Die Saliergesellschaft
hat am Samstag im Speyerer Dom ihr 20. Privilegienfest
gefeiert. Erstmals
zelebrierte Bischof Karl-Heinz Wiesemann die Messe.
Bischof
Wiesemann erinnerte in
seiner Predigt zunächst an ein Fest in seiner Heimatstadt Enger im Kreis Herford, das Katholiken und Protestanten vereint. In
dieser Feier wird an den Sachsenherzog Widukind erinnert, der sich mit Karl dem Großen auseinandersetzen
musste. Karl der Große
obsiegte und es folgte die Christianisierung. Die Gottesdienstbesucher erhalten nach der Messe ein süßes Hefegebäck. Widukind soll selbst verfügt haben, dass an seinem Todestag, einem 6.
Dezember, diese Armenspeissung gereicht wird. Die Feier in Engern ähnelt der in Speyer. Denn auch beim Privilegienfest geht es um eine Armenspeisung. Die Armenspeisen seien ein symbolisches Zeichen, so der Bischof.
Heinrich V befreite
die Bürger der Stadt
Speyer im August 1111 von
dem Budeil, einer Abgabepflicht von zwei Dritteln
des beweglichen
Nachlasses an den geistlichen
Grundherren im Fall des
Todes eines Mannes. Alle Bürger dürften ihre Güter ihren Erben oder an andere hinterlassen oder sie für ihre Seele
stiften „unter der
Bedingung, dass
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sie zum Jahresgedächtnis unseres Vaters (Heinrich IV d. Red.) zu den Vigilien, und zur Messe alle zusammenkommen, Kerzen in den Händen halten und sich bemühen, von jedem einzelnen Haus ein Brot als Almosen zu geben und für die Armen zu spenden." Am Vorabend des Todestages von Heinrich IV sollte also den Armen gespendet werden. Heinrich IV starb am 7. August 1106 und wurde, nachdem der Kirchenbann, der über ihn verhängt wurde, aufgehoben wurde, am 7. August
1111 in die Krypta des Domes
gebettet. Drei Elemente werden
laut Bischof Wiesemann bei der Privilegienverleihung Heinrich V. zusammengefügt: die Messe zum Seelenheil des verstorbenen Vaters und das Gebet, die Speisung der Armen und die Freiheitsrechte für die Bürger. Die Kaiser, die den Dom erbauten, wussten, dass sie nur Gast auf dieser Welt sind. „Sie wussten, dass alle irdische Macht geliehene Macht ist". Dagegen fehle heute - in einer Zeit vielfältiger
Unsicherheiten bis hinein in die
Finanzmärkte - eine gemeinsame
gesellschaftliche Vision. Ohne
Gott und ohne Solidarität mit den Schwächsten gehe es nicht.
Gesellschaftliche Verantwortung
habe ihre Prüfstein darin, wie man mit den Schwachen umgehe. Die Verleihung der Privilegien ermöglichte den Bürgern eine eigene
Existenz aufzubauen und befreite von einer Art
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Klaus Feichtner, Schatzmeister der Salier-Gesellschaft
(links) und Dieter Kleiner, Vorsitzender der Salier-Gesellschaft (rechts), freuen sich, dass Bischof Wiesemann
die Messe zelebriert hat
Foto: chs
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Erbschaftssteuer und sei der Beginn der Bürgerfreiheit.
Die Kaiser, die den Dom gebaut haben, seien Visionäre gewesen, sie
setzten eine Vision um. Nach der Messe, die der katholische Kirchenchor Otterstadt (samt Bläsergruppe), der
Männergesangsverein Reilingen Domorganist
Markus Eichenlaub musi-
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ikalisch gestalteten, beteten der
Bischof und die Gläubigen
traditionsgemäß an den geschmückten Kaisergräbern. Am Ende des Gottesdienstes verteilte die Salier-Gesellschaft gegen
eine Spende ein
kleines Brot, auf dem die Zeichen P und X (X = Symbol von Jesus Christus) zu erkennen
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sind. Der Erlös kommt ebenso wie die Kollekte der Gedenkmesse dem Mehrgenerationenhaus sowie der Pfarrei St. Joseph zugute, die in einem konkreten
Ein
zelfall helfen wird. Die Feier klang aufgrund des schlechten Wetters diesmal nicht auf der Nordseite, sondern in der Domvorhalle aus. (chs)
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