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Gesellschaft e.V. |
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Ein Gang nach
Canossa
Canossa,
ein Canossagang, ein Bußgang nach Canossa, negativ
besetzt sind diese Begriff. Niemand will einen
Canossagang unternehmen, Politiker schon gar nicht, wie die Beispiele von
Reichskanzler Fürst Otto von
Bismarck oder auch vom ehemaligen Bundesaußenminister
Fischer zeigen. Sicher wäre ein Gang nach Canossa auch für den Bremer Henning W. Stehli unangenehm, müsste er ihn unternehmen.
Aber eine
wirkliche Wanderung auf dem Weg, den König Heinrich IV. vor fast genau 930
Jahren bei seinem Bußgang nach Canossa gegangen
ist, das ist eine Herausforderung für den erfahrenen Wanderer.
Am Sonntag, 05. März 2006, wurde er nach einem Besuch der salischen
Grablege im Dom zu Speyer vor dem Dom und der Figur des Jakobpilgers von
Mitgliedern der Salier – Gesellschaft verabschiedet. Eine kleine Delegation
gab ihm noch das Geleit bis zur Stadtgrenze, bevor er sich alleine auf die
rund 1200 km lange Strecke begab. Sein erstes Etappenziel war das etwa 15 km
entfernte Germersheim, aber die Tagesstrecken
werden, wenn er sich erst einmal eingelaufen hat, bis zu 40 und mehr
Kilometer betragen.
Von
Zeit zu Zeit meldet er sich mittels SMS bei der Salier
– Gesellschaft. Auf dieser Seite
werden diese Kurzmeldungen veröffentlicht, so dass jeder Interessierte die
Wanderung von Henning Stehli verfolgen kann: 10.03.06 19 Uhr 48
Lieber Herr Feichtner! Bin am 6. Wandertag gut in
Straßburg angekommen, kein gutes Wetter gehabt, tut aber guter Laune keinen
Abbruch. Ihnen und allen Saliern nochmals vielen herzlichen Dank und herzliche
Grüße Henning Stehli aus Straßburg 13.03.06 20 Uhr 11
Lieber Herr Feichtner! Bin am 9. Tag der
Wanderschaft bei eisigem Wind, aber trockenem Wetter bereits mittags in
Colmar angekommen und konnta auch schon den
Isenheimer Altar bewundern. Herzliche Grüße an sie und die Salier, Henning Stehli 16.03.06 19 Uhr 03
Lieber Herr Feichtner! Alle SMS gut angekommen.
Danke, komme am 17. vermutlich in Belfort an. Heute wieder bärenkalt.
Kondition inzwischen bis 25 km exzellent, bis 30 km gut, darüber mühsam.
Ihnen , ihrer Mutter und allen Saliern herzliche Grüße , Henning Stehli 21.03.06 19 Uhr 48
Lieber Herr Feichtner! Bin soeben in strömendem
Regen in Besancon angekommen, der ersten historisch
bestätigten Station von König Heinrich, was sie natürlich wissen. Stimmung
noch immer positiv, trotz nicht immer einfacher Umstände.,
besonders das Übernachtungsproblem macht mir zu schaffen. Morgen
Besichtigungen und Erholung. Ihnen und allen Saliern herzliche Grüße Henning Stehli Brief
aus Besanςon
v. 23.03.06
Lieber Herr Feichtner,
Wie bereits per SMS mitgeteilt, bin ich gut im schönen Besancon
angekommen. Nur der Regen macht sich negativ bemerkbar und soll nach dem
Wetterbericht leider noch einige weitere Tage anhalten. Aus Interesse und wegen des starken
Regens habe ich gestern viele Stunden in der städtischen Bibliothek verbracht
auf der Suche nach eventuellen Berichten über König Heinrichs Aufenthalt
während seiner Reise nach Canossa. Schließlich fand ich den beiliegenden
Auszug aus der Besançoner Stadtgeschichte. Zwei Informationen
sind mir daraus besonders erwähnenswert: 1. König Heinrich ist am Heiligabend
(24.12) hier eingetroffen. 2. König Heinrich ist „inopinément“,
also unerwartet eingetroffen, was mich verwundert hat, weil ich bisher nur
andere Darstellungen zu Gesicht bekommen habe. Morgen werde ich mich Richtung Genf
aufmachen, von wo ich Ihnen wieder per SMS Nachricht geben werde. Meine
Hoffnung für diese Wegstrecke besteht nun darauf, dass die Höhen des Jura
mich ein wenig vor dem von Westen kommenden Regen abschirmen werden und des
weiteren, dass sich die Suche nach Übernachtungsquartieren nicht als zu
schwer erweisen wird (was ja bisher mein größtes Problem war) Ihnen und allen Saliern nun wieder beste
Grüße, diesmal von der historisch gesicherten Wegstation Besancon
König Heinrichs auf seinem schwierigen Weg nach Canossa, Henning Stehli. 27.03.06 23 Uhr 14
Lieber Herr Feichtner, Dank für lange SMS. Bin mit
Web site einverstanden. Schicke bald Liste aller
Übernachtungsorte zwecks besserer Orientierung. Will in 4 Tagen Genf
erreichen. Zusammenstellung einiger Gedanken über die Strecke Speyer Besancon kommt auch bald auf den Weg. Auf Wanderung alles
ein wenig umständlich. Bitte Grüße an alle Salier von H. Stehli 03.04. gegen 19 Uhr Anruf von Herrn Stehli:
Er konnte in den letzten 2 Tagen keinen SMS Kontakt bekommen. Das Wetter ist
gut, er ist bei bester Kondition. Zwei Tage im Schnee gewandert ist er jetzt
eine Tagesetappe vor Albertville und muss wegen des
Schnees die geplante Route ändern. 04.04. 12 Uhr 34 SMS ist
gut angekommen, war wohl in zeitweisem Funkloch. Bin soeben bei schönstem
Wetter in Ugine 9 km vor Albertville. 05.04. 19 Uhr 15 Hallo, Danke für Info. Heute weitere Sendung
abgeschickt. Alle Pässe noch gesperrt, auch Mont Cenis, mal sehen wie es in einer Woche ist. Gruß H.S. 09.04. 17 Uhr 44 Lieber Herr Feichtner,
