegnen sich Himmel und Erde. Gott und Mensch.  Was die Propheten verheißen haben, wird Wirklichkeit. Die Vertreter der Völker kommen und beten den Messias an. Buchstäblich eine Sternstunde der Heilsgeschichte.

 

Zur Interpretation des Bildes möchte ich abschließend einen Text hinzufügen, einen Christus-Hymnus, der von dem berühmten Mönch und Dichter  Gottschalk von Limburg stammt. Er wurde um das Jahr 1020 geboren. Teilweise muss er sich auch im Kloster Klingenmünster aufgehalten haben.  Wegen seiner Begabung wird er von Heinrich IV. zum Hofkaplan, wohl auch um Sekretär gemacht. Er stirbt 1098.  Er schrieb zur Oktav des Epiphaniefestes einen Hymnus, den ich abschließend auszugweise rezitieren möchte:

Laus tibi, Christe, sponso sponsae,

laus in te trinitate sanctae

Quia mundi sator

salus est et reparator.

 

Lob sei dir, Christus, Gemahl der Braut,

lob durch dich heiliger Dreieinheit.

 

Schöpfer der Welt bist du,

und ihr Heil und Befreier.

 

Quell, der aus Güte springt, ewiger Heimgang,

Urgeburt der Dinge, Ende des Geschehens.

 

Du aus dem Vaterherz einzig Geborener,

zu Brüdern hast du in Liebe uns bestimmt.

 

Einst hat der Vater uns im Geiste

liebend durch dich geschaut und geschaffen.

Waltender, Gestaltender,

du formst als Künstler uns in bunter Schönheit.

 

Friede im Herzensgrund

bist einzig du, o Christus,

warst als Erlöser

arm und trauernd, lieb und leidend.

 

Sünden versuchen uns,

vergib uns unsere Schuld,

tägliches Brot du,

führe uns heim ins Reich des Vaters.

 

Du Sonne, vom Stern geboren,

in Weihrauch, Gold und Myrrhe

zeigt dich der Heiden Stern

als Herrn, du König und sterblich zugleich.

Textfeld: Anbetung der Könige – Miniatur aus dem Limburger Evangeliar
(Köln Dombibliothek Hs 218,22r)
Reichenau Anfang 11.Jh.
 


In Wein verwandle das Wasser

und das Gesetz in Gnade;

das Vorbild weiche der Wahrheit,

die Knechtschaft den Himmelserben.

 

In vinum converte aquam

et legem in gratiam,

pro figura veritas

pro iugo tu heriditas.

 

Josef D. Szuba

 

 

Literatur:

Jens Werner, Kloster zum heiligen Kreuz Limburg. Aktion Limburg e. V. Bad Dürkheim.1993

Walter Schenk, Das Kloster Limburg an der  Haardt. Neustadt/Weinstraße 2002

Hansmartin Schwarzmaier, Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Sigmaringen 1991;

Der Bruder des Papstes als Bischof. S. 66ff; Das Kind als Königin. „Gunhild“ (+1038) am deutschen Hof., S. 72ff

Peter Bloch. Die beiden Reichenauer Evangeliare im Kölner Dom; Kölner Domblatt. Jahrbuch des Zentral-Dombauvereines 1959, S. 9ff

Das Reichenauer Evangeliar aus Limburg an der Haardt in der Kölner Dombibliothek (Cod. 218). Kirchenpolitik und Liturgie, in: Libelli Rhenani 62, Köln 2015

 

Benediktsregel: http://www.stiftmelk.at/frame_regula.htm

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