|
Niels erklärt

Privilegien
Privilegien sind besondere
Rechte, die nur eine bestimmte Person
oder eine Gruppe
bekommt. In Speyer
wird gerade gefeiert, dass
Kaiser Heinrich V. den Bürgern vor 900 Jahren besondere Rechte gegeben hat. Damals mussten sie einen Teil ihres Geldes an die Herrscher abgeben. Die Speyerer hatten das Privileg, dass sie nicht mehr so viel abgeben mussten wie Bürger in anderen Städten. Bedingung war, dass sie einmal im Jahr zusammen Messe feiern, an seinen Vater denken, der gestorben war, Kerzen in den Händen tragen und den Armen Brot schenken, (huzl)
|
|
|
|
|
Über einen mit Besuchern gut gefüllten
Dom freute sich Bischof Karl-Heinz Wiesemann am Samstag. Zum Privilegienfest
der Saliergesellschaft begrüßte er die Gläubigen beider Konfessionen. Klaus Feichtner, Geschäftsführer der Gesellschaft, reagierte noch vor
dem Gottesdienst
verschmitzt auf das Bild,
das sich ihm bot: „Wir freuen uns, dass so viele dem Aufruf des Kaisers gefolgt sind."
Dieser Aufruf ist immerhin genau 900 Jahre alt. Kaiser Heinrich V.
hatte im Jahre 1111
die Speyerer Bürger aufgefordert,
zum Todestag seines Vaters
mit Kerzen im Dom für dessen Seelenheil zu beten. Außerdem sollten sie den Armen der Stadt
eine Brotspende
zukommen lassen. Dafür befreite er die Speyerer von der Erbschaftssteuer und erließ ihnen
jegliche Zollabgabe
sowie den „Bann-und Schoßpfennig". Beides leitete den Beginn der
Reichsfreiheit der' Stadt
ein. Der Bischof musste zeitweilig die Stadt verlassen.
Bischof Wiesemann würdigte die Gebetsgemeinschaft, die daraus entstand, und dass sie auch für
Protestanten einen
heute noch feierwürdigen
|
|

Brot gegen Spende:
Die Saliergesellschaft erinnert an die Almosen, die
Kaiser Heinrich V. für die Armen erbeten hatte. foto: lenz
|
Anlass biete. Das Bewusstsein,
Bürger zweier Welten zu
sein und die weltliche
Macht nur geliehen bekommen zu haben, sei den Salierkaisern stets präsent gewesen. Der Speyerer Dom
sei Ausdruck dieses
Bewusstseins.
Die Armenspeisung
bezeichnete der
Bischof als Symbol der Solidarität. Er segnete anschließend zahlreiche Brote, die am Altar niedergelegt waren und
die gegen Spenden abgegeben wurden. Die Kollekte ging an die Saliergesellschaft. Nach dem
Gottesdienst hatten
alle Besucher Gelegenheit,
an der Grablege der Kaiser vorbeizuziehen. Stände mit Brezeln und Wein, für die ebenfalls Spenden erbeten wurden, waren wegen des Regens vom Domgarten in die Dom-Vorhalle verlegt worden. Kollekte und Spendengelder gibt die
Saliergesellschaft
dem Mehrgenerationenhaus
und der Gemeinde St. Joseph für Einzelfallhilfe. Sie erfüllt damit auch im Jubiläumsjahr das Gebot, mit dem vo,
900 Jahren die Privilegien
verknüpft wurden.
Die
Orgel spielte Markus Eichenlaub. Dirk Manfred Schneider dirigierte die Chöre MGV Reilingen
1902 sowie St.
Cäcilia Otterstadt und deren Bläserquartett, (efl)
|