ich grüße sie und alle Salier aus Lanslebourg. Mont Cenis bis nächsten Monat
gesperrt. Werde Dienstag von Modane per Bus(für nur
2 Euro und in nur 30 Minuten) nach Bardonecchia/IT.
fahren und dann über Susa weiter. Nochmals beste
Grüße H.S. Auf meinen nicht ganz ernst gemeinten Einwand, er könne bei dem vielen
Schnee nun doch seinem Vorbild nacheifern und über den Mont
Cenis gehen, hat Herr Stehli
geantwortet: 10.04.
9 Uhr 28 Haha, sie
Witzbold, Napoleon kam Januar 1798 gleich mit 30000 Mann, am 19. April 1805
mit 4 Divisionen , Papst Pius VII. am 15.11.1804
auch mit einer menge Hilfskräften und doch gab es
ernste Probleme. Beim großen Vorbild Heinrich ja genauso. Also: Sie gehen
voraus und ich hinterher! Aber Spass beiseite: Ab Badonecchia geht’s wieder wie gewohnt weiter, also nur zu
Fuß. Beste Grüße an alle HS 12.04.
21 Uhr 11 Ich begrüße
Sie und alle Salier von der anderen Seite des Mont
– Cenisio, aus Susa, das
ich nach strammem 33 km Marsch ab Bardonecchia
erreicht habe. HS Auf meine SMS mit Osterwünschen vom 15.04. kam folgende SMS zurück: 16.04.
1 Uhr 35 Lieber Herr Feichtner, mit ihrer SMS sind sie mir etwas
zuvorgekommen, vielen Dank dafür. Ihnen, ihrer Mutter und allen Saliern
wünsche ich ein frohes Osterfest aus der Olympiastadt Turin. Dazu mehr in
einem neuen Bericht, der nach Ostern abgeht. – Karfreitag konnte ich an der
Messe in der Kathedrale unter Leitung des Kardinals, die – sehr bewegend –
vor dem Schrein mit dem Leichentuch Jesu Christi endete!! Frohe Ostern HS 18.04.
21 Uhr 59 Lieber Herr Feichtner, ich sende Grüße an sie und alle aus Trino, 25 km vor der europäischen Reishandelshauptstadt Vercelli, dem nächsten historisch bestätigten
Aufenthaltsort von König Heinrich, wo ich morgen vermutlich eintreffen werde.
Dort stoße ich auch auf dem wichtigen Rompilgerweg „Via Francigena“,
wo ich hoffe einige interessante Rompilger zu treffen. Habe ihnen heute
einige Notizen zur Etappe Albertville – Turin
geschickt und wäre für Eingangsbestätigung dankbar. HS Auf meine SMS mit der Frage, wann Herr Stehli
in Canossa sein wird und ob er wie ursprünglich geplant weiter gehen wird
nach Rom kam folgende SMS. 21.04.
21 Uhr 40 Lieber Herr Feichtner, Dank für SMS. Habe mich über die Grüße,
insbesondere über die von Schwester Rosemarie vom Dom sehr gefreut. – Ja
Canossa rückt rasch näher, werde bis Ultimo dort sein – unvorhergesehenes
unberücksichtigt-. Also Rom: Italien ist als Wanderland (außerhalb der Berge)
eine Katastrophe. Da kommt man als Wanderer nur knapp vor dem Bettler. Dazu
kommt der Pilgerweg „Via Francigena“ der keiner ist
und viel zu oft und lange am Rande der engen, viel befahrenen Staatsstraßen
entlang führt. Macht auf Dauer absolut keinen Spaß und ist hochgefährlich.
Rompilger sind auch nicht zu sehen, ist wohl noch zu früh im Jahr.
Pilgerherbergen stehen bisher auch nur im Führer, in Wirklichkeit sind sie
geschlossen. Werde deshalb vermutlich von Canossa nicht nach Rom weitergehen,
was schade ist, weil ich darauf eingerichtet war und meine Kondition
inzwischen ausgezeichnet ist. Na ja man kann im Leben nicht immer alles
haben. Soweit der heutige Zwischenstand. – Morgen Pavia.
– Herzliche Grüße an alle HS 26.04.
16 Uhr 23 Lieber Herr Feichtner, ich grüße sie und ihre Mutter und alle mir
bekannten und unbekannten Salier ganz herzlich von Mathildes Burg in Canossa.
Außer dem Museumswärter und mir ist niemand da und so kann ich mich überall
ungestört umsehen und auch viel fotografieren. Überrascht war ich, dass es
von „Ciano d’Enza“ noch 8 stramme Kilometer bergauf
bis zur Burg waren, aber das ist ja nun geschafft. Das Wetter ist
wechselhaft, wollte erst etwas regnen, hat nun aber wieder aufgeklart und bietet gute
Fernsicht. Damit ist mein Wanderziel erreicht, wegen der ungünstigen
Wanderbedingungen werde ich nun definitiv nicht mehr nach Rom weitergehen.
Sollten Sie an Reisenotizen der letzten Tage noch Interesse haben, lassen sie
es mich bitte wissen. Ansonsten grüße ich Sie und alle Salier und wünsche
weiterhin viel Freude mit und neue Erkenntnisse zu dieser bedeutenden
Herrscherdynastie. Henning Stehli Zusammenfassung
aus dem Wandertagebuch
Erste Erfahrungen: Zu viele Kilos: zum
einen auf den Rippen, zum anderen im Rucksack (und da haben ihm die Salier
auch noch ein Buch geschenkt). Die Traggurte des Rucksacks schneiden in die
Schulter, gelaufen ohne Kopfbedeckung, dadurch, wegen der starken Märzsonne,
Verbrennungen im Gesicht und wegen des kalten Windes Kopfweh. Aber auch erfreuliches gibt es zu
berichten: Die
herzliche Verabschiedung durch die Salier – Gesellschaft wird dem Wanderer
unvergesslich bleiben. „Spontan fühle ich mich in die geistige Mitte (der
Salier – Gesellschaft) genommen und genieße diese Erfahrung.“ Der
Start der Wanderung in „andachtsvollem Schweigen“ bei den Kaisergräber, genau
wie er sich das gewünscht hat. Die
guten Wünsche und „den himmlischen Segen“ von Schwester Rosemarie vom
Dombesuchsdienst. „Kann jetzt noch etwas schief gehen?“ Das Geleit, das ihm
einige „Salier“ bis an die Grenze der Stadt gegeben haben Im
Gespräch ergab sich, dass Henning die friesische Form von Heinrich ist. Also
ein Heinrich auf Heinrichs Spuren. Das Problem
aller Fernwanderer tritt bereits am zweiten Tag auf: Wo übernachte ich? Jockgrim war unsicher, also weiter bis Wörth. Nach heißer Dusche, guten Abendessen und zwei
Weißbier fragt sich der Wanderer: „Ist das Leben nicht schön?“
Die Grenze
nach Frankreich wird überschritten und muss mit einem Stempel dokumentiert
werden, den gibt’s nach einigen Irritationen in der Mairie
(Rathaus) Am vierten Tag
setzt Regen ein und am Ende des Tages verläuft sich der Wanderer auch noch
und ein volltrunkener Radfahrer versteht ihn zunächst nicht als er ihn nach
einem Hotel fragt, kann ihm dann aber doch helfen Weiter bei
strömendem regen über Sessenheim,
das durch den Aufenthalt Goethes und seiner Leibe zur Pfarrerstochter
Friederike Brion bekannt ist, und Gambsheim nach Kilstett Biwakzelt und
Salierbuch werden nach Bremen geschickt, das Gewicht des Ruckssacks
nur noch 12 Kilo, weiterhin Regen. Die Kathedrale von Straßburg hat nicht
mehr die Ausstrahlung wie vor vier Jahren, das „Gefühl inneren Friedens“ kommt nicht auf. Schnell wieder weg. Mit
der schönen komfortablen Straßenbahn? Nein , trotzig vermerkt der Wanderer:
„Ich lege jede, auch die kleinste Strecke zu Fuß zurück“ Das
ausgezeichnete Frühstücksbuffet entschädigt für das miserable Abendessen
Heute nur Nieselregen, aber am Ende des Tages nach mehr als 30 km wieder das
Quartierproblem, Rhinau heißt der Übernachtungsort. Überraschung
am Morgen: Schneetreiben und geschlossene Schneedecke. Aber beim Start um 10
Uhr hat es aufgehört zu schneien und es wird ein sonniger Tag. Der Weg führt
am Rhein entlang, zum Teil auf dem Damm, man kann den vorbeiziehenden
Schiffen zuschauen und seinen Gedanken freien Lauf lassen. Das
Wasserkraftwerk Marckolsheim versperrt den Weg.
Beim Umgehen fällt ein Schild „Memorial Ligne
Maginot“ auf. Das muss man mitnehmen. Es ist schon später Nachmittag und im
Wald wird es wieder bitter kalt. Dazu ist das Museum auch noch im
Winterschlaf und nur die Außenanlage des Memorials kann besichtigt werden.
Drei Hotels in Marckolsheim sind geschlossen. Aber
mit Hilfe der Gäste eines Döner Kebab Ladens wird doch noch ein Hotel
gefunden, wenn auch teuer. Nach dem
Einkauf im Supermarkt geht’s am nächsten Morgen hinaus in die Kälte und alles
was warm hält wird angezogen. Die sog. Römerstraße – eine Enttäuschung. Bei dieser
Kälte und dem Wind ist niemand unterwegs. Ein heißer Tee an einem Imbisswagen und ein Gespräch mit dem türkischen Besitzer
tun gut. Danach ist Colmar bald erreicht und es gibt endlich mal kein
Übernachtungsproblem! Die Zeit reicht noch für einen Besuch im
Unterlindenmuseum und zur Besichtigung des Isenheimer Altars von Mathias
Grünewald. Dieser ist so beeindruckend, dass Herr Stehli
die Zeit vergisst und von einer Mitarbeiterin des Museum auf die
Schließungszeiten aufmerksam gemacht werden muss. Der nächste Tag ist ein
Ruhe – und Besichtigungstag. Ein nochmaliger Besuch des Unterlinden Museums
ist leider nicht möglich, dienstags sind die Museen in Colmar geschlossen,
aber die hübsche Fachwerkstatt hat auch sonst noch einiges zu bieten. Der 11 Tag der
Wanderung beginnt mit einem Besuch der Poststation um das Gewicht des Rucksacks
weiter zu erleichtern. Das erfreulichste Ereignis des Tages ist die Begegnung
mit der hübschen Posthalterin, Madame Patricia. Als sie sich vorbeugt um die
Wünsche genau abzufragen, gewährt sie ganz besondere Einblicke, welche die
Sinne des Wanderers verwirren. So eingestimmt
können bei sonnigem Wetter auch der Lärm eines Schissplatzes
und die Übungen von Jagdflugzeugen die gute Laune nicht verderben. Ärgerlich
wird es erst am Abend. Wieder kein Zimmer im vorgesehenen Übernachtungsort
und so müssen noch vier Kilometer angehängt werden. Dort gibt es in einem 3
Sterne Hotel für € 90,- eine ziemlich schäbige Bleibe. Zunächst wird
bedauert, dass es kein anderes freies Zimmer mehr gäbe, aber o Wunder, nach
einer lautstarken Diskussion und dank der Hartnäckigkeit von Herrn Stehli, findet sich doch noch ein ordentliches Zimmer. Im
Tagebuch ist vermerkt: „Auch Wanderer sind reputierliche Menschen!“ Ein grauer,
kalter Tag erwartet den Wanderer am nächsten Morgen. Langsam nähert er sich
den Vogesen, die ersten erwähnenswerten Steigungen sind zu bewältigen. Aber
die Kondition hat sich seit Speyer spürbar verbessert, erst bei Tagesetappen
von mehr als 30 km wird es am Ende mühsam. Ein französischer und dann auch
noch ein deutscher Soldatenfriedhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege
werden in Cernay besucht. Nach einem kurzen Gebet
für die hier Bestatteten beschäftigen den Wanderer auf den nächsten
Kilometern Gedanken über die Irrsinnigkeit aller Kriege. Kurz vor dem Ziel in
Burnhaupt . le .Haut gibt es noch eine unliebsame
Überraschung: die erste Blase an der Fußsohle. Aber was macht das einem erfahrenen Wanderer aus? Am 13. Tag ist
es immer noch sehr kalt, ansonsten ein idealer Wandertag auf
abwechslungsreichen Wegen, fernab vom Autolärm. Die nun zunehmenden Steigungs – und Gefällstrecken machen müde und so mietet
sich Herr Stehli gleich im ersten Hotel in Belfort
ein. Als Herr Stehli am nächsten Morgen wie gerädert aus dem Bett
kroch, war ihm klar, dass das magere Abendessen nicht die verbrauchten
Kalorien ersetzt hat. Als Entschädigung
und um Schwächeanfällen vorzubeugen nimmt er, entgegen seiner
sonstigen Gewohnheit, vom Frühstücksbuffet noch schnell ein paar Käsescheiben
mit und das war gut so. Wegen Fehlentscheidungen bei der Routenwahl kamen
viele Kilometer zusammen. Nach 30 km in Beaucourt
waren die Hotels geschlossen, ebenso eine Gîte
(Wanderer – Herberge) 5 km weiter. Ein freundlicher Optiker hat nach einigen
Telefonaten dann ein Hotel gefunden. Dem Angebot, ihn mit dem Hoteltaxi
abzuholen, konnte der Wanderer nicht wiederstehen, auch wenn er sich dafür
ein wenig geschämt hat. Der Wirt
empfiehlt am nächsten Tag bis Baume – les Dames zu
gehen, das ist nur eine halbe Autostunde. Aber, - Originalton Stehli – „Autoentfernungen lügen, Karten in großem
Maßstab trügen, Abkürzungen täuschen, nur die Müdigkeit des Wanderers ist
echt“ Am Abend ist erst Clerval erreicht und das
angepeilte Hotel hat, Sie ahnen es schon, geschlossen. Aber, welch ein Glück,
ein Stück weiter gibt es eine andere Absteige und eine solche ist es auch.
Aber was soll’s. Im eigenen Schlafsack können einem die Hinterlassenschaften
des Vorbenutzers auf dem Laken nichts anhaben und ein eigenes Handtuch hat
man ja auch. Aber gegen die
im Zimmer vorhandenen Krankheitskeime hilft das alles nicht. Am anderen
Morgen hatte Herr Stehli verquollene Augen und eine
verstopfte Nase und auch der niesende Wirt verbreitet haufenweise
Krankheitserreger. Vielleicht hilft ein Schnaps in der Wasserflasche. Die
ganze Etappe wird auf der Nationalstraße zureckgelegt,
weil ein Wanderweg auf der anderen Seite des Doubs
zu spät erkannt wurde und es dann keine Brücke mehr gab. Im Übernachtungsort
Baume les Dames gab’s bei der Tourist Info den
Hinweis dass der Wanderweg auf der andere Flussseite bis Besaςon
führt. Der Wirt wäre zu gerne mitgegangen, ja wenn nur die Arthrose in den
Knien und Hüften nicht wäre. Der empfohlene Wanderweg ist sehr ruhig und an
einigen Stellen kann man erkennen , dass der ruhige Doubs bei Hochwasser ganz schön gefährlich sein kann.
Gegen Ende der Strecke setzt wieder Regen ein der bis Besancon
anhält. Am 17. Tag der
Wanderung kam Herr Stehli nach Besançon, dem ersten
überlieferten Aufenthaltsort von König Heinrich 1076. Zwei Tage sind für
diese Stadt vorgesehen, nicht nur wegen der geplanten Besichtigungen, sonder
auch um den Substanzverlust auszugleichen, der sich bei Fernwanderungen
zwangsläufig einstellt. Das Besichtigungsprogramm kann nur eingeschränkt
durchgeführt werden, denn es regnet immer noch. Dafür fand Herr Stehli in der Bibliothek den oben schon erwähnten Hinweis
auf König Heinrichs Aufenthalt. Besichtigt
wird auch die von Vauban im 17. Jh. erbaute Festung. Innerhalb der Anlage
sind, neben einer Vauban – Ausstellung, verschiedene andere Ausstellungen zu
sehen. Besonders betroffen und nachdenklich gemacht hat Herrn Stehli die Ausstellung über das Dritte Reich und die
französische Réstistance. Das Resumée seines Weges von Speyer nach Besançon, das Herr Stehli gezogen hat, will ich wörtlich wiedergeben: „Vom Wetter
will ich dabei nicht reden, das ist, wie es eben ist und dafür bzw. dagegen
hat man seine Ausrüstung. Es sind andere Fakten, die anzusprechen sind:
Routenwahl; Einzel – oder Gruppenwanderung; Nachspüren der Atmosphäre von
König Heinrichs historischer Reise. Um mit dem
letzten Thema anzufangen: Es lässt sich auf den kurzen Nenner bringen, Flair
und Umstände jener Zeit sind passé. Wer Heinrich faktisch und atmosphärisch
sucht, muss sich in Geschichtbücher vertiefen, auf
der bisherigen Zwischenetappe findet er ihn nirgends. Die Routenwahl
zwischen Speyer und Besançon habe ich willkürlich, d.h. nach eigenen
Überlegungen gewählt, wie König Heinrich wohl gereist sein könnte. Aber ich
gebe mich nicht der Illusion hin, dabei mehr als die eine oder andere
Wegüberschneidung erreicht zu haben. Außerdem dürfte für diesen
Reiseabschnitt (wie auch für die kommenden) gelten, dass die in den Jahren
1076/1077 benutzten Hauptverkehrswege sich heute zu modernen
Verkehrsmagistralen entwickelt haben, die für einen Wanderer absolut
indiskutabel sind. Damit spreche ich einen grundsätzlichen Unterschied an,
den zwischen einem Fernwanderer und einem die Natur und Erholung suchenden
Wanderer. Letzterer nutzt die gut ausgeschilderten Fernwanderwege, die abseits
von Hektik und Straßenlärm sich vorwiegend an landschaftlichen Schönheiten
orientieren. Diese Wege sind dem Fernwanderer, der, wie der Name schon sagt,
ein fernes Ziel anstrebt, verschlossen. Ganz einfach deswegen, weil er sonst
nicht vorankommt. Als Fernwanderer mit dem Ziel Canossa habe ich mich deshalb
auf zielführende Tagesetappen konzentriert und dabei die Schönheit des
Wanderwegs weitgehend außer acht gelassen. Wo ich
dann doch einmal der wanderfreundlichen Variante den Vorzug gegeben habe,
musste ich das so gut wie immer durch längere Gehzeiten und erheblich höheren
Kraftaufwand bezahlen. Für die Strecke Speyer – Besançon habe ich deshalb
viele Abschnitte in Kauf genommen, auf die der Normalwanderer nur mit
Verachtung blickt: zu viel Asphalt, zu viele Autos, zu viel Verkehrslärm, zu
hohes latentes Unfallrisiko, zu wenig Natur und zu wenig Entspannung während
der Wanderung. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass ich alleine unterwegs bin
und auf Niemanden Rücksicht zu nehmen brauche. Die Flexibilität eines
Einzelwanderers ist einfach größer, als wenn er auf Gefährten achten muss:
sei es in der Häufigkeit von Erholungspausen, der Wegwahl,
der Gehzeit und Etappenlänge, dem Wanderrhythmus
usw. Die zentrale Frage ist dennoch eine andere, Kann man den schönen
Gedanken, auf König Heinrichs (weitgehend vermuteten) historischen Spuren von
Speyer nach Canossa zu gehen, guten Gewissens weiterempfehlen? Für die
Zwischenetappe Speyer – Besançon bin ich zu dem betrüblichen, aber
eindeutigen, Ergebnis gekommen, dass dies nicht möglich ist. Jammerschade!“ Von Besaçon über den Jura nach Genf Die Strecke
durch den Jura ist stark vom Wetter geprägt. Zum einen blauer Himmel, grüne,
blühende Wiesen, Vogelgezwitscher, munter sprudelnde Flüsse und Bäche, die
ersten Angler gehen ihrem Hobby nach, und zum anderen träger Nebel,
Sturzregen und übelstes Winterwetter. Dazu kommt noch, dass die Wanderstiefel
den Wassermassen nicht gewachsen sind und der Wanderer stundenlang mit nassen
Füssen herumlaufen muss. Und statt am Etappenziel gleich heiß duschen zu
können gibt es die schon bekannten Übernachtungsprobleme. Der erste
Etappenort ist Quingey, der Geburtsort von Guy de
Bourgogne, dem späteren Papst Calixtus II. in
dessen Amtszeit (1119 – 1124) mit dem
Wormser Konkordat der Investiturstreit beendet wurde. Er ist im gleichen Jahr
(1050) wie Kaiser Heinrich IV. geboren. Die Thermen
von Saline – les Bains (zweiter Etappenort) tun
auch dem strapazierten Körper des Wanderers gut. In den
nächsten Tagen gibt es wieder kleinere, aber schöne Umwege. Noch im tiefen
Schnee liegen die Wanderwege von Les Rousses über
die Passhöhe ins Genfer Becken. Ein Gendarm warnt Herrn Stehli
diese zu benutzen und schlägt stattdessen vor die Nationalstraße 90 nach Nyon
am Genfer See zu nehmen. Gut verproviantiert macht sich der Wanderer auf
diese kurze (25 km) Strecke. Kurz hinter der Schweizer Grenze befindet sich
Herr Stehli im Winter Wunderland, denn der Regen
ist in Schnee übergegangen. Regen
begleitet den Wanderer auch auf der letzten, nicht enden wollenden
Etappe nach Genf. Das noch auf verkehrsreichen Straßen, bei rücksichtslosen
Autofahrern und unter der Einflugschneise des Genfer Flughafens. In der
Jugendherberge gibt es kein Zimmer nur einem Schlafsaal mit 6 Betten. Aber
nach einer heißen Dusche sieht die Welt wieder anders aus und ein Besuch der
Kathedrale und des Genfer Staatsarchivs schließen sich noch an. Am nächsten tag ist Schuhkauf angesagt, denn die Wanderstiefel haben
definitiv ihren Geist aufgegeben. Aber
auch hier wissen die freundlichen Damen vom Touristenbüro Rat und empfehlen
ein gutes Sportgeschäft. Der Verkäufer macht offensichtlich einen guten Job
und verkauft gleich noch einen Satz Funktionsunterwäsche mit. Den Rest des
Tages verbringt der Wanderer in der Ruhe der Staatsbibliothek, denn Genf ist
ihm zu laut, zu hektisch und auch zu teuer. Die Nacht wird , wegen des variantenreichen Schnarchens eines
Spaniers, ziemlich unruhig. Am nächsten
Morgen wird der Weg nach Alberville in Angriff
genommen. Zunächst geht es am Qai du Mont – Blanc direkt am Seeufer entlang, wo die
Hotelpreise astronomisch sind und wie Herr Stehli
meint „die Luft ungesund ist: Hier ist 1898 Österreichs Kaiserin Sissi einem
Attentat zum Opfer gefallen und im Hotel Beau Rivage
kam der Kieler Ministerpräsident Uwe Barschel auf mysteriöse Weise ums Leben Die neuen
Stiefel haben ihre Bewährungsprobe bestanden, denn Petrus hat zum Test wieder
kräftigen Regen geschickt. Die Auskunft
des Wirts in La Roche – sur - Foron
zwingt zu einer Routenänderung. Alle nur touristisch genutzten Passstraßen
liegen noch tief im Schnee. So ist jetzt Albertville
das neue Ziel. Aber ganz schlimm: Auch der Mont Cenis soll noch gesperrt. Sein. Kein Weg
abseits der von Skiurlaubern stark frequentierten Autostraße ist geräumt, so
muss Herr Stehli diese äußerst gefahrvolle Straße
durch eine Schlucht gehen. Vor lauter Konzentration auf den Verkehr bleibt
ihm die Schönheit der Natur verschlossen. La Clusaz erweist sich als Skiort mit tollen Pisten. Die
Versuchung ist groß sich einige Tage in den Skibetrieb zu stürzen. Aber der
Wanderer widersteht und bleibt König Heinrich treu. Endlich Sonne!
Die genießt der Wanderer in einer Crêperie am
Wegesrand auf der Strecke nach Saint Nicolas – la – Chapelle.
Nur der Haushund lässt sich nicht verjagen und macht sein Geschäft in
unmittelbarer Nähe des Gastes. Offensichtlich versteht er kein Deutsch. Die Pause ist
verdient, denn einen 5 km langen Anstieg mit fast 500 Metern Höhenunterschied
und einen 10 km langen Abstieg inmitten majestätischer Berge hat der Wanderer
bereits hinter sich. Nach
erholsamem Schlaf im Wasserbett und einem guten Frühstück geht’s bei warmem
sonnigem Wetter auf der Nationalstraße weiter bis diese nach 3 km wegen
Winterschäden gesperrt ist. Das gilt nicht für Fußgänger meint Stehli und geht auf der Straße weiter bis es ihm Angst
und Bange wird. Senkrecht abfallende Felswände sind zum Teil mit
Drahtgeflecht gegen Steinschlag gesichert. Fernes Steingepolter und
Steinbrocken an manchen Stellen zeigen, dass die Angst nicht unbegründet ist. Albertville, die
Stadt der olympischen Winterspiele von 1992, fühlt sich heute noch olympisch
und hat auch ein entsprechendes Museum. Dort steigt der Wanderer einmal kurz
aufs Original Siegerpodest. Ist das nichts? In der Médiatèque von Albertville
stöbert Herr Stehli in verschiedenen Büchern immer
auf der Suche nach König Heinrichs Spuren. Heinrich ist wohl durch Albertville gekommen, aber die Autoren kommen dann zu
verschiedenen Ergebnissen, was den Pass angeht den er dann benutzt hat. Neben
dem Mont Cenis werden
auch der große und der kleine St. Bernhard genannt. Der Mont Cenis ist gesperrt,
Freigabe noch nicht in Sicht! Was nun? Von Albertville ,
- von Herrn Stehli mit einer gealterten Diva
verglichen - aus geht es bei trockenem Wetter noch ein Stück durch das Tal
der Isère ins Arctal.,
das , von majestätischen Bergen umrahmt, im Gegensatz zu den bisher
durchwanderten Tälern sehr breit ist. Erst ab Modane
auf dem letzten Teilstück in Frankreich wird es eng und beschwerlich. Erster
Übernachtungsort ist Aiguebelle, ein Ort zum
Vergessen. Unser Wanderer ist der einzige Gast in einem riesigen Hotel. Das
interessanteste vielleicht ein Zeitungsaushang, mit einem Bericht von einem
Holländer, der auf einer Rom – Wanderung hier übernachtet hat. Nur neidisch
kann Herr Stehli auf die Tatsache blicken, dass
dieser Holländer von 75 Sponsoren unterstützt wurde. Am nächsten
Tag geht es auf eine 35 km Etappe nach Saint – Jean – de Maurienne,
wo im Hotel mal wieder alles stimmte. Das kann man
vom Hotel in Modane, das nach einem 30 km Marsch
erreicht wird, nicht behaupten. Das Bett ist zu kurz und unbequem. Das
Dröhnen der Musik aus dem Restaurant können die Ohrstöpsel gerade noch
abfangen, gegen einen (falschen) Feueralarm sind sie allerdings machtlos. Die
schwierigen 25 km nach Lanslebourg am Fuße des Mont Cenis hat Herr Stehli ,
obwohl er wusste, dass der Pass gesperrt ist, nur auf sich genommen, weil er
hoffte dort etwas über Heinrichs Passüberquerung zu erfahren. Aber ein dünnes
Büchlein in der Bibliothek verweist auch nur auf den Chronisten Lambert. Am nächsten
Morgen ist es wieder bitter kalt, auch im Bus der Herrn Stehli
in nur 40 Minuten nach Modane zurückbringt. Zwei
Tage zuvor hat die gleiche Strecke einen ganzen Wandertag gekostet, ziemlich
frustrieren! In weiteren 30
Minuten bringt ein anderer Bus den „Wanderer“ durch den 13 km langen Fréjus – Tunnel nach Bardonecchia
in bella Italia. Dort ist gerade Siesta, und so
kann sich auch unser Wandersmann erholen. Am nächsten
Morgen geht es wieder zu Fuß weiter. Das 33 km entfernte Susa
ist das Ziel, das auf leicht abfallender Straße schon früh erreicht wird. So
bleibt Zeit zur Besichtigung 2000 Jahre alter römischer Bauten und zum Besuch
einer Ausstellung, die Karl dem Großen gewidmet ist. Die nächste
Etappe führt aus den Bergen heraus in die Po – Ebene und endet in Avigliana. Es ist
Karfreitag. Auf einer 10 km langen schnurgeraden Straße, die einst geschaffen
wurde, damit der König möglichst schnell sein Jagdschloss erreichen kann,
ging’s direkt in das Zentrum von Turin. In der Stadt,
die noch ganz im Zeichen von Olympia steht bleibt Herr Stehli
bis Ostermontag. Bei der
Kathedrale holt er sich einen Pilgerstempel ab. Zuvor hat er an Karfreitagsliturgie mit dem Turiner Kardinal
teilgenommen. Der Gottesdienst wurde am berühmten Turiner Grabtuch beendet,
das sich Herr Stehli bei dieser Gelegenheit genau
ansehen konnte. Beim
Stadtbummel am Samstg beeindruckt den Wanderer am meisten ein Markt und da besonders der Fischmarkt auf dem
Platz der Republik. Zufällig gerät
der Wanderer am Ostersonntag in die Kirche des Hl Franz von Assisi, wo er
wieder an einem Gottesdienst teilnimmt und mit Osterei und Olivenzweig
beschenkt wird. Auch wenn alle
Bibliotheken geschlossen waren, schreibt Herr Stehli
nach drei Tagen in der Olympiastadt: “Schön war es in Turin“ Ja schön war
es in Turin. Dies gilt aber nicht für die folgenden 10 Etappen bis nach
Canossa. In der SMS vom 21.04 hat Herr Stehli schon
angedeutet, dass Wandern in Italien außerhalb der Berge eine Katastrophe ist.
Wahrscheinlich hat er mir auch deshalb keinen Bericht über dieses Teilstück
zukommen lassen. Erst einige Zeit nach seiner Rückkehr nach Bremen habe ich
eine überarbeitete Fassung seiner Reiseaufzeichnungen als CD erhalten. Darin
ist auch diese Wegstrecke beschieben . Hier meine Zusammenfassung: Geprägt wird
die ansonsten langweilige Landschaft von den riesigen wasserüberfluteten
Äckern, den Reisfeldern mit unzähligen Fröschen. Die Wege zwischen diesen
Feldern beginnen und enden irgendwo und sind als Wanderwege kaum zu nutzen.
Was bleibt sind die Staatsstraßen mit ihrem unglaublichen Verkehr. Sie zu
benutzen ist nicht nur gefährlich, es hemmt auch das Vorankommen, denn der
Wanderrhythmus wird wegen des ständigen Ausweichens immer wieder
unterbrochen. Der Wanderer
musste auch erfahren, dass Rucksacktouristen in Italien offensichtlich nicht
willkommen sind und als so etwas ähnliche wie Bettler betrachtet werden., das
geht vom verweigerten Gruß bis zum Hinauskomplimentieren aus einem
Restaurant. Aber auch von (wenigen) Menschen mit einer angeborenen
Herzlichkeit, wie sie in keinem anderen Land zu finden ist, berichtet der
Wanderer. Das schon
bekannte Übernachtungsproblem stellt sich auch in Italien ein. Auch auf der
bekannten Wanderstrecke nach Rom der „Via francigena“
gibt es keine preiswerten Herbergen (Vielleicht ist es noch zu früh im Jahr)
und so bleiben wieder nur die (teuren) Hotels. Beeindruckend
sind die Städte Vercelli, Pavia,
Parma und Reggio nell’Emilia. In jeder könnte man sich einige Tage aufhalten,
wenn nicht das Ziel so nahe wäre. In Vercelli kommt es zu einem Gespräch mit einem alten
Priester, der die Rolle von Mathilde und von Papst Gregor VII. bei den
Ereignissen von 1077 völlig anders sieht wie unser Wanderer. Weil das
einzige Hotel in der Nähe von Canossa ausgebucht ist muss Herr Stehli noch einmal den Bus nehmen, bevor er die letzten
drei Kilometer bis zur Burg in Angriff nehmen kann. Für diese kurze Strecke
muss man keinen Proviant mitschleppen. Aus den drei werden dann aber acht
Kilometer bergan und so hat der Wanderer, beim Cafe am Fuße der Burg, so kurz
vor dem Ziel, keinen Sinn für Geschichte sondern ganz schlicht und einfach
nur Hunger. Das Cafe war geschlossen, aber der Hunger hat Herrn Stehli offensichtlich so entschieden auftreten lassen,
dass er dann , zwar etwas unwillig, doch Kaffee und
Kuchen bekam. Jetzt
Originalton Stehli: „Im Sonnenschein auf der
Terrasse bei Kaffee und Kuchen sitzend, blicke ich zufrieden auf die Burg und
genieße den Anblick uneingeschränkt. Das also ist
Canossa. Im Geiste rufe ich die gespeicherten Bilder ab und versuche, mir
König Heinrich barfüßig im Schnee vorzustellen, wie er im Büßergewand
reumütig an das äußere Burgtor klopft. Es klappt nicht so richtig. Vielleicht
liegt es daran, weil es das betreffende Burgtor nicht mehr gibt und auch
Frühling ist. Ganz langsam
gehe ich die Serpentinen zur Burg hoch, bleibe oft stehen um mir alle Details
genau anzusehen und fotografiere wie ein Japaner.“ Viel Zeit hat
sich Herr Stehli auf der Burg gelassen. Gestört hat
ihn die mangelnde Beschriftung. Auch gehört das ansonsten nett und recht
informativ gemachte kleine Museum, so die Meinung von Herrn Stehli, eher an den Fuß der Burg und nicht auf die Burg
selbst. Auch sollten die Darstellung der Ereignisse
dem heutigen Stand der Geschichtsforschung entsprechen. Für jemand, der 53
Tage auf den Spuren Heinrich IV.
unterwegs war, kommt dieser König zu schlecht weg. Lange ist Herr
Stehli auf der Burg geblieben und dann voll Freude
über die glücklich abgeschlossene Wanderung wieder ins Tal zurück gekehrt. Wenn Sie,
verehrte Leser, weitere Fragen haben, oder inspiriert wurden selbst einmal
auf den Spuren König Heinrichs zu wandern und Ihren eigenen Gang nach Canossa
zu machen, lassen Sie es uns wissen!!! Zum Seitenanfang
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Übernachtungsorte
auf dem Weg nach Canossa 05.03. Germersheim 06.03. Wörth 07.03. Lauterbourg 08.03. Roeschwoog 09.03. Kilstett 10.03. Strasbourg 11.03. Rhinau 12.03. Marckolsheim 13.03. /15.03. Colmar 15.03. Bollwiller 16.03. Burnhaupt-le-Haut 17.03. Belfort 18.03. Valentigney 19.03. Clerval 20.03. Baume-les-Dames 21.03./22.03./23.03. Besancon 24.03. Quingey 25.03. Salins-les-Bains 26.03. Champagnole 27.03. Sain-Laurent-en-Grandvaux 28.03. Les Rousses 29.03. Commugny 30.03. / 31.03. Genf 01.04. La Roche – sur- Foron 02.04. La Clusaz 03.04. Saint Nicolas – la Chapelle 04.04. / 05.04. Albertville 06.04. Aiguebelle 07.04. Saint – Jean – de – Maurienne 08.04. Modane 09.04. / 10.04. Lanslebourg 11.04. Badonecchia / It. 12.04. Susa 13.04. Avigliana 14.04./15.04./16.04. Turin 17.04. Chivasso 18.04. Trino 19.04. Vercelli 20.04. Mortara 21.04. Garlasco 22.04. Pavia 23.04. Castel – san Giovanni 24.04. Parma 25.04. / 26.04. Reggio nell’Emilia 27.04. / 28.04. Rückfahrt nach Bremen |
